Barfuß im Winter – Ja bist du deppert?

Im Winter barfuß in der Stadt herumzuspazieren oder womöglich auch noch ohne Schuhe draußen in der Pampa umeinand zu tappen? Total narrisch, deppert, meschugge, verrückt, reif für die Anstalt!

Das könnten die Leute sagen. Tun sie aber nicht. „Du bist ja ganz a Harter“ ruft mir stattdessen ein älterer Herr im Supermarkt zu. Fast schon ein Ritterschlag, erst recht hier im Allgäu. Meist sind die Mitmenschen ein bisschen erschrocken, aber immer noch freundlich. Vorstellen kann sich das kaum einer. Bei dem Wetter. Auf dem eiskalten Boden. Ohne Schuhe. Aber Respekt erntet man schon dafür.

Ja bist denn deppert, das sagt im Winter also doch keiner. Doch halt, einen gibt es: Mich selbst! Wenn die Fußheizung mal wieder nicht anspringen will und die Füße auf dem kalten Boden zu schmerzen beginnen. Wenn zurück in unserem Zuhause der Hals mal wieder verdächtig kratzt. Wenn ich mal wieder die Notschuhe vergessen habe und in der Stadt barfuß über Splitt und eiskalte gesalzene Abschnitte laufen muss. Wenn ich mich in einer gottlob nicht mehr ganz so häufigen Anwandlung wieder einmal selbst als komischen Kauz empfinde. Dann beschimpfe ich mich selbst: „Ja bist Du denn deppert, Du verrückter Hund. Barfuß im Winter, warum machst Du das bloß?“

Ja, warum mach ich das eigentlich? Selbst unter Barfußfreunden bin ich ein Exot, wie ich immer wieder mitbekomme. Viele davon ziehen im Winter Schuhe an. Manche schon dann, wenn das Thermometer noch plus 10 Grad Celsius zeigt. Und freuen sich aufs Frühjahr und wärmere Temperaturen. Völlig in Ordnung. Die sind genau auf meiner barfußpolitischen Linie: Es gibt keinen Barfußcodex. Niemand muss barfuß laufen, wenn es ihr oder ihm keinen Spaß mehr macht. Warum auch immer. Niemand sollte sich von einem Barfußextremisten einreden lassen, dass Schuhe im Winter uncool seien. Und barfuß im Winter so ungeheuer cool.

Also nochmal, warum mache ich es dann? Bestimmt nicht, um cool zu wirken. Ich liebe es einfach, barfuß zu sein. Das Gefühl der Freiheit, die tollen Sinneseindrücke, die uns die Fußsohlen vermitteln. Dazu habe ich erfahren, dass sich die Füße wunderbar an die Kälte gewöhnen. Dass der Körper die Füße mitheizt, sofern man oben herum warm eingepackt ist. Dass die dicke Fußsohle, vor allem die Unterhaut mit ihren Fettzellen, eine erstaunlich gute Isolationsschicht bildet.

Natürlich trage ich im Winter auch hin und wieder Schuhe. Zum Beispiel wenn Schnee liegt oder wenn es fies gesplittet ist. Wenn ich meine, dass eine Erkältung aufzieht. Meist trage ich dann meine Mares-Surflinge mit Filzeinlegesohlen gegen die Bodenkälte. Die geben guten Halt auf Schnee und wärmen die Füße gut genug. Wenn’s ganz kalt wird und der Schnee tief ist, sieht man mich auch mal mit richtigen Winterstiefeln.

Nützlich können sie also sein, die Schuhe im Winter. Trotz alledem sind sie für mich dennoch ein Graus. Die Füße eingesperrt, ohne Gefühl für den Untergrund, ohne Erdung. Der muffige Geruch, zuweilen sogar ein heftiger Gestank von Füßen und Schuhen beim Ausziehen. Nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig.

Und deshalb schreit es im Winter öfters wieder einmal in mir los: Ja bist Du denn deppert. Warum trägst Du jetzt plötzlich Schuhe? Zuweilen zieh ich sie dann kurz aus und merke schnell: Das geht wirklich nicht. Es gibt einfach Barfußgrenzen. Die muss ich akzeptieren.

Aber nur so lange, wie es wirklich nötig ist. Die Winter sehen mich barfuß, so oft es eben geht. Nicht einfach, hier, am oft tiefverschneiten Alpenrand.

Notschuhe habe ich fast immer dabei. Die brauche ich. Die sind meine Barfußversicherung im Winter. Und hoffe, dass ich sie nur selten brauche.

Und wenn trotzdem eines Tages jemand meinen sollte, dass barfuß im Winter deppert sei, dann würd ich ihm etwa so antworten: „Wenn Du mit „deppert“ meinst, dass ich so verrückt bin, bestehende Meinungen und Regeln auch mal in Frage zu stellen und das scheinbar Unmögliche zu probieren, dann bin ich wohl tatsächlich „deppert“…“

Tipp: Barfuß im Winter – darauf solltest Du achten

23 Gedanken zu „Barfuß im Winter – Ja bist du deppert?“

  1. Hallo Wolfgang,
    toller Bericht. Trifft auch voll auf mich zu.
    Ich bin, so denke ich über mich manchmal, noch depperter.
    Bei +3 Grad, nassem Boden, leichtem Wind, bewölkt, Nieselregen und kurz vor Weihnachten renne ich barfuß über die Felder und gelegentlich in den Äcker. 12 Kilometer waren es am Ende. Vielleicht 1 Stunde dafür investiert.
    Es ist eine gute Investition, so meine ich. Ich fühle mich glücklich und frei nach einem solchen Lauf.
    Frohe Weihnachten
    Detlef

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  2. Hallo sehr schön Dein Bericht. Ich laufe jetzt seit ca. 4 Jahren barfuß mit steigender Tendenz. Barfußschuhe ziehe ich nur dann noch an, wenn ich es unpassend finde. (z.B. Bei Auftritten mit meinem Chor) oder wenn meine Füße mir sagen das es jetzt reicht. Was seltener passiert wie ich dachte.
    Ich finde schön wie Du beschreibst das Du kein Barfußextremist bist. Das genau ist auch meine Denkweise. Ich möchte niemanden überzeugen, ich möchte nur mein Ding machen. Freue und wundere mich über das was für mich möglich ist. Aber ich billige jedem zu seine eigenen Grenzen zu suchen und zu finden.
    Schwierig finde ich ist es immer wieder gegen Vorurteile anzukämpfen. Selbst von Fachläuten bekomme ich manchmal Dinge gesagt, die mich nur den Kopf schütteln lassen. (Denken Sie doch bitte an ihre Nieren; Sie haben ja ganz warme Füße)

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    • Ja, die sogenannten Fachleute und ihre Weisheiten. Diese Spezies gibt es übrigens auf beiden Seiten, Barfüßern und Nichtbarfüßern. Es wird eine Menge geglaubt, abgeschrieben, nachgeplappert. Nicht immer einfach, sich bei dieser Gemengelage eine Meinung zu bilden.

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  3. Ich erlebe den zweiten Winter barfuß in Europa (Kärnten) und gehe auch Winterschwimmen. Ich tue es, weil ich es toll finde herauszufinden, wozu mein Körper fähig ist und ihm Gelegenheit bieten will, zu wachsen. Deshalb macht mir sogar der Winter Spass und ich überwinde mich auch bei Rollsplit auf der Strasse. Bei genauem Hinsehen liegt er nicht an allen Stellen und ich finde meistens splitfreie Rinnen zum Laufen.

    Bei tiefem Neuschnee gehe ich schon einmal kurz mit dem Hund hinaus (was wunderbar ist!!!), Aber längere Spaziergänge oder Wanderungen gibt es dann nur mit meinen Neoprenschuhen, die ich auch zum Schwimmen benutze.

