Minimalschuhtest WHITIN

Testautor: Forbi

  1. Hersteller:    WHITIN (identisches Modell auch unter Voovix, ähnliche Modelle gibt es unter den Markennamen Bronax, Saguaro, Hmiya, Troadlop, Ulogu, hiitave, Dannto, Ubfen, Fogoin, uvm… höchstwahrscheinlich asiatische Massenproduktionen)
  2. Modell:         „Unisex Minimalistische und Barfuß-Traillaufschuhe“
  3. Kaufdatum: 09/2019
  4. Preis:           32,99
  5. Weblink:     Whitin
  6. Schuhtyp:    Traillaufschuhe / Wassersportschuhe
  7. Material:       Synthetik, Gummi
  8. Gewicht:       Paar inkl. Tasche: 600 g
  9. Aussehen

Outdoor Sportschuhe (auch für Wassersport) mit starker Profilsohle und luftigem Synthetikgewebe als Obermaterial. Die hochgezogene Vorderkante der Gummisohle ist an die Optik von Five-Fingers angelehnt. Die Zehen sind innen jedoch nicht getrennt. In vielen verschiedenen Farben und Variationen erhältlich. Meine sind schwarz.

Die Sohlen der Whitin
Überflüssige Schaumstoff-Einlagen, ersetzt durch Sohlengummi

Die Schuhe kommen mit einer „ergonomisch geformten“, viel zu dicken Einlegesohle aus Schaumstoff. Darauf geht es sich wie auf Eiern! Sowas hat in Minimalschuhen nichts zu suchen und ist bei mir als erstes rausgeflogen! Da allerdings die eingenähte Innensohle sehr rutschig ist, habe ich ein 1,8 mm dünnes Sohlengummi eingelegt, um besseren Halt zu haben.

Die Unterseite ist stark profiliert und damit geeignet, in matschigem oder schrägem Gelände zu laufen. Dadurch ist die Sohle allerdings nicht ganz so flexibel wie sie bei dünneren Sohlen sein könnte.

Barfußschuh Whitin
Geländegängige Profilsohle
  1. Verarbeitung

Die Verarbeitung ist erstaunlich gut für den Preis. Es sind kaum Klebereste zu sehen und die Nähte sind auch gut verarbeitet. Wie langlebig das Material ist, wird sich zeigen.

  1. Stimmigkeit der Größenangabe (fällt er größer oder kleiner aus als angegeben?)

Wie bei herkömmlichen Schuhen. Ich hatte erst eine Nummer größer in 42 bestellt, weil das bei den Senmotics meine passende Größe ist, aber ich konnte sie problemlos zurückschicken (Amazon) und meine eigentliche (frühere) Größe 41 nehmen. Die passen perfekt.

  1. Packmaß (rollbar?)

Als Notschuhe für die Hosentasche sind die nichts! Da die Profilsohle sehr ausgeprägt ist und die Oberkante gepolstert, lassen sie sich zwar knicken, aber nicht wirklich einrollen. Meine wurden mit einer Tasche geliefert, die hat Abmessungen von ca. 30 cm Länge und 10 cm Durchmesser. Also in etwa das Packmaß, das auch normale, sehr flache Turnschuhe hätten (z.B. Chucks).

Die Whitin Barfußschuhe lassen sich knicken
Knicken: ja, rollen: nein
Die Whitin Barfußschuhe in der praktischen Tasche
Praktische Tasche
  1. Anziehbarkeit (trockene und nasse Füße; stehend oder nur im Sitzen)

Die Schuhe werden mit einem Klettverschluss und einem Gummizug verschlossen. Dementsprechend unkompliziert können sie angezogen werden, d.h. reinschlüpfen, zuziehen, fertig. Das sollte auch stehend klappen. Ich finde es komfortabler im Sitzen, zumal ich darauf achten muss, dass sie gut und fest sitzen, denn ich benutze sie hauptsächlich zu Sportwettkämpfen in Offroad-Gelände.

Ich habe die glatte Schaumstoff-Einlegesohle durch eine dünne Gummisohle ersetzt, die deutlich rutschfester ist. Deswegen ist das Hineinschlüpfen nicht ganz reibungslos. Der Vorteil ist dann aber, dass man im Schuh nicht hin und her rutscht.

Nass oder trocken sollte kein großer Unterschied sein. Aufgrund ihrer Machart sind die Schuhe ausdrücklich auch für den Wassersport geeignet.

  1. Barfußgefühl (Passform, Sohlenstärke, Fersensprengung etc.)

Die Zehenfreiheit ist maximal, die Schuhe sind vorne sehr breit. Die Sohle ist flach und inkl. Textil-Innensohle ca. 4,5 mm dick, mit ausgeprägtem Profil unten. Das ist eigentlich zu dick, um ein wirkliches Barfußgefühl zu bekommen. Trotzdem sind sie natürlich deutlich flexibler als normale Sportschuhe. Auch der obere Teil der Schuhe mit dem gepolsterten Rand erinnert eher an herkömmliche, aber sehr leichte Sportschuhe. Das ist nicht wirklich minimal, aber für meine Zwecke (Laufsport, querfeldein im Wald) genau richtig.

