Wie finde ich den perfekten Barfußschuh? Ein Leitfaden vom Profi

Barfußschuhe werden immer beliebter

Immer mehr Menschen erkennen die Vorteile eines natürlichen Laufgefühls, ohne die Einschränkungen herkömmlicher Schuhe. Barfußschuhe können sogar den Einstieg ins Barfußgehen erleichtern, indem sie den Fuß vor groben Untergründen schützen, aber gleichzeitig ein natürliches Gehen ermöglichen. Sie dienen als Zwischenschritt, um die Fußmuskulatur zu stärken und die Füße allmählich an das Barfußlaufen zu gewöhnen. Durch das Tragen von Barfußschuhen können die positiven Effekte des Barfußlaufens, wie die Stärkung der Fußmuskulatur, die Verbesserung der Körperhaltung und die Vorbeugung von typischen Laufverletzungen, erzielt werden

Die Suche nach dem idealen Barfußschuh stellt jedoch so manchen Interessierten vor eine Herausforderung, denn bei der Auswahl spielen verschiedenen Faktoren eine entscheidende Rolle, darunter die individuelle Fußform, der Spann, der Rist und die Laufsohle.

Ein fundiertes Verständnis dieser Aspekte kann euch helfen, den perfekten Barfußschuh zu finden, der nicht nur bequem ist, sondern auch die Gesundheit eurer Füße fördert.

Warum das Barfußlaufen nicht immer klappt

Es ist unumstritten, dass es für unsere Füße nichts Besseres gibt als das reine Barfußlaufen – ohne Socken oder Schuhe.

Doch im Zeitalter von Asphalt, herumliegenden scharfkantigen Müll, gesellschaftlichen Konventionen oder der Tatsache, dass wir es einfach nicht mehr gewohnt sind, sind Barfußschuhe eine gute Möglichkeit unsere Füße bei Bedarf gut zu schützen und den Füßen dennoch ausreichend Spielraum für ihre natürliche Bewegung zu lassen.

Fachbegriffe, interessant zu kennen

Die „Sprengung“ bezieht sich auf den Höhenunterschied zwischen Ferse und Zehen. Barfußschuhe haben keinerlei Sprengung, um ein natürliches Abrollverhalten zu fördern.

„Zero Drop“ bezeichnet Schuhe ohne Höhenunterschied zwischen Ferse und Vorfuß. Dies fördert eine natürliche Körperhaltung und kann Gelenkschmerzen vorbeugen.

An dieser Stelle verweise ich gern auf das Laufenlernen von Kleinkindern, die in der Regel barfuß ihre ersten Schritte machen.

Zusätzlich ist die „Flexibilität“ der Schuhsohle von Bedeutung. Eine flexible Sohle ermöglicht eine natürliche Bewegung des Fußes und fördert die Muskulatur. Schuhe mit einer zu steifen Sohle können die natürliche Abrollbewegung beeinträchtigen und zu Beschwerden (nicht nur im Fuß) führen.

Begriffe wie Spreizfuß, Fußgewölbe und Pronation (Fuß knickt nach innen oder außen), gehören zum „Fußwissen“ dazu und bezeichnen auch die Individualität jedes Fußes.

Die Bedeutung der Fußform

Beginnen wir mit der Fußform, einem Schlüsselfaktor bei der Auswahl von Barfußschuhen. Menschen haben unterschiedliche Fußformen, die von breit bis schmal, von flach bis hochgewölbt reichen. Auch die Größe bzw. Länge der Zehen ist von Bedeutung für die richtige Passform. Es ist wichtig, einen Barfußschuh zu wählen, der die natürliche Form des Fußes unterstützt.

Bei breiten Füßen ist es ratsam, nach Modellen mit einer extra breiten Zehenbox zu suchen (Stichwort Spreizfuß). Diese ermöglicht den Zehen, sich auszubreiten und sorgt für mehr Stabilität beim Gehen.

Personen mit schmalen Füßen sollten hingegen nach Schuhen Ausschau halten, die eine schmalere Passform bieten, um ein Rutschen im Schuh zu verhindern und Blasenbildung zu vermeiden.

Passform – Spann, Rist und Ferse

Der Spann, der Bereich zwischen Zehen und Knöchel, ist ein wichtiger Aspekt. Einige Menschen haben einen recht hohen Spann (besonders bei Kindern zu berücksichtigen), während andere flachere Füße haben. Bei der Auswahl von Barfußschuhen ist es entscheidend, dass der Spann gut ausgefüllt wird. Modelle mit anpassbaren Verschlüssen, wie Klettverschlüssen oder Senkeln, ermöglichen eine individuelle Anpassung und gewährleisten eine optimale Passform für unterschiedliche Spannhöhen. Bei sehr flachem Spann kann man mithilfe einer zusätzlichen Einlegesohle tricksen und das Volumen des Schuhs abflachen. Jedoch ist auch hier zu beachten, dass die Einlegesohle dünn, flexibel und ohne Sprengung ist.