    Und zur Fussheizung: Ich habe mich schon gefragt, warum meine Füße beim Morgenlauf über Eis und kalte Strasse, am Rückweg immer genau an der gleichen Stelle warm werden und sich angenehm anfühlen! Ich laufe immer zuerst bergauf und beim Bergablaufen, nach ca 200 Metern ist es dann soweit. Habe das noch niemandem erzählt, weil ich meinte, dass es mir niemand glauben würde
    Unter anderem das sind die Dinge, die mich am Barfußlaufen so faszinieren!

    Liebe Grüße aus Villach!

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    • Hallo Annelie,
      ganz herzlichen Dank für den Einblick in Dein Barfußleben! 🙂
      Das Barfußlaufen im Neuschnee liebe ich auch, aber nur für wenige Minuten. Dann melden die Füße über einen stechenden Schmerz sehr deutlich, was sie davon halten…
      Interessant, dass die Fußheizung bei Dir zuverlässig und immer gleich anspringt. Das ist bei mir leider anders. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass Du die Muskeln beim Joggen wesentlich stärker aktivierst, als beim Gehen. Muss ich mal ausprobieren.
      Liebe Grüße nach Kärnten!
      Wolfgang

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  4. Hallo Wolfgang,
    wie Du weißt, bin ich ja auch ein Warmwetterbarfüßler.
    Jetzt ist es mir auch zu kühl dafür, allerdings ab und zu für kurze Momente ist es auch sehr schön auf dem kühlen Boden.
    Besonders in der Natur, im Garten oder auf dem Obstbaumstück.
    Auch matschiger Boden fühlt sich gut an.
    Liebe Grüße C-P

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  5. Hallo Wolfgang,
    beim Lauftraining laufe ich bei trockener Straße bis etwa 0 Grad barfuß, wenn die Straßen nass sind, dann bis maximal 5 Grad plus. Mir kühlen die Füße zu schnell ab, wenn sie durch die Nässe immer wieder eingefeuchtet werden. Beim Laufen sind die Füße auch immer nur kurz in Bodenkontakt, dann ist es auch bei Kälte angenehm. Wenns kälter wird, dann kommen meine vibram 5-Fingers zum Einsatz, die wohl von allen Schuhen noch das „echteste“ Barfußempfinden vermitteln, zumindestens in Bezug auf die Belastung von Sehnen und Gelenken.
    Ansonsten habe ich aber feste Schuhe an. Im „wilden“ Allgäu mag die Situation eine andere sein, aber in Hamburg und Umgebung werfen die Menschen alles mögliche einfach in die Gegend, jede Menge Müll, auf den Weihnachtsmärkten ist das grad auch besonders schlimm. Da wäre Barfußlaufen wie Riverdance auf Scherben und Essenresten.
    Mir gefällt auch Deine undogmatische Sicht sehr gut, die allen das läßt, wobei sie sich gut fühlen.
    Übrigens bin ich noch eine Info schuld zu dem Einölen der Füße, Stichwort mehr Haut ablaufen als nachwächst. War jetzt leider sehr lange wegen einer Virusinfektion außer Gefecht und fange grad erst wieder mit dem Training an. Aber das regelmäßige Einölen hat die Haut unter meinen Füßen deutlich zum Positiven verändert! Vielen Dank für den Tipp. Meine Ölmischung ist 3/4 Distelöl und 1/4 Nachtkerzenöl, übrigens gleich bei Euch um die Ecke bestellt bei der Allgäuer Ölmühle. Sind zwar eigentlich“speisele“ aber viel billiger udn 100%rein, das kann kein kosmetisches Öl bieten.
    Viele Grüße
    Thomas

