Hast Du schon mal eine Bordsteinkante geküßt?
Es ist erstaunlich, dass meine Füße relativ schadensfrei bleiben. Wenn man bedenkt, dass es die Füße sind, die in jeder Sekunde unseren Körper tragen, die mit den unterschiedlichsten Böden in Berührung kommen und die absolut keine Knautschzone haben. Gerade unter Laub und Gras verstecken sich oft Wurzeln und Steine, die schnell zu Stolperfallen werden können. Doch ich versuche so achtsam wie möglich unterwegs zu sein. Besonders in unwegsamen Gelände richte ich meine Augen stets aufmerksam auf den Untergrund.
Dennoch passiert es hin und wieder. Und sicher nicht nur mir…. Doch wer spricht schon gern darüber, wenn einem die eigene Schusseligkeit einen Streich spielt 😉
Diesen Beitrag habe ich am 20.09.2021 neu überarbeitet
Bilanz nach 6 Barfußjahren
In den 6 Jahren, in denen ich jetzt ganzjährig barfuß gehe, sind mir nur 4 Mißgeschicke passiert. Das sind solche Ereignisse, bei denen sich mir immer noch sprichwörtlich die Fußnägel hochkrempeln, wenn ich mich daran erinnere. Und von denen ich mehr hatte, als mir lieb war. Aber Dinge passieren, damit ich daraus lernen kann…
Zeh gebrochen
Im August 2016, also zu Beginn meines zweiten Barfußjahres, passierte es. An einer niedrigen Bordsteinkante, die ich aufgrund meines fehlenden räumlichen Sehens nicht als solches erkannte. Beim gemütlichen Wechseln der Straßenseite kam es, dass der längste meiner Zehen (der neben dem dicken Zeh) die Bordsteinkante unsanft küsste. Es knackte – ich spürte es eher, als dass ich es hörte. Erst als ich Zuhause war, merkte ich, wie der Zeh langsam dicker wurde und sich dunkelrot verfärbte.
Perfekt geschientes Duo
Dank der Doppelzehe hatte ich die perfekte Schiene für den Zeh. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich ja noch nichts von dem Bruch und dass sich die Heilung über Monate hin ziehen würde. Es war schließlich Sommer und wir hatten noch viel vor! So unternahmen wir eine Radtour um den Forggensee (34km), was dank der Moto Pedale schmerzfrei möglich war. Lediglich beim Absteigen vom Rad war ich achtsam, um nicht zuerst mit dem Zehenbereich aufzutreten. In der Nacht machte der Zeh sich durch leichtes Pochen bemerkbar. Am nächsten Morgen merkte ich jedoch nichts und so gingen wir auf Kajaktour auf den Forggensee. Das klappte eigentlich wunderbar. Nur Waten über das steinige Ufer entpuppte sich als äußerst schmerzhaft (die Kiesel drückten von unten an das kaputte Zehgelenk) und ich war froh, als ich wieder im Boot saß 🙂
Jetzt war ich richtig froh über meine Doppelzehen. Dadurch, dass der defekte Zeh mit dem gesunden zusammengewachsen ist, konnte ich mich so gut wie normal bewegen. Wir unternahmen auch die eine oder andere Bergwanderung. Hier waren nur die bergauf führenden Gerölletappen unangenehm, da hierbei der Zehenbereich leicht nach oben gebogen wurde.
Das Laufen war barfuß am angenehmsten. Als ich für einen Abstieg meine Leguano anzog, signalisierte mir der Zeh durch einen heftigen Schmerz, dass er das Laufen in den Barfußschuhen gar nicht gut fand. Allein die Berührung durch den Stoff war schon schmerzhaft.
Der gebrochene Zeh heilte von allein. Es dauerte aber ein gutes halbes Jahr, bis er wieder uneingeschränkt belastbar war.
Auf dem Foto sieht man die Schwellung der rechten Doppelzehe ganz gut.