Ein oft übersehbarer, aber doch wichtiger Faktor ist der Rist, der den oberen Teil des Fußes über dem Spann beschreibt. Auch hier gibt es Unterschiede zwischen hoch und flach. Achtet bei der Auswahl der Schuhe darauf, dass hier keine Druckpunkte entstehen! Flexible Materialien können die Vermeidung von Druckpunkten unterstützen.

Rist und Spann bei einem Fuß

Die richtige Laufsohle

Die Laufsohle ist das Bindeglied zwischen eurem Fuß und dem Untergrund, sie beeinflusst maßgeblich euer Laufgefühl. Barfußschuhe zeichnen sich durch dünne, flexible Sohlen aus, die dem Fuß ein direktes Kontaktgefühl mit dem Boden ermöglichen.

Die Dicke und Beschaffenheit der Laufsohle sollte je nach Vorliebe und Einsatzgebiet gewählt werden.

Für den städtischen Gebrauch und viel Asphalt eignen sich Laufsohlen, die ggf. etwas mehr Dämpfung bieten, da der Untergrund nicht nachgeben kann. In der Natur läuft man am besten barfuß, oder alternativ mit maximal minimalistischen Laufsohlen oder auch Sockenschuhen (wie bspw. Skinners).

Beispiel: Die Marke Wildling ist durch ihr ansprechendes Marketing sehr bekannt geworden, gehört allerdings zu den Marken mit den dünnsten Laufsohlen. Anfängern würde ich daher abraten, ausgerechnet mit dieser Marke zu starten. Sie könnten durch den falschen Start die Freude am Tragen von Barfußschuhen verlieren und das wäre schade.

Es gibt durchaus Marken, die etwas mehr Millimeter zwischen den Boden und euren Fuß bringen und den Start erleichtern. Sucht ihr Barfußschuhe zum Wandern, machen einige Millimeter mehr durch ein geeignetes Profil ebenfalls Sinn.

Anprobieren und testen

Um den richtigen Barfußschuh zu finden, ist es empfehlenswert, verschiedene Modelle anzuprobieren und auf das persönliche Laufgefühl zu achten. Tragt beim Anprobieren Socken, die zur Jahreszeit passen und die ihr in diesen Schuhen auch tragen möchtet. Wollt Ihr gar keine Socken tragen, nutzt zum Anprobieren hauchdünne Nylonsocken

Eine professionelle Beratung in spezialisierten Geschäften, wie zum Beispiel in unserem Ladengeschäft für Barfußschuhe, kann hilfreich sein, um die individuellen Anforderungen an einen Schuh zu berücksichtigen. Auch gibt es die Möglichkeit eine kostenlose Onlineberatung z.B. per WhatsApp zu nutzen, um sich bei der Auswahl der geeigneten Barfußschuhe und dem Ausmessen der Füße und Wahl der richtigen Grüße helfen zu lassen.

Denn Schuhgrößen sind und waren nie genormt – daher ist das korrekte Ausmessen der Füße und die Auswahl der richtigen Größe enorm wichtig.

Insgesamt ist die Auswahl des richtigen Barfußschuhs eine sehr persönliche Entscheidung, die von Vorlieben (Farbe, Material etc.) sowie anatomischen Gegebenheiten abhängt.

Ein bewusster Umgang mit den o.g. Faktoren führt dazu, dass der gewählte Barfußschuh nicht nur bequem ist, sondern im besten Fall auch eure Gesundheit und euer Wohlbefinden fördert.

Ein richtig gewählter Barfußschuh wird ein treuer Begleiter im Alltag oder Job sein und sollte sich wie eine natürliche Erweiterung eures Fußes anfühlen.

Ein Barfußschuh ist eine Investition in die Gesundheit eurer Füße und in die natürliche Förderung eures Gangbildes.

Kristin Fitterer, Inhaberin von „Zehenspiel

6 Gedanken zu „Wie finde ich den perfekten Barfußschuh? Ein Leitfaden vom Profi“

  1. Danke für diese sehr gute Übersicht!
    Ich streite auch nicht ab, dass es Situationen gibt, in denen Schuhe unerlässlich sind. Für die einen mehr, für die anderen weniger, aber definitiv einverstanden!
    Ich frage mich allerdings auch hier wieder, warum Asphalt immer so verteufelt wird?! Immer lese ich, man könne auf Asphalt nicht barfuß gehen, Asphalt ist ein Grund, Schuhe anzuziehen, Asphalt schadet den Füßen bzw. den Gelenken etc… Aber das ist Quatsch!

