Barfuß – Hautschmerzen und was dahinter steckt

Gerade lese ich zum zweiten Mal mit Genuss das Buch von Martl Jung: Oh Sohle mio – Barfuß über die Alpen. Übrigens ein Buch, das man unbedingt so lesen sollte, wie ein typischer Barfußläufer die Untergründe wahrnimmt, auf denen er unterwegs ist: sehr achtsam. Denn sonst entgehen einem viele der kleinen Details, die das Buch erst stimmig machen.

Martl ist ein Extrembeispiel, was Kondition, mentale Stärke und Belastbarkeit der Füße angeht. Und deshalb für mich ein absolut spannender Zeitgenosse.

Die Hauptfrage, die sich mir bei Martl’s Leistungen immer wieder stellte, war: Wie bekommt man den Körper und vor allem die Füße so weit, solche Torturen zu überstehen? Martl wusste es anfangs selber nicht. Erfahrungen dazu waren nicht verfügbar, also musste er es selbst herausfinden.

Oberhaut und Verschleiß

Bestimmend dafür, ob wir beim Barfußlaufen Schmerzen in der Fußhaut empfinden, ist natürlich erst mal die Art des Untergrundes. Grober Schotter tut weh, so oder so. Wie weh er tut, ist eine andere Sache. Die Dicke und Robustheit der Haut ist dabei ein wichtiger Faktor.

Martl schreibt in seinem Buch angesichts der enormen Belastungen bei seinen alpinen Unternehmungen tatsächlich viel über die Haut. Dabei betont er immer wieder, dass man bei solchen Touren darauf achten sollte, nicht mehr Haut abzulaufen als nachwachsen kann. Schmerzen am nächsten Tag seine Füße, führt Martl das oft auch auf zu großen Verschleiß der Haut zurück.

Wie ich bei meinen Recherchen für meinen Beitrag zur Haut herausfand, sind es ja die Hornzellen der Oberhaut, die da eine Rolle spielen und sich besonders bei Belastung abreiben. Die Oberhaut kann einen halben Zentimeter dick werden und sich durch ständige Belastung innerhalb von zwei Wochen komplett erneuern. Das wären an einem Tag mindestens 0,3 Millimeter. Vielleicht sind es bei Martl sogar mehr, vielleicht das Doppelte. Dass Martl sich bei seinen extremen Unternehmungen in den Bergen mehr als diese 0,3 Millimeter oder sogar 0,6 Millimeter pro Tag abreibt, kann ich mir bestens vorstellen. Vor allem, wenn die Hornzellschicht, also die oberste Schicht der Oberhaut, auf ungünstigen Untergründen Fett und Feuchtigkeit verliert und unelastisch wird. So gesehen wundert es mich sogar sehr, wie Martl’s Haut das über 4 Wochen mit im Schnitt 1200 Höhenmetern und 20 Kilometern pro Tag überhaupt durchhalten konnte.

Robustheit der Lederhaut und Zustand des Immunsystems

Ist Verschleiß der einzige Grund, der die Haut nach starken Belastungen empfindlich macht und abends brennen lässt? Oder umgekehrt gesagt: Wenn man den Verschleiß unter Kontrolle hält, schmerzen die Füße dann weniger oder gar nicht?

Wenn ich so an meine Anfänge auf schwierigeren Untergründen zurück denke, schmerzten die Füße zuweilen noch eine ganze Woche lang. An weitere Touren dieser Art war dann erst mal nicht zu denken. Schlimmer noch, ich konnte zuweilen direkt nach der Tour nicht mehr schmerzfrei auftreten, auch nicht auf sanfteren Untergründen. Wie oft bin ich die letzten Meter zum Auto gehumpelt? War das nur wegen der noch nicht richtig entwickelten Oberhaut und des hohen Verschleißes?

Jetzt, nach fast 10 Jahren Barfußlaufen, ist die Regeneration der Fußhaut zuweilen nur Minutensache. Hatte es gerade noch heftig geschmerzt, reicht eine kurze Schonung aus, um die nächste schwierige Passage in Angriff zu nehmen. Diese Erfahrung haben schon viele andere Barfußläufer gemacht. In so einer kurzen Zeit wächst verschlissene Haut dann doch nicht nach.

Auch Martl schreibt in seinem Buch, dass man bei wirklich schmerzhaften Untergründen das Tempo drosseln und an den Schmerz anpassen müsse, sonst seien die Füße am nächsten Tag nicht zu gebrauchen. Warum ist das so?

Entzündungen durch Überlastung

Schon lange denke ich mir, dass wir es hier wohl eher mit entzündlichen Vorgängen durch Überlastung zu tun haben. In der Oberhaut selbst passiert da eher nichts, weil sie keine Blutgefäße und Schmerzrezeptoren besitzt. Dafür aber in der Lederhaut, der mittleren Hautschicht. Dort werden die zahlreichen Gefäße und Nerven ebenfalls sehr in Anspruch genommen und starken Kräften ausgesetzt, die Reizungen und Gewebeschädigungen hervorrufen können.

Solche Reizungen und Schädigungen lösen eine Abwehrreaktion des Körpers aus und das auch in der Lederhaut aktive Immunsystem wird in Marsch gesetzt. Botenstoffe dieses Immunsystens sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße erweitern, um das gereizte und geschädigte Gebiet stärker zu durchbluten. Außerdem macht es das Gewebe durchlässiger für austretendes Blutplasma und Immunzellen. So eine Reaktion des Immunsystems nennt man schlicht „Entzündung“, die sich unter anderem durch Schmerz bemerkbar macht. Für den wiederum ist ebenfalls das Immunsystem direkt verantwortlich, indem es Schmerz-Botenstoffe aussendet. Und wozu? Damit wir das betroffene Körperteil schonen!

Et voilà, da ist sie, eine mögliche weitere Erklärung für dauerhaft gereizte Füße. Und dafür, warum diese Reizungen im Laufe der Jahre mit wachsender Barfußpraxis immer mehr nachlassen:

  • Zum einen vermehren und verdicken sich die Kollagenfasern der Lederhaut und vermindern so die Belastung empfindlicher Strukturen und das Risiko von Entzündungen (siehe Abschnitt über die Lederhaut im Hautbeitrag) .
  • Zusätzlich stärken und trainieren wir wahrscheinlich auch das Immunsystem der Haut.

Die Psyche

Aber damit ist das Thema immer noch nicht abschließend behandelt, denn einen Aspekt habe ich noch nicht angesprochen. Vielleicht hast Du das ebenfalls festgestellt: Bei vielen Barfußfreunden und mir selbst ist das Schmerzempfinden auch eine Sache der Tagesform. Ein und derselbe Weg erscheint bei sonst gleichen Bedingungen mal als eher schmerzhaft, mal als nicht sonderlich fordernd. Auch Martl Jung berichtet vom Einfluß der Psyche auf das Schmerzempfinden. Was ist das denn jetzt schon wieder? Hier befinden wir uns mitten in einem Brennpunkt moderner Forschung, nämlich der Schmerzforschung mit ihren vielen Themenstellungen.

Was passiert eigentlich, wenn wir Schmerz empfinden?

Ausgangspunkt ist das Signal, das ein Schmerzsensor zum Gehirn schickt. Dort wird das Signal in einem Netzwerk von miteinander in Verbindung stehender Gehirnzentren analysiert, eingestuft und bewertet. Und zwar nach Art der Stimulation, der Intensität des Reizes, des Orts der Reizung und – ganz wichtig! – der kognitiven, also der gedanklichen Bewertung. Am Ende dieses komplexen Prozesses steht die bewusste Gesamtempfindung des Schmerzes.

Dabei kann das Ergebnis unterschiedlich ausfallen:

  • Stress, Aufmerksamkeit und Angst können die Schmerzempfindlichkeit zum einen stark erhöhen, wie es viele z.B. beim Zahnarzt erleben.
  • Umgekehrt kann Stress sie aber auch vermindern, wie es z.B. Soldaten im Krieg passierte, die schlimmste Verletzungen „im Eifer des Gefechts“ zunächst mal überhaupt nicht bemerkten.
  • Auch die geistige Stimmung, ob gedrückt oder freudig, kann das Schmerzempfinden beeinflussen.
  • Psychische Störungen können das Schmerzempfinden stark herabsetzen, z.B. bei Borderlinern. Umgekehrt kann das Schmerzempfinden extrem gesteigert sein, wie beim Fybromyalgie-Symptom.