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    • Hallo Thomas,
      herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und die Infos zu Deinen Erfahrungen!
      Hier sind die Innenstädte tatsächlich sehr sauber, auch auf den Märkten. War vor einer Woche auf dem herrlichen und ziemlich großen Trierer Weihnachtsmarkt, da ist das auch nicht anders. Offenbar sind Disziplin und Stadtreinigung auf einem guten Niveau. War mal wieder ein Spaß, dort barfuß die vielen Handwerksstände bei einem oder zwei Glas Glühwein zu genießen.
      Viele Grüße,
      Wolfgang

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      • Es muß natürlich „SpeiseÖle“ heißen!
        Sie brauchen allerdings etwa 30 Minuten zum Einziehen, aber das ist genau richtig nach dem Training zum Entspannen mit Füßen hoch und Atmung fliessen lassen.
        Großstädter sind leider nicht sehr reinlich -nein, falsch. In Großstädten gibt es viele sehr rücksichtslose Menschen, so ist es wohl besser getroffen.
        Liebe Grüße
        thomas

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  6. Servus Wolfang,
    Barfuß laufen im Winter ist absolut klasse. Wenn ich meine Füße auf Schnee, Regen, oder Raureif setze, dann mag ich es nur auf natürlichem Untergrund. Denn die Sinne, unsere Reflexzonen werden auf Asphalt nicht angeregt. Glatter und platter Boden, von Menschenhand erdacht, hat für mich nichts mit Sinnlichkeit oder Sinnesanregung zu tun, wer Barfuß auf Asphalt läuft kann das tun, Ich betrachte diese Art von Haltung als stur und starrköpfig.
    Geerdet bin ich auf natürlichem Untergrund wie Streuobstwiese am Hang, Waldboden, Natursteinweg, oder Wasser.
    Es gibt eben Männer, die ab und an dazu neigen weit über ihrer Grenzen hinaus zu leben – und alles mitnehmen was geht – viel Spaß.
    Ein wenig Geschmeidigkeit, Lässigkeit und spielerisches Vorgehen beim Barfußlaufen, schmeichelt auch der männlichen Seele – Es geht weder ums Beweisen, noch durchziehen oder aushalten – es geht um das pure Wohlfühlen – das entsteht für mich nur in der Natur.

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    • Servus Dagmar,
      bist Du schon mal barfuß über gefrorenen Matsch mit scharfen Kanten gelaufen? Ein natürlicher Untergrund! Ich bin zwar ein Mann, aber nicht sturköpfig genug, da barfuß drüber zu gehen. 😉 Dagegen ist dann Asphalt das Paradies…

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      • Moin auch,

        da sind also alle barfußgehende Stadtmenschen männlich, stur und starrköpfg, interessante Sichtweise! :-/

        Aber zum Thema: Es kommt zu dieser Jahreszeit eigentlich weniger auf die absolute Temperatur an. Die Witterung als solche spielt eine große Rolle. Hier im Norden ist es jetzt oft feucht und windig, beides für sich und erst recht in Kombinationkann die Füße im Einklang mit niedrigen Temperaturen sehr schnell auskühlen. Da trage ich dann gerne meine Huaraches oder ggf. „komplette“ Barfußschuhe. Aber solange es irgendwie geht eben am liebsten ohne.

        Viele Grüße und eine entspannte Weihnachtszeit
        Volker

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        • Moin,
          da hast Du allerdings sehr recht. Feuchtigkeit und Wind tragen tatsächlich stark zur Auskühlung bei. Da greife ich dann auch früher zu meinen Surflingen.
          Auch Dir erholsame Weihnachtstage.
          Viele Grüße in den Norden, Wolfgang

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        • Hallo Volker,
          vielen Dank für Deinen Kommentar! Auch ich hab nun dank der sinnlichen Dagmar gelernt, daß ich – mangels schneebeckter Streuobswiesen am Hang innerhalb der nächsten 800km – ungeerdet, stur und starrköpfig bin. Meine Sinneseindrücke beim Barfußlaufen stellen sich so als reine Einbildung heraus, schade, bislang fühlte sich das Barfußlaufen immer richtig schön an.
          Offenbar eine typisch patriachalisch-chauvinistische Fehleinschätzung.
          VG
          Thomas

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  7. Hallo Wolfgang!