    Gerade für Einsteiger ist Asphalt (oder Beton) ein perfekter Untergrund zum “Gehen lernen” aus mehreren Gründen:
    Er ist flach und vorhersehbar, d.h. man kann sich voll aufs Gehen konzentrieren, ohne ständig Ausgleichsbewegungen zu machen. Gerade der erwähnte “scharfkantige Müll” ist auf Asphalt gut erkennbar. In einer Wiese sehe ich Dornen oder Scherben nicht, auf Asphalt schon! Weiterhin ist es durchaus nützlich, einen nicht nachgebenden Boden zu haben, damit man sich stabil der Schwerkraft entgegenstellen kann, ohne zu wackeln und unnötig Energie zu vergeuden. Deswegen übt sich ein aufrechter Gang auf einem harten Untergrund viel besser als auf einem weichen. Zu guter Letzt fördert Asphalt durch seine raue Oberfläche die Verstärkung der Haut, so dass sie robuster wird und zu ihrer natürlichen(!) Dicke zurückkehrt. Die Unterhaut kann ein wunderbares Laufpolster bilden, das tut sie aber nicht, wenn man sie immer in Watte packt. Mit Schuhen, auch mit Barfußschuhen, wird die Haut nicht dicker!

    Es wird immer argumentiert, Asphalt wäre kein natürlicher Untergrund und dafür wären menschliche Füße nicht gemacht. Auch das ist Unsinn, denn natürliche Untergründe wie Felsen oder ausgetrocknete märkische Sandböden sind genauso hart wie Asphalt oder Beton. Außerdem sind Fliesen in den heimischen 4 Wänden oder im Schwimmbad auch hart und unnatürlich. Komischerweise können darauf ganz viele Leute barfuß gehen. Warum also nicht auf der Straße? Man will keine dreckigen Füße haben… okay, aber dann hat es nichts mit dem “gefährlichen” Asphalt zu tun.

    Klar will ich nicht nur auf Asphalt gehen. Ein federnder Waldboden ist auf jeden Fall schöner, als ein innerstädtischer Boden. Aber bitte Schluss mit dem Mythos “Asphalt ist gefährlich für die Füße”, das stimmt einfach nicht! Asphalt ist kein Grund für Schuhe, sondern eine Ausrede!

    Grüße
    Forbi

    Antworten
    • Stimme Dir zu mit einer wichtigen Ausnahme: Im Hochsommer besteht auf Asphalt oft akute Verbrennungsgefahr vor allem bei untrainierten Füßen. Und Hochsommer ist genau die Zeit in der es für viele Gelegenheits-Barfüßler sozial akzeptiert (weniger auffällig) erscheint, barfuß zu laufen.

      Antworten
  2. “Barfußschuhe” sind für mich keine alternative zum barfußgehen, sondern haben herkömmliche schuhe weitgehend ersetzt, da wo barfuß wirklich unangenehm oder gefährlich wird, also bei frost oder auf sehr scharfkantigem gestein. Dabei gibt es keine eindeutige definition und von einem “barfußschuh” zum anderen variiert beispielsweise die steifigkeit der sohle sehr.

    Problematisch ist die schlechte verfügbarkeit im stationären handel, spezialisierte geschäfte wie das hier vorgestellte einmal ausgenommen. Solche finde ich in der Obersteiermark aber nicht. Ich habe schon einige paare per versand bestellt und musste auch schon was zurückschicken. So fallen bei Zaqq wider erwarten unterschiedliche modelle verschieden groß aus, die letztlich gewählten bergschuhe haben 49 … und nächstes problem, in diesem größenbereich haben die läden oft nichts. Ja ich bin nun mal auf großem fuß (gerade nachgemessen: gesamtlänge 305 mm, vorfußbreite 105 mm). Nach obiger übersicht “ägyptische Form” und vergleichsweise hohes gewölbe (wenn ich mit nassen füßen abdrücke am boden hinterlasse, gibt es eine lücke vor der ferse).

    Danke jedenfalls für die übersicht. Es ist fast unmöglich, den vielen varianten in allen dimensionen mit den einheitsgrößen industriell gefertigter schuhe gerecht zu werden, und breitenabstufungen sind immer noch nur selten zu finden.
    (Kinder sind ein ganz eigenes kapitel, weil sich dort alles mit dem wachstum fortwährend verändert.)

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    • Hallo Tobias,

      leider werden auch im Handel häufig noch konventionelle Schuhe als “Barfußschuhe” verkauft, denn geschützt ist der Begriff leider nicht. Wir hoffen einfach, dass sich der “Trend” zu gesundem Schuhwerk einfach weiter positiv entwickelt und die Verfügbarkeit im stationären Handel sich ebenfalls ausweitet.

      Was die Übergröße angeht, vielleicht hilft es dir da dich mal schlau zu machen bei https://www.thedrifterleather.com/ – hier kannst du maßgefertigte Barfußschuhe zum “selben” Preis bestellen.

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