  1. Sitz des Fußes im Schuh (fest, oder rutscht er?)

Die Schuhe sitzen an sich gut. Da ich recht schmale Füße habe, die Schuhe aber sehr breit sind, ist der seitliche Halt bei mir nicht ganz perfekt, was sich aber nur beim Laufen quer zum Hang bemerkbar macht. Je breiter die Füße, desto besser werden sie passen, vermute ich. Schlabbern tut aber nichts, die stufenlose Verstellmöglichkeit mit Klett-Querriemen und Gummizug bietet auch eine enge Schnürung, ganz so wie man es gerade braucht.

Der Whitin Barfußschuh ist auch geländetauglich
Breit mit viel Zehenfreiheit
  1. Rutschfestigkeit der Sohle (vor allem auf Schlamm und Schnee, auch in steilem Gelände, längs und quer)

Das Profil auf der Unterseite sorgt dafür, dass der Schuh in alle Richtungen sehr rutschfest ist. Gerade auf matschigen Untergründen ist der Halt gut, im Gelände ebenfalls. Ich denke, die Rutschfestigkeit der Sohle ist definitiv eine Stärke dieser Schuhe.

  1. Durchstichfestigkeit der Sohle

Ich habe es nicht ausprobiert 😉, aber ich gehe davon aus, dass hier der gleiche Schutz gegeben ist, wie bei anderen Minimalschuhen mit ca. 4mm Gummisohle (z.B. Aqua Sphere). Einem hochstehenden Nagel werden sie sicher nicht standhalten, aber ich glaube, dass das für alle hier vorgestellten Schuhe gilt…

  1. Fußschweißbildung

Erstaunlich geringe Schweißbildung – glaube ich…?! Im Gegensatz zu Merell Vapor Gloves, die ich mal für 15 Minuten anhatte und direkt schwitzige Füße bekam, habe ich hier ein deutlich luftigeres Gefühl. In den meisten Fällen kann ich das aber gar nicht beurteilen, denn wenn ich bei Wettkämpfen durch Matsch, Wasser und erdigen Waldboden laufe, ist eine Geruchbildung unvermeidbar. Welchen Anteil daran der Schweiß hat, ist schwer zu sagen…

  1. Thermoisolation im Winter (tauglich bis zu welcher Temperatur?)

Für mich taugen die Schuhe auch bei Minusgraden. Aber auch das ist schwer zu beurteilen, denn wenn ich sie anziehe, dann zum Laufen in Wettkämpfen. Ich habe noch nicht probiert, drei Stunden lang damit auf dem Weihnachtsmarkt herumzustehen… Aber wer gelegentlich im Winter barfuß geht, dürfte auch in diesen Schuhen über längere Zeit keine frostigen Füße bekommen.

  1. Wasserdichtigkeit

Die Schuhe sind wasserfest, aber nicht wasserdicht! Das Obermaterial ist wasserdurchlässig.

  1. Schmutzabweisende Eigenschaften

Die Gummisohle nimmt natürlich Schmutz in den Ritzen auf. Wenn dieser getrocknet ist, lässt er sich aber leicht wieder entfernen. Anders sieht es bei der Oberseite aus. Das Gewebe nimmt alles auf, was der Wald zu bieten hat und riecht hinterher dementsprechend modrig. Schmutzabweisend sind die Schuhe daher nicht. Aber sie lassen sich leicht wieder sauber waschen.

  1. Leichtigkeit der Reinigung

Leichten Dreck kann man einfach abbürsten. Nach Wettkämpfen reinige ich die Schuhe mit einer Wurzelbürste unter dem Wasserhahn, ggf. mit etwas Spülmittel oder Shampoo. Das dient hauptsächlich der Geruchsbekämpfung, denn sonst riechen sie nach modrigem Waldboden. Oder ich nehme sie einfach mit unter die Dusche und wasche sie dort.

  1. Defekte (unabhängig vom Verschleiß)

Ich habe die Schuhe erst 3 Monate, in dieser Zeit ist nichts kaputt gegangen.

[Update Dezember 2022]: auch nach 3 Jahren sind die Schuhe noch vollkommen intakt. Ich bin sehr zufrieden mit der Haltbarkeit.

  1. Verschleiß (welche Teile, in welcher Zeit?)

Ich habe sie zu kurz, um das beurteilen zu können. Meine Vermutung ist aber, dass wohl der Klettverschluss zuerst schlapp machen wird. Wann das sein wird, kann ich nicht sagen, ist reine Spekulation.

[Update Dezember 2022]: meine Einschätzung war offenbar falsch, denn auch nach 3 Jahren funktioniert der Klettverschluss wie eh und je.