    Ich gehe seit dem Frühjahr 2004 zu etwa 85 bis 90 % barfuß, aber warum nicht zu 100 %? Zum Einen ist es meine Arbeit, die Sicherheitsschuhe erfordert und zum Anderen ist es mein handwerkliches Hobby, das ebenfalls aus Sicherheitsgründen Schuhe erfordert und mit dem ich auch einige Zeit verbringe, wenn mein beruflicher Arbeitstag vorbei ist. Mitte der 90er Jahre, als ich im Keller diesem meinem Hobby nachging, fiel mir mal ein Holzklotz auf die Füße und DAS war mir eine Lehre, bei gewissen Arbeiten besser Schuhe zu tragen. Ich gehe zwar schon seit viel, viel früherer Zeit als 2004 barfuß, doch tat ich es vor 2004 nur zur warmen Jahreszeit und traute es mich auch nicht auf der Straße, sondern nur auf Feld-Wirtschaftswegen und dort trug ich meine Latschen meist auch noch in der Hand, weil sie mir die Unsicherheit nahmen, sollte mir mal jemand begegnen.
    Zu gewissen Anlässen, bei denen ich es selbst für angebracht halte, Schuhe zu tragen und die gibt es schon auch, habe ich aber auch keine Probleme damit, dass ich es etwa hassen würde, meine Füße in Schuhe zu „zwängen“, wie man es immer mal wieder von etlichen Barfußgängern liest, auch habe ich keine Probleme mit Schweißfüßen und Fußgeruch – wie es laut Deiner Schilderung bei Dir ist – wenn ich dann meine Schuhe ausziehe, die hatte ich nie und habe sie auch bis heute noch nicht.
    Zum Thema „Winter und barfuß“ könnte ich auch so einiges schreiben, aber Fakt ist, dass ich nach einer Erfahrung vom Winter 2005, bei der ich zwei Mal und das an einem Tag, auf Streusalz getreten bin, sehr sensibel auf Streusalz achte, denn das brannte wie die Hölle, ich bekam rote Punkte auf den Fußunterseiten, die hurtig zu einer roten Fläche zusammenliefen, meine Zehenkuppen der zweit- und drittgroßen Zehen beider Füße, waren auf der Unterseite gerötet und leicht angeschwollen. Ich ging zudem aber auch viele Kilometer durch Schnee ohne Probleme, sodass ich diese schlechte Erfahrung doch mehr dem Streusalz, als dem langen Barfußsein zuschreibe, mein Arzt verschrieb mir damals Aspirin 500, die sind kleiner als die Üblichen, die sollte ich 5 Tage nehmen, was ich auch tat und es ging zum Glück innerhalb etwa einer Woche ohne bleibende Schäden oder optische Unschönheiten wieder weg.