Schmerz ist also auch eine „Kopfsache“. Der pure Anblick eines Schotterweges kann bei Barfüßern das Gehirn in einen Alarmmodus versetzen, so wie beim Zahnarzt. Dann geht womöglich erst mal gar nichts mehr. Es kann Schmerzsignale aber auch als nicht weiter relevant in den Hintergrund schieben, wenn es den ganzen Tag über nur über solch schwierige Untergründe geht. Und man kann sich tatsächlich bewusst dazu bringen, nicht mehr so sehr auf die Schmerzsignale zu achten. Alles schon erlebt, je nach Tagesform.

Vorläufiges Fazit

Ob und wie stark Hautschmerzen beim Barfußgehen auftreten, hängt also von mindestens vier Faktoren ab:

  • Natürlich erst mal von der Art des Untergrundes, klar.
  • Von der Robustheit der Haut (Dicke der Oberhaut, Dichte und Zustand des Kollagenfasernetzes der Lederhaut).
  • Dem Trainingszustand des Immunsystems.
  • Und schließlich unserer gerade vorliegenden geistigen Verfassung.

Damit ist auch klar, dass Barfußeinsteiger vorsichtig beginnen sollten, um Fußhaut und Psyche nicht zu überfordern. Alles braucht seine Zeit. Natürlich gilt das auch für Knochen, Bänder und Sehnen.

Ganz schön komplex. Aber hochspannend!

19 Gedanken zu „Barfuß – Hautschmerzen und was dahinter steckt“

  1. Hallo Wolfgang,
    ich finde Deine Ausführungen immer wieder sehr spannend und informativ, vielen Dank dafür!
    Als nur Teil-Barfüßerin (Arbeit, soziale Gründe) komme ich leider nie in einen Zustand, wo ich mal beschwerdefrei einen ganzen Tag barfuß sein kann. Mein Maximum sind 10 km – Wanderungen, die meist auch noch auf eher angenehmeren Böden sein sollten, also nur wenig Schotter mal zwischendurch. Anfangs habe ich gedacht ich muss nur auf die Zähne beißen, wird schon. Das wurde dann aber mir multiplen Blutblasen beantwortet, die wiederum für längere Pausen sorgten. Ich habe inzwischen gelernt, dass ein Schmerz in der Sohle bei mir Stop! heißt und kann, dank Minimalschuhen, jetzt auch gut damit leben.
    Was mich dabei noch beschäftigt ist die Frage, ob mit entsprechender Übung eigentlich jede(r) dauerhaft barfuß sein kann, oder ob nicht so sensible Wesen wie ich aus der Not heraus irgendwann die Mokassins erfunden haben? Deine Berichte hier zeigen ja auch klar Grenzen auf und Ötzi hat im Winter ja nicht umsonst auch seine Schlappen angehabt, oder?

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    • Hallo Anette,
      multiple Blutblasen hatte ich in meinen ersten Barfußtagen auch schon mal. Ich hatte es einfach übertrieben, und zwar auf durchaus barfußfreundlichen Untergründen. Die Haut braucht einfach ihre Zeit, um alle drei in Schuhen verweichlichten Hautschichten ausreichend aufzubauen. Tatsächlich kann wirklich jede(r) dauerhaft barfuß sein, sonst hätten unsere Altvorderen ein massives Problem gehabt… Sie braucht zum Aufbau aber schon Reize. In den ersten Monaten genügen dafür Wanderungen auf „einfachen“ Wegen. Dabei wird die Oberhaut durch die Belastung dicker und die Lederhaut darunter (in der sich die Blutblasen durch Verletzung von Kapillargefäßen bilden) verstärkt das enorm wichtige Kollagenfasernetz. Auf den Wanderungen kann man dann hin und wieder auch mal ein kurzes steiniges Stück einbauen und das dann über die Zeit steigern. Ich hatte es ja in meinem Beitrag „Intervalltraining für die Füße“ beschrieben. Wichtig ist Geduld und Schonung, wann immer die Fußsohlen uns das deutlich anzeigen. Bei mir hat es Jahre gedauert, bis sie so robust waren, dass ich in den Alpen barfuß auf Tour gehen konnte…
      Liebe Grüße,
      Wolfgang

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  2. Lieber Wolfgang,
    ich hatte heute mal die Muse deinen Artikel über Hautschmerzen durchzulesen, zuerst hat mich ehrlich das Titelbild abgeschreckt, das einen maltretierten Fuß und einen furchtbar schrecklichen Untergrund zeigt.
    Aber ich kann deinen Ausführungen nur beipflichten, und deinen Recherchen Respekt zollen.Wie Du weist bin auch viel barfuß im Hochgebirge unterwegs, 6-7 Stunden Wanderungen mit über 1200 hm rauf und runter sind keine Seltenheit, und das oft meist 6 Tage hintereinander. An wirkliche Schmerzen kann ich mich aber nur selten erinnern, eher das abends mein Fuß richtig heiß ist und dick, manchmal sogar geschwollen. Am nächsten Morgen ist davon aber nichts mehr zu spüren, darum habe ich diesem Umstand nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
    Problem ist wirklich der Verschleiß, darum nehme ich für langweilige Schotterwege, oder wirklich lange steinige Passagen, immer meine Go free Sandalen, oder auch Bergschuhe und schone meine Fußsohlen . Am Anfang meiner Barfußwanderzeit, meinte ich auch übelste Untergründe durchstehen zu müssen, mit dem Ergebnis, das ich dann einen Tag aussetzen musste. Aber wie Du schreibst einen Tag später ist wieder alles Ok, die Hornhaut muss sich also wirklich schnell regenerieren, ein Wunder der Natur.
    Ausnahmsweise, zum Aufbau der Hornhaut im Frühjahr, gehe ich aber absichtlich auch mal einen längeren Schotterweg barfuß, dabei muss auch ich mal auf die Zähne beißen um es länger durchzuhalten. Die Belohnung ist dann wirklich, das später der Spaßfaktor wächst und auch manche Bewunderung den Ego stärkt. Aber nichts übertreiben, wie der erfahrene Bergsteiger weis, wenn er umzukehren hat, sollte der erfahrene Barfußläufer wissen, wenn er Schuhe anziehen sollte. Grundsätzlich sollte das Barfußlaufen Spaß machen und Schmerz ist da auf jeden Fall ein wichtigerer Anzeiger, das wir da was falsch machen oder übertreiben und uns damit Schaden zufügen. Aber wie du richtig schreibst, eigentlich ist es die Angst vor dem Schmerz,also die Psyche, und gar nicht der Schmerz selber, der viele vom Barfußlaufen abhält, und da spreche ich jedem nur Mut zu damit zu beginnen.

    Fazit: Beim Barfußlaufen gilt wie bei vielem im Leben; Langsam anfangen und nichts übertreiben, aber dabei bleiben. Der Schmerz ist nur der Trainingsassistent, aber sollte uns nicht daran hindern es zu tun- der Spaß und gesteigerte Lebensfreude ist dabei garantiert !

    Die besten Grüße
    Günther aus dem Allgäu

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    • Lieber Günther,
      wir sind absolut auf einer Wellenlänge. Spaß soll es vor allem machen, das Barfußlaufen. Aber damit es wirklich Spaß macht, muss man dem Fuß zur Kräftigung hin und wieder auch mal richtig fiese Wegstrecken zumuten, damit alle drei Hautschichten robust und dicker werden bzw. bleiben.
      Deine Erfahrungen belegen auch, wie individuell wir Belastungen wahrnehmen. In meinen Anfängen waren es jedenfalls tagelange Schmerzen und Empfindlichkeiten, selbst auf angenehmen Oberflächen, die mit der Hautdicke nichts zu tun hatten. Die nötige Robustheit war einfach längst noch noch nicht ereicht, mit dem Ergebnis von Reizungen und Entzündungen in der Lederhaut. Jahre später wurde es dann besser. Am Morgen nach einer strammen Tour können meine Fußsohlen sich dennoch noch ein bisschen gereizt anfühlen. Ich schätze aber, dass Deine Touren um ein Vielfaches anspruchsvoller sind als meine, deshalb wird es in der Robustheit der Haut deutliche Unterschiede zwischen uns geben.
      Herzliche Grüße,
      Wolfgang

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      • Lieber Wolfgang,
        du hast natürlich recht; „No pain no glorie“,
        aber wir dürfen natürlich nicht zum Selbstpeiniger gestempelt werden, der am Schmerz gefallen findet.
        Interessant finde ich übrigens auch die Verbindung zwischen Entzündungen und Immunsystem die Du hergestellt hast. Sollte man dem Immunsystem eigentlich mehr Gelassenheit verordnen, soweit man das kann. Vielleicht durch Meditation etc., das es nicht gleich verrückt spielt und mit vermehrten Entzündungsherden reagiert. Mir tun sich da Parallelen mit der Covid-19 Pandemie auf. Hier habe ich gelesen das Kinder dies eher wegstecken weil das Immunsystem noch nicht so entwickelt ist ( damit keine Entzündungen der Lunge etc.?) Mich beschäftigt gerade diese Frage, vielleicht kannst Du mir da weiterhelfen, da Du Dich hier doch sehr vertiefend damit beschäftigt hast ? Dies könnte übersetzt beim Barfuß laufen bedeuten. Wenn ich bewusst bei jedem Schritt loslasse, so das sich der Fuss ganz weich um den Untergrund schmiegen kann, ihm also Hingabe und Liebe, und damit Zeit schenke, wird evtl. keine Überreaktion des Immunsystem dh. Entzündungen einstellen.
        Denk mal darüber nach :-).

        Grüße Günther

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        • Lieber Günther,
          nee, Spaß am Schmerz habe ich bestimmt nicht, ganz im Gegenteil. Paradoxerweise kann aber eben ein bisschen Training auf unangenehmen Untergründen dazu beitragen, dass wir weniger Schmerz empfinden.
          Zum Immunsystem: Damit habe ich mich bisher nur sehr wenig beschäftigt. Ich denke aber, dass es sich bei Barfußeinsteigern eher nicht um eine Überreaktion des Immunsystems handelt, sondern ganz einfach um die vom Immunsystem passend gesteuerte Heilung eines Schadens, der durch die noch unzureichend robuste Haut erzeugt wird. Damit ist Maßnahme 1 gegen Entzündungen die langsam gesteigerte Beanspruchung der Haut, damit sie ausreichend robust wird und der Schaden gar nicht erst entsteht. Ein Prozess, der bei mir etliche Monate gedauert hat. Ich könnte mir dazu vorstellen, dass diese Belastung auch das Immunsystem hinsichtlich einer effizienten Reaktion trainiert, so wie man es auch mit Wechselduschen im Hinblick auf Erkältungskrankeiten erreichen kann. Die Psyche wird da wohl auch einen Beitrag leisten können. Aber das Wie überlasse ich dann mal lieber den Fachleuten.
          Liebe Grüße,
          Wolfgang

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    • Hallo Günther,
      wir haben uns bewusst für dieses Titelbild entschieden. An dem Tag sind wir – barfuß – von der Kenzenhütte zur Hochplatte aufgestiegen. Ein sehr anspruchsvolles Terrain für die Fußsohlen. Ich konnte mir ausmalen, dass die knapp 800 Höhenmeter über teils sehr scharfkantiges Kalkgeröll die bisher größte Herausforderung für meine Füße werden würde. Um die Fußballen einerseits zu schonen, andererseits aber soviel Barfußgefühl mitzunehmen wie möglich, benutzte ich auf dem geschotterten Fahrweg ab der Kenzenhütte ein flexibles Tape. Wie sich im Laufe der Tour herausstellte, eine weise Entscheidung 😉
      Liebe Grüße
      Eva

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      • Hallo Eva,
        gut das Du das aufklärst, ich habe gedacht dies ist ein Notverband, aber Du hast quasi ein Tape präventiv verwendet. Keine schlechte Idee. Ja, es gibt Untergründe, wie bei der Hochplatte, die nicht gerade zum Barfußlaufen einladen. Wir haben es hier mit Schrattenkalk oder Karst zu tun. Das heisst dieses Gestein besteht aus fast 100 prozentigem Kalk, der im Verwitterungsprozess ( Regen ist sauer) sehr scharfe Kanten( Schratten) hinterlässt. Ich habe diese Tour auch einmal Barfuß gemacht, im Aufstieg fand ich immer wieder Wiesenmatten und Gemssteige, aber im Abstieg ( ich war damals noch sehr ehrgeizig was das Durchhalten beim Barfußlaufen anging) brauchte ich sehr lange, weil hier die einzige Strategie ist, sehr langsam und konzentriert zu gehen. Ich finde es aber sehr interessant mit den Füssen die Geologie zu lesen, da merkt man erst wie viel unterschiedliche Gesteinsarten es gibt, und welche zum Barfußlaufen besonders geeignet sind, oder wo man es besser sein lässt. Das ist ähnlich wie beim Skifahren im Winter. Schnee ist nicht gleich Schnee, so ist Kalk nicht gleich Kalk. Feiner Kalkgries ist eigentlich eine feine Sache, auch wenn danach die Füße nach ein extra Portion Fett verlangen. Aber alle Achtung, die Hochplatte ist keine leichte Kost.
        Liebe Grüße
        Günther

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  3. Hallo Wolfgang!
    Vielen Dank für den neuen Artikel:-)
    Ich lese jeden mit Begeisterung, lerne gerne! Habe am 3.5. mein erstes Jahr barfuß geschafft:-))
    Das mit der Psyche kann ich auch nur unterschreiben. Oft wunderte ich mich über dieses Phänomen, dass manche Wege mal gut zu überwinden sind und manchmal nicht. Bis mir auffiel, dass ich an den Tagen, wo es sprichwörtlich nicht gut lief, traurig, müde oder „abgekämpft“ war. Es tut so gut dass es einem erfahrenen Barfüßer sogar nach acht Jahren noch so geht.
    Barfuß durch den Alltag zu gehen ist wirklich eine ganzheitliche Angelegenheit. Die Freiheit ohne Schuhe unterwegs zu sein ist das eine (dafür spüre ich mich selber viel intensiver). Die andere Seite ist aber auch, dass ich achtsamer sein muss/darf.
    Sonnige Grüße aus Meckesheim,
    Sabine

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      • Lieber Wolfgang,
        Danke für den interessanten Artikel. Auch mir geht es ähnlich, vieles ist tagesformabhängig.

        Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch Temperatur und Feuchtigkeit bei mir einen grossen Einfluss auf das Schmerzempfinden haben.
        Ein und der selbe Schotterweg erscheint mit feuchten Füssen und qusi aufgeweichten Sohlen und bei wärmeren Temperaturen unangenehmer wie bei Trockenheit und kühlerer Oberflächentemperatur.

        Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht ?

        Viele Grüsse

        Mathias

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        • Hallo Mathias,
          klar, der Zustand des Untergrunds kann die Robustheit der Haut verändern. Geht mir ganz ähnlich. Ein feuchter Untergrund kann aber auch dazu führen, dass ein Schotterweg als angenehmer empfunden wird, weil die Steine, anders als bei trockenem Boden, beweglicher sind. Deshalb laufe ich am liebsten auf feuchtem bis nassen Untergrund, solange er nicht zu kalt ist. Da gibt es so viele Effekte. Z.B. auch den, dass unsere Kältesensoren in der Lederhaut bei sehr tiefen Temperaturen abschalten und uns in Sicherheit wiegen.
          Viele Grüße,
          Wolfgang

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  4. Wenn ich eine längere strecke barfuß gehe und dann ein paar tage pause machen, spüre ich eine art jucken an den sohlen. Kein unerträgliches wie nach einem insektenstich, sondern eher ein bedürfnis nach stimulation, das am besten befriedigt wird, wenn ich auf möglichst rauhem boden gehe: Erde, moos, gras, sand, sogar feinerer schotter kann dann wohltuend sein. (Aber auch eine eigenmassage tut dann sehr gut!)
    Vielleicht ist das eine art des körpers, mitzuteilen: Ich bin wieder fit und bereit für die nächsten abenteuer.

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      • Weniger pausen machen ist sicher eine gute sache!
        Ich bemerke übrigens auch eine gewisse umprogrammierung der sinneseindrücke.
        Intensive stimulation des tastsinns wird zunächst als schmerz interpretiert, aber der körper kann lernen, zu unterscheiden, was ihm schadet und was nicht.
        Entsprechend rate ich, wenn mich jemand fragt: Geh barfuß, wo es dir spaß macht, das aber jeden tag und so viel, wie es für dich angenehm ist. Dehne die runde ruhig aus, wenn du keine beschwerden spürst.

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        • Da ist sicher etwas dran. Dadurch, dass ein Schmerzreiz letzendlich im Cortex beurteilt wird, kann dem Gehirn die Ungefährlichkeit eines Schmerzreizes antrainiert werden. Man kennt ja die umgekehrte Variante, dass Ärzte den Grund für einen Schmerz nicht mehr ausmachen können und oft genug den Patienten als Simulant einstufen. Tatsächlich beurteilt das Gehirn die ankommenden Reize nur fälschlich als gefährlich und meldet somit dem Patienten echten Schmerz.

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  5. Vielen Dank für den interessanten Artikel! Man lernt doch immer wieder dazu. Gerade auch Deine Ausführungen zur Psyche fand ich spannend. Es ist ja wirklich so – der Schotterweg, der mir gestern wenig ausgemacht hat, scheint heute für mich unüberwindbar. Klare Kopfsache ! Viele Grüsse Westfalen vom
    Michael.

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