Verletzung durch Riedgras
Die Natur barfuß zu erkunden, über Wiesen, Feld- und Waldwege zu gehen, an Ufern entlang oder durch Pfützen zu laufen – das alles macht barfuß unbeschreiblich Spaß.
So auch, als wir im Frühjahr 2017 eine Wanderung durch die Uferwiesen des Illasbergsees machten. Der Illasbergsee ist ein Nebenarm des Forggensees, der über den Winter abgelassen und im Frühjahr wieder aufgestaut wird. Da das Ufer sehr schlammig und zum Teil sumpfig war, gingen wir etwas weiter entfernt durch eine Feuchtwiese. Zu spät bemerkte ich, dass hier stellenweise hartes Riedgras wuchs. So früh im Jahr war es noch ganz kurz und nur schwer zu erkennen. Riedgras hat keinen hohlen Stengel, wie normales Gras, sondern einen massiven, mit Mark gefüllten, der jedem Tritt standhält (ähnlich wie ein Stoppelfeld).
Da die Fläche, die wir überquerten, nicht sehr groß war, biss ich die Zähne zusammen. Doch es tat immer wieder höllisch weh (im Gegensatz zu Wolfgang, dem das scheinbar nichts ausmachte).
Nach dem abendlichen Fußbad* zeigten sich dann auch einige kleine oberflächliche Schnittwunden und eine Verletzung, die etwas tiefer ging. Ich desinfizierte* die verletzten Stellen und bis auf diese eine tiefere Stelle, die noch einge Tage weh tat, war am nächsten Tag alles in Ordnung.
Heute weiß ich, dass ich die Wunde besser mit einem Pflaster* bedeckt und für einige Tage – bis die Wunde tatsächlich zugeheilt wäre – meine Barfußschuhe angezogen hätte. Dann wäre vermutlich alles gut gewesen. Aber hinterher ist man ja bekanntlich immer schlauer. Denn: An der verwundeten Stelle entstand durch eindringende Viren eine Dornwarze, die erst 4 Jahre später, nachdem ich meine Ernährung auf Zuckerfrei umgestellt habe.
Was lernen wir daraus?
Verletzungen der Fußsohle sollten unbedingt gesäubert und desinfiziert werden. Anschließend sollte die Wunde so geschützt werden, dass kein Dreck, keine Keime und Viren, eindringen können. Was sind schon ein paar Tage Schuhe tragen, wenn man sich dadurch vor übleren Geschichten schützen kann…
Die Krux mit der Tür
Im Herbst 2017 wurde dem Großzeh meines linken Fußes eine Schranktür zum Verhängnis. Paradoxerweise die Tür unseres ehemaligen Schuhschranks. Darin finden sich statt Schuhe nämlich Accessoires für den Winter (Handschuhe, Stulpen, Mützen usw.). Die Türen sind eigentlich Klappen, die man aufzieht und die mit einem Riegel vor dem Herunterfallen gestoppt werden. Warum auch immer der Riegel versagte, ich weiß es nicht. Jedenfalls fiel die Klappe herunter und mit der Kante genau auf meinen Großzeh. Heidanei, was für ein Schmerz. Der Zeh wurde am Nagelbett auch ziemlich schnell bläulich.
Aber als wenn das nicht genug wäre, passierte exakt das Gleiche 5 Tage später nochmal. Selber Fuß, selbe Stelle. Das war für den Nagel zuviel und für das Nagelbett auch. Der Nagel wurde schwarz und löste sich nach einigen Wochen ab.
Womit ich aber überhaupt nicht gerechnet habe, war das, was dann nach wuchs. Das sah gar nicht nach einem richtigen Fußnagel aus. Er war dellig und wuchs extrem unregelmäßig. Und dann änderte sich auch noch die Farbe und Struktur. Er wurde gelb, bröselig und doppelt so dick wie normal. Schnell war klar, dass ich hier durch die Verletzung Tür und Tor für einen intensiven Nagelpilz geöffnet hatte.
