Neulich war es mal wieder so weit. Ich hatte ein heftiges Würgen im Hals, gefolgt von Magengrimmen und schließlich tiefer Frustration. Der Grund: Irgendwo in den Tiefen des Netzes hatte ein Barfußläufer seine Anhängerschaft begeistert auf einen seiner zahlreichen Fernsehauftritte aufmerksam gemacht. Samt Link zu einer täglichen Nachmittagssendung.
Der Typ ist ein bisschen medienbesoffen, was man ihm nicht verübeