Müssen Füße überhaupt gepflegt werden?
Eine Frage, die häufig auf offener Straße oder in netten Gesprächen an mich gerichtet wird: Wie pflege ich meine Füße? Brauchen sie eine besondere Aufmerksamkeit? Womit pflege ich sie und wie oft?
Als ich 2015 mit dem Barfußlaufen begann, waren meine Füße einfach „nur“ Füße. Besondere Beachtung habe ich ihnen nicht geschenkt. Hauptsache sauber und gesund. Punkt. Dann kam das Barfußlaufen und damit rückten meine Füße in den Vordergrund. Von jetzt auf gleich sollten meine Füße plötzlich das leisten, was bisher die Schuhsohlen übernommen hatten. Meine Fußsohle war noch weich, die Ballen am Vorfuß flach und ebenso wie die Ferse ohne stabile Sohlenhaut.
Kosmetika für die Füße?
Um über „Stock & Stein“ laufen und barfuß größere Entfernungen zurücklegen zu können, sollte ich mich nun intensiver um meine Füße kümmern. Schließlich wollte ich keine Blessuren, Blasen oder sonstige Unannehmlichkeiten davontragen. Als praktizierende Minimalistin in Sachen Kosmetika, verzichte ich seit vielen Jahren u.a. auf Salben und Cremes jeglicher Art. Einzig natives Kokosöl benutze ich für die Hautpflege und das auch nur bei Bedarf. Also fand sich bei mir auch nichts, was meine Füße bzw. die Fußsohlen dabei unterstützen könnte, sich schneller und besser auf die neue Situation einzustellen.
Am Anfang, als die Fußsohlen noch weich und sehr durchlässig waren, nahmen sie dankbar Oliven- bzw. Kokosöl auf. Doch irgendwie war das nicht ausreichend. Mein Gefühl sagte mir, die Sohle braucht mehr Unterstützung, um diesen neuen Strapazen gewachsen zu sein.
Feuchtigkeit oder eher Fett?
Nun gibt es ja Mittel wie Sand am Meer, die alle ihr Bestes versprechen. Ich wollte nach Möglichkeit auch hier eine hauptsächlich natürliche Substanz. Das Mittel meiner Wahl sollte dabei folgende Aspekte berücksichtigen:
- schnell in die Haut einziehen
- keinen Fettfilm auf der Haut zurücklassen
- das Hautmilieu positiv unterstützen
Die ersten beiden Punkte sind für mich wichtig, um der Verschmutzung von Teppichen und dem Ausrutschen auf Fliesen vorzubeugen. Der hin und wieder zu lesende Ratschlag, Socken über die eingecremten Füße zu ziehen, stellt für mich keine Alternative dar. Dazu kommt, dass ein zurückbleibender Fettfilm die beste Panade ist, um alles, wodurch man draußen so läuft, unter und auf dem Fuß festzuhalten. Deshalb scheidet das natürliche Wollfett Lanolin aus, ebenso Melkfett.
Meine persönliche Erfahrung
Durch Recherche auf verschiedenen Wander- und Barfußseiten im Netz fand ich zum Hirschtalg. In den ersten 3 Monaten des Barfußseins cremte ich meine Füße allabendlich nach der intensiven Fußbadgrundreinigung mit Hirschtalg von Scholl ein (der echte in der grünen Tube). Außerdem noch unmittelbar vor jeder größeren Wanderung. Somit blieben meine Fußsohlen geschmeidig und konnten sich gleichzeitig festigen. Risse, Schrunden und Riefen wurden vermieden. Der normale Abrieb beim Laufen auf natürlichem Boden und Asphalt verringerte die an einigen Stellen vorhandene Hornhaut. Sie veränderte sich, wurde geschmeidig und glatt. Mit dieser Creme habe ich meine Füße optimal versorgt und vorbereitet auf ihre neue Aufgabe. Ich massiere sie nach wie vor 1x die Woche ausgiebig in meine Fußsohlen und Zehen.
Weg mit dem Dreck
In den ersten Wochen waren meine Füße jeden Abend schmutzig. Heute weiß ich, dass das hauptsächlich auf die noch weiche und ungeschützte Sohlenhaut zurückzuführen war. Erdpartikel u.a. Bodenstoffe wurden aufgenommen und setzten sich in den Poren fest. Häufig musste ich mit der Wurzelbürste die Sohlen schrubben, um sie sauber zu bekommen. Nach etwa 3 Monaten ließ das durch die Veränderung der Sohlenstruktur nach.