    Es ist auch meine Erfahrung, dass der Körper für einen gewissen Wärmeausgleich sorgt, wenn man im Winter barfuß geht, den Rest des Körpers aber dem eigenen Kälteempfinden entsprechend warm eingekleidet hat.
    Dennoch muss man sehr sensibel auf die Signale des Körpers hören und bei einem Spaziergang lieber rechtzeitig wieder ins Warme gehen, was manchmal schwer einzuschätzen ist, denn man muss bedenken, dass man den mehr oder weniger langen Weg, den man bei Kälte schon gegangen ist, auch wieder zurück gehen muss, da wäre es fatal, wenn man merkt, dass es nicht mehr geht und man muss dann die ganze Strecke wieder zurück zur Wohnung oder zum Auto gehen, dieser Punkt sollte wenn, dann erst kommen, wenn man wieder in „warmer Sicherheit“ ist.
    Splitt ist sowieso eine Katastrophe und im Gegensatz zu Salz, liegt der Mist dann ja auch noch im Frühjahr herum, wenn der Schnee geschmolzen ist und oft auch noch weit bis ins Frühjahr, weil die Leute einfach nicht richtig kehren, sie selbst ja auch Schuhe tragen und nicht um das Leiden und die Qual einer Person, die gerne barfuß geht, wissen.
    Wenn die Füße kalt sind, wird selbst ein Weg mit kleinen Steinchen, über die man sonst geht, als wäre es Asphalt, zum „Fakierpfad“. Längst habe ich auch die Antwort auf meine Frage gefunden, warum es so weh tut, wenn man auf Asphalt auf ein Steinchen tritt, während man auf einem beispielsweise Feldweg, der komplett mit Steinchen versehen ist, keine Probleme hat: der Asphalt ist ein harter Untergrund, das oder die Steinchen können nicht entweichen, während auf einem Weg, der komplett mit Steinchen bestreut ist, eine Verdrängung vorhanden ist, die Steinchen können einfach nachgeben.
    So viel mal für heute. 🙂

    Liebe Grüße,
    Andi

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  8. Hallo Wolfgang, so geht es mir auch. In den ersten Wintern hatte ich den Anspruch, es „durchziehen zu müssen“, aber jetzt bin ich entspannter und genieße auch gerne mal die Wärme von Schuhen – dafür sind sie ja auch da und dann ist das auch in Ordnung!
    Meistens liegt meine Schmerzgrenze bei 5°C, d.h. darunter gehe ich nur für kürzere Strecken barfuß aus dem Haus. Hängt aber von vielen anderen Faktoren ab: Wind, Nässe, eigenes Wohlbefinden…
    Ich muss niemandem was beweisen – mir selbst auch nicht mehr. Trotzdem überwiegt meistens das gute Gefühl, die Welt unter den Füßen zu spüren gegenüber dem Kälteschmerz… jedenfalls für eine halbe Stunde… 😉

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    • Kleine Ergänzung: grad heute habe ich wieder gemerkt, wie dicht „noch ganz angenehm“ und „geht eigentlich gar nicht mehr“ zusammen liegen. In der Früh habe ich meine Tochter bei 4°C zur Schule begleitet (um ihr die Gitarre hinzutragen), das war extrem kalt und grenzwertig, weil die Zehen immer kurz davor waren, taub zu werden. Das hätte ich keine 10 Minuten länger machen wollen.
      Heute Abend bin ich bei 7°C und leichtem Nieselregen (nasser Fußweg) nochmal bei der Post (etwas weiter als zur Schule, ca. 1,5km einfach) und das war überhaupt kein Problem und fühlte sich kalt aber toll an, da hätte ich noch eine Stunde länger draußen bleiben können.
      Erstaunlich, was 3 Grad ausmachen können!

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      • Interessant. Bei mir liegt die magische Grenze der Bodentemperatur zwischen „noch gerade angenehm“ und „unangenehm kalt“ genau zwischen 7 und 6°C. Hat sich mehrfach bestätigt. Luft- und Bodentemperatur unterscheiden sich allerdings meist erheblich. Der Boden ist normalerweise kälter als die Luft, vor allem am Morgen. Nachmittags haben sich die Temperaturen durch die Sonneneinstrahlung angeglichen bzw sogar umgekehrt. Bei Dir könnte es morgens nahe Null gewesen sein, nachmittags dann tatsächlich um die 7°C. Der Unterschied war also möglicherweise wesentlich größer als 3°C.

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  9. Der für mich wichtigste Grund für barfuss im Winter ist: Abhärtung. Mit der Methode Kneipp (Tautreten) habe ich es auch geschafft, 5°C sind für mich selbst bei Nässe und auf Wiesen/Schlamm ein Weile machbar. Wie schön warm die Füsse dann zu Hause sind!
    Starker Wind ist oft schlimmer, als Kälte allein, jedenfalls auf die längere Sicht.
    Nach Nennung der Vokabel „Kneipp“ nehmen dann auch die Gespräche „ist Ihnen nicht kalt?“ eine ganz andere Wendung.