Natürlich gibt es endlos viele Mittel gegen Nagelpilz und Du kannst mir glauben, ich habe sämtliche freiverkäufliche Tinkture und Salben getestet. Doch geholfen hat keine. Der Nagelpilz blieb. Mein Fuß war in der Zeit alles andere als vorzeigbar. Damit ich trotzdem barfuß sein konnte, habe ich mir außer Haus den Zehnagel mit Hansaplast* abgedeckt. Das war optisch sowie hygienisch eine gute Idee.
Ich habe gut 2 Jahre an dem Nagelpilz mit den bereits erwähnten Tinkturen und Salben herumgedoktert. Ich hatte das Gefühl, je mehr ich mache, um so wohler fühlt sich der Pilz. Im Herbst 2019 hörte ich mit der medikamentösen Behandlung auf und begann, in mein abendliches Fußbad eine gute handvoll Natron zu geben. Unabhängig davon begannen wir zwei Monate später mit der zuckerfreien Ernährung.
Ob nun das Natron eine Heilung bewirkte oder/und sich auch die Ernährungsumstellung günstig darauf auswirkte kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Fakt ist, der Nagelpilz hat sich zurückgebildet, der Zehnagel wächst normal und ansehnlich nach.
Pferdehuf trifft Menschenfuß
Wenn zum Haushalt nicht nur Zweibeiner gehören, sondern auch noch ein Vierbeiner, dann erhöht das schon mal das Risiko nicht vorhersehbarer Ereignisse.
Zu Beginn meiner Barfußzeit bin ich im Umgang mit unserem Pony noch barfuß geblieben. Es kam mir gar nicht in den Sinn, deshalb Schuhe anzuziehen. Zumal ich nachwievor sehr achtsam war (und das Pony übrigens auch) und unser Pony ebenfalls barfuß lief (also ohne Hufeisen). Außerdem hatten wir nie mit anderen Pferden direkten Kontakt.
Seit 2018 ist das anders. Die Pferde stehen oft gemeinsam auf der Koppel und auch auf dem Hof gibt es öfter Begegnungen. Das Risiko hat sich also für mich als Barfüßerin erhöht. Seitdem trage ich in Pferdenähe Crocs*. Sie schützen etwas, sind aber meilenweit von Sicherheitsschuhen entfernt.
Und so kam es zum 4. und damit letzten Missgeschick in meiner bisherigen Barfußkarriere. Im Frühjahr 2020 brachte ich das Pony auf die Koppel. Kurz vor dem Tor rutschte ich mit dem Schuh auf einer dicken, fetten Schnecke aus (barfuß wäre das nicht passiert!). Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, setzte ich meinen anderen Fuß zu weit nach rechts, genau in die Spur des Ponys. Obwohl das Pony durch den Schreck ebenfalls einen Satz weg von mir machte, reichte der Abstand nicht – mit der Kante seines Hufes stand es auf meinem kleinen Zeh. Und zwar so sehr, dass ich noch ein halbes Jahr danach Probleme hatte.
Fazit
Wann immer ich mir in Zukunft eine offene Verletzung an der Fußsohle oder den Zehen zuziehe, werde ich mich besonders der Desinfizierung und dem Schutz der Wunde widmen. Ich möchte auf jeden Fall vermeiden, dass Bakterien oder Viren eindringen können. Mit mehr Sorgfalt hätte ich zumindest die Dornwarze verhindern können und vielleicht sogar den Nagelpilz.
Jahrgang 1966, Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Lebt seit 2015 ganzjährig barfuß. Hobbys: Wandern, Radfahren, Ideen in Projekte umwandeln. Autorin von „Garten planen wie ein Profi“ und „Zuckerfrei essen jeden Tag„. Lebt mit Wolfgang im wunderschönen Allgäu.