Zauberwort Urea
Wenn ich nach ausgedehnten Wanderungen nach Hause komme, massiere ich nach dem Duschen eine Creme mit 10% Urea in meine Fußsohlen und Zehen ein. Der Urea-Anteil bewirkt, das sich meine strapazierten Füße schnell erholen. Auf jeden Fall heilen auch kleinere Schrunden, etwa verursacht durch Dornenranken oder scharfkantige Felsstücke, rasch ab.
Im normalen Alltag creme ich meine Füße nicht mehr jeden Tag ein, das Barfußlaufen aktiviert ihren eigenen Schutz. Das merke ich daran, dass sich die Haut meiner Füße ohne Eincremen „satt“ anfühlt. Es ist allerdings auch abhängig vom Wetter. Besser gesagt: laufe ich viel durch Nässe, Matsch und Kälte (oder über kalkfelsige Untergründe), brauchen auch die Füße mehr „Nahrung“. Dagegen reicht es bei trockenem, schönen Wetter mittlerweile, wenn ich sie alle 5-6 Tage eincreme.
Schleifpapier für eine glatte Haut
Intensiviert hat sich meine Pflege der Oberflächenhaut der Fußsohlen. Nach jeder anspruchsvollen Barfußtour glätte ich mit einem Schleifblock die strapazierte Haut der Fußsohle und insbesondere der Ränder. Feine Risse, rauhe Stellen und dickere Haut (Hornhaut) an den Rändern werden damit beseitigt. Gleichzeitig wird hartnäckiger Schmutz entfernt, wie Baumharz oder auch im Sommer Teerpartikel von der Straße. Den Schleifblock wende ich am trockenen Fuß an, während ich den Bimsstein nass benutze, z.B. während des Badens oder Duschens.
Jahrgang 1966, Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Lebt seit 2015 ganzjährig barfuß. Hobbys: Wandern, Radfahren, Ideen in Projekte umwandeln. Autorin von „Garten planen wie ein Profi“ und „Zuckerfrei essen jeden Tag„. Lebt mit Wolfgang im wunderschönen Allgäu.
Spannender Beitrag. Auch ich würde gerne nur noch barfuss durch die Welt schlendern, wären die Strassen nicht schmutzig. 🙂 Aber wenn auch immer ich kann, pflege ich meine Füsse und gönne mir oft auch eine Fussreflexzonenmassage. 🙂
Hi,
laufe sehr gern Barfuß im Sommer. Wir haben einen Hof, mit diversen Gräsern…. Meine „Fußrücken“ jucken abends ziemlich. Was kann ich dagegen tun???
Gehe davon aus, dass mich da kleine Tierchen beißen die auf dem Kopfsteinpflaster/Gräsern sitzen…… !?
Herzlicher Gruß Annabella
Liebe Annabella,
interessant zu lesen, dass es noch jemanden gibt, dem diese winzigen Tierlinge zusetzen 😉 Ich habe das Problem in trockenen Wiesen oder auch im Garten, wenn es lange nicht geregnet hat. Das sind so winzige Fliegen oder Sand-/Erdflöhe. Ich habe mir angewöhnt, bevor ich in den Garten gehe, die Fußrücken an solchen trockenen Tagen mit einer Fußcreme einzucremen. Seitdem lassen mich die Tierchen im Garten und in den Koppeln in Ruhe. Das schützt mich meistens auch gegen die kleinen roten Ameisen, die wir hier zu Hauf haben.
Liebe Grüße,
Eva
Hallo Eva Maria!
Ich bin eben über deinen Blogbeitrag gestolpert. Der ist wirklich sehr gut geschrieben! Selbst bin ich Podologin und daher natürlich an Themen, rund um den Fuß, sehr interessiert. Deine Einstellung zum Thema „Barfuss laufen“ finde ich prima. Ich habe gerne deinen Newsletter abonniert und freue mich über Neuigkeiten.
Ich lass dir hiermit einen lieben Gruß da und wünsche dir weiterhin viel Spass mit deinem Blog.
Maria
Herzlichen Dank, liebe Maria
Ich lebe seit März 2017 barfuß. Radfahren, Laufen, Bedienen auf unseren Festen… Nur in der Schule (ich bin Lehrer) habe ich Barfußschuhe an.
Abends schenke ich meinen Füßen die Aufmerksamkeit die sie verdienen. Schließlich haben sie mich durch den Tag getragen. Nach dem Waschen mit der Schrubbelseife (Seife mit Kaffeepulver) fahre ich mit der Hand über die Fußsohlen und spühre, ob irgendwo rauhe Stellen sind. Diese beseitige ich mit Schmirgelpapier und reibe sie mit Kokosfett oder Hirschtalk ein, je nachdem. Das Kokosfett braucht lange bis es eingezogen ist. Aber wenn ich noch etwas lese, kann ich dabei auch die Füße hochlegen.