    Am Donnerstag musste ich ein extra für uns aufgesetztes Schreiben unterzeichnen, dass meine Jüngste beim Waldtag im Kindergarten auch bei „starker Kälte“ mit „Barfuss-Schuhen“ laufen dürfte.
    Es sind Sommerschuhe mit Netz oben, aber einer Wolleinlegesohle (Deichmann, 3 Euro).
    Und sie fühlt sich wohl damit, auch einen ganzen Tag, denn die Schuhe verfeuchten nicht.
    Leider zieht sie oft obenrum zu wenig an, dann wird sie kalt, da muss man tatsächlich aufpassen.
    Es geht der Leiterin um die Haftung, und so musste sie schon mal beim Waldtag im Kindergarten zurückbleiben. Nachdem ich an die elterlichen Rechte erinnerte, kam dann das Schreiben. Unnötig zu erwähnen, dass die Kinder im Kindergarten immer Schuhe anziehen müssen, da ist sie ganz stark hinterher. Die Erzieher, die das nicht mitmachen wollten, haben alle die Flucht ergriffen.
    Viele glauben ja noch an Sprüche von Galen („den Kopf halt kühl, die Füsse warm …“) von vor 2000 Jahren, obwohl das schon in den 1950er Jahren wissenschaftlich eindeutig widerlegt wurde. „Normale“ Kälte macht nicht krank, auch dann nicht, wenn die Probanden mit Keimen Kontakt hatten (Unterkühlung ausgenommen). Nach meiner Beobachtung vermute ich, das 90% der Kinder im Kindergarten schädliche, nicht passende Schuhe anhaben, und die älteren Kinder zu >70% verformte Füsse.

    Lieber Wolfgang, wie wäre es mit einem Beitrag über die von Dir erwähnte Fussheizung?
    Wie bekommt man die zum Anspringen? Die ist bei mir auch wenig berechenbar.

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    • Witzigerweise steht für mich persönlich die Abhärtung durch winterliches Barfußlaufen nicht im Vordergrund. Das ist eher ein angenehmer Nebeneffekt. Kneipp hat ja sowieso nur kürzere Kältereize empfohlen. Z.B. mit gut vorgewärmten Füssen für wenige Minuten in den Schnee, und dann schnell wieder zurück ins Haus. Bei mir ist das eher ein Dauerreiz, wo es sehr wichtig ist, durch sonst gut wärmende Bekleidung eine Auskühlung zu vermeiden. Wechselduschen bringt vielleicht mehr für die Abhärtung gegen Erkältungen. Mir geht es vor allem darum, Schuhe so weit als möglich zu vermeiden, die ich durchweg als unangenehm empfinde. Da geht es bei trockenen Bedingungen auch mal in den Minusbereich.

      Über die Fußheizung würde ich ja gerne einen Beitrag schreiben, nur muss ich leider zugeben, dass ich sie selbst als „unberechenbar“ und tagesformabhängig erlebe. Wie andere Barfüßer habe ich allerdings erfahren, dass zuweilen Auslöserreize eine Rolle spielen. Kurzzeitiges Betreten eines warmen Ladens z.B. oder kurzes Laufen auf einem noch viel kälteren Untergrund. Ich kenne auch eine Barfüßerin, bei der das überhaupt nicht funktioniert. Da halte ich mich mit meinen Weisheiten lieber zurück… 😉

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  10. Hi Wolfgang, Du siehst schon aus wie ein Urgestein auf dem Foto, als wolltest Du den Frost verjagen wollen. Wunderbar, wie man seine Überzeugung leben kann ohne sich unter Druck setzen zu müssen. Alles kann, nichts muss. Und deppert sein ist doch wohl ein Kompliment in unserer naturfernen Kultur. Liebe Grüsse von Sabine

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