  1. Fazit

Hintergrund: ich mache Orientierungslauf (OL). Dabei rennt man mit Karte und Kompass quer durch den Wald – sieht also nicht immer, wo man hintritt, zumal man mehr auf die Karte achtet als auf den Untergrund. Deshalb ist OL eine der wenigen Sportarten (neben Skifahren), die ich nicht barfuß mache – zumindest nicht im Wald. Es gibt spezielle OL-Schuhe, deren Sohlen für wechselnde und anspruchsvolle Gelände geeignet sind. Leider sind die häufig sehr steif und vorne sehr schmal geschnitten, was ich unangenehm finde. Daher habe ich mich nach Alternativen umgesehen. Nach einer Überlegung, ob ich es mit FiveFingers probieren sollte, bin ich auf diese asiatischen Schuhe gestoßen, die mir zum Ausprobieren preislich deutlich mehr zusagten 😉

Die Whitin Barfußschuhe sind ideal für Orientierungsläufe
Perfekt für den Orientierungslauf

Ich wurde nicht enttäuscht, denn die Schuhe erfüllen diesen Zweck fast perfekt. Sie haben ein OL-taugliches Profil mit gutem Halt in allen Richtungen und dabei volle Zehenfreiheit und eine sehr flexible Sohle. Sie sind nicht zu warm, wasserfest und lassen sich nach Wettkämpfen leicht reinigen.

Für Puristen werden die Schuhe nicht minimal genug sein. Sie sind mit knapp 300 g pro Schuh vergleichsweise schwer und sowohl die Profilsohle als auch die gepolsterten Oberteile erinnern eher an normale Laufschuhe als an Barfußschuhe. Immerhin haben sie eine durchgehend flache Sohle ohne Absatzerhöhung und sehr viel Zehenfreiheit. Als „Notschuhe“ sind sie weniger geeignet, da sie sich nicht klein genug verpacken lassen.

Ich würde sagen, die Schuhe sind ein guter Kompromiss aus herkömmlichen Laufschuhen und Minimalschuhen und daher auch für Einsteiger gut geeignet. Oder für Offroad-Sportler, die genau diesen Kompromiss aus beweglicher Sohle mit Zehenfreiheit und festem Sitz mit gutem Profil benötigen.

Der Whitin Barfußschuh
Flexibler Offroader

Für den geringen Preis allemal ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Was mich etwas stört: Es ist schwer, den tatsächlichen Hersteller der vielen verschiedenen Marken ähnlicher Machart (siehe oben) herauszufinden – und damit verbunden die Bedingungen, unter denen die Schuhe hergestellt werden. Da habe ich bei den in Deutschland gefertigten Senmotics ein deutlich besseres Gefühl gehabt.

Die Ergebnisse im Überblick

Möglicher Einsatzbereich

Theater Büro Freizeit Wandern leichtes Gelände Wandern schweres Gelände

O

+

++

++

Ergebnisse in den einzelnen Kategorien

Material

+

Verarbeitung

++

Stimmigkeit der Größenangabe größer (>) oder kleiner (<) als angegeben, oder stimmt die Größe (<>)?

<>

Packmaß (rollbar?)

Anziehbarkeit (trockene und nasse Füße; stehend oder nur im Sitzen)

+

Barfußgefühl (Passform, Sohlenstärke, Fersensprengung etc)

+

Sitz des Fußes im Schuh (fest, oder rutscht er?)

+

Rutschfestigkeit der Sohle (vor allem auf Schlamm und Schnee, auch in steilem Gelände, längs und quer)

++

Durchstichfestigkeit der Sohle

+

Fußschweißbildung

O

Thermoisolation im Winter unter 0°C

+

Wasserdichtigkeit

Schmutzabweisende Eigenschaften

Leichtigkeit der Reinigung

++

Defekte (unabhängig vom Verschleiß)

++

Verschleiß

+

++ =sehr gut, + gut, O = befriedigend, – = ausreichend, – – = mangelhaft

7 Gedanken zu „Minimalschuhtest WHITIN“

    • Dafür findest Du bestimmt reichlich Abnehmer, aber gibt’s den auch irgendwo zu kaufen? Oder wird’s das später geben? Testberichte sind ja nur sinnvoll, wenn man das Getestete Schuhwerk auch kaufen kann.

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  1. Hätte mir fast Saguaros in dieser Optik gekauft – werde davon jetzt doch Abstand nehmen. Ganz großen Dank für den tollen Bericht inkl. wertvoller Hintergrundinfos! Einfach spitze.

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  2. Danke für den ausführlichen Test!
    Was ich bisher leider nirgends finden konnte, ist ein Test auf Schadstoffe. Das ist für mich der letzte zweifelhafte Punkt bei diesen Schuhen, oder generell bei der Masse an megagünstigen Asien-Produkten.
    Will ja für mich und meine Kids keine Giftschleuder ins Haus holen.
    Weißt du da was?

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  3. Endlich eine tolle Seite mit ausführlichen Testberichten zum Thema Barfussschuhen. Ich möchte gerne im nächsten Urlaub auf meine Wanderstiefel verzichten und meine Ausflüge über Stock und Stein mit Barfussschuhe durchstarten, ich denke die WHITIN wird eine gute Wahl für meinen ersten Versuch sein. Ich bin gespannt 🙂

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