Im Sommer nehme ich das Kokosfett und reibe meine Füße damit ein, bevor ich im Wald / Wiese laufe. Das hilft gegen die meisten Zecken.
Erstaunlicherweise hatte ich seit ich barfuß laufe keine Erkältung mehr, und weiß, das es auch braunes Körperfett gibt.
Das einzigste was ich vermisse ist, das meine Füße nicht mehr nach Käse riechen. Ich habe schon in der Apotheke nach einer Salbe gefragt. Ohne Erfolg.
Hallo Markus,
herzlich Willkommen in unserem Barfussblog.
Das Du von Anfang an der Pflege Deiner Füße viel Beachtung schenkst, ist sehr aufmerksam von Dir. Sie werden es Dir täglich mit Ausdauer und Wohlbefinden danken 😉
Barfußlaufen ist zwar kein Garant für dauerhaft ausbleibende Erkältungen. Aber Du hast Recht, das Barfußlaufen aktiviert die körpereigene Heizung („braunes Körperfett“) und stärkt damit das Immunsystem. Das macht uns weniger anfällig für Infekte.
Ob das Kokosfett auch vor Überfällen von Waldameisen schützt? Ich bin bei den Völkern ein beliebtes Ausflugsziel, was mich immer ziemlich stresst, wenn ich im Wald barfuß unterwegs bin. Wolfgang dagegen verschmähen sie, auch ohne Abwehrmittel.
Viel Spaß weiterhin beim Barfußlaufen und beim Stöbern im Blog
Eva
Den Hirschtalg werde ich mir gleich heute mal kaufen. Für eine Frau habe ich ziemlich hornige Füße und etliche Schrunden. Bisher hat nie was geholfen, letztes Jahr habe ich aufgrund meiner Basenkur auf die Fußcreme von Dr. Töth umgestellt. So gut waren meine Füße noch nie. Allerdings schließt sich eine Schrunde gar nicht mehr weiter, da hoffe ich jetzt auf den Hirsch 🙂 Danke für den T ipp
Liebe Melanie,
wenn Du mit der Basenfußcreme schon gute Erfolge erzielt hast, kann Dir der Hirschtalg gute Dienste leisten – beides ist ja auf Fett- bzw. Ölbasis. Wenn Du öfter mal Schrunden hast oder schlecht heilende Risse, versuche es mal mit einer 10%igen Ureacreme.
Viel Erfolg und berichte mal wieder 🙂
LG Eva
Danke, die besorge ich mir dann auch noch. Der Hirschtalg ist ja sehr reichhaltig aber irgendwas juckt mich damit….muss ich weiter probieren. Trotzdem freuen sich meine Barfüsse über die extra Pflege.
Ich muss gestehen, dass ich seit dem ich barfußlaufe (über 3 Jahren) meine Füße im Bach wasche, oder zuhause mit Wasser und Seife…
Eingecremt, habe sie nur bei Wanderungen mir Sonnencreme, aber sonst nie.
Liebe Grüße
vom Barfußdichter
Hallo,
ja, die grüne Hirschtalg ist super, die nehme ich auch.
sonst normales waschen und nichts weiter:-)
Urea kannte ich noch nicht, werde ich mir aber auch mal holen.
LG. in`s schöne Allgäu
Tatsächlich ist die Hautpflege eine sehr individuelle Angelegenheit, auch eine Frage des Alters. Es ist leider so, dass die Haut mit den Jahren immer mehr zur Trockenheit neigt, so auch bei mir. Ich hatte zu Beginn meines barfüßigen Lebens massive Probleme mit der Fußhaut. Schrunden, Hautablösungen, offene Stellen an und zwischen den Zehen. Alles Herumlaborieren mit diversen Mittelchen, die mir von Barfußfreunden empfohlen wurden, halfen nichts. Ich war ziemlich verzweifelt und meine Füße nicht mehr unbedingt eine Referenz für die Vorteile des Barfußlaufens. Am Ende waren es eine Podologin und ein Hautarzt, die für mich (!) die passende Lösung fanden. Ein phantastischer nicht fettender Fußschaum von Allpresan mit 10% Urea und zu Beginn eine Zinkcreme gegen wunde Stellen zwischen meinen z.T. eng anliegenden Zehen. Leider muss ich den Schaum täglich anwenden, weil sich sonst die Probleme zurückmelden.
Aber Achtung: trockene Haut ist nicht immer das Problem, bei manchen ist es auch Fettmangel. So etwas lässt man bei fortgesetzten Problemen am besten durch einen Hautarzt klären.
Ich habe hier schon wirklich viele tolle Sachen gelesen. Auf jeden Fall wert mal ein Lesezeichen zu setzten. Ich hoffe es folgen noch viele weitere Beiträge, ich liebe diesen Blog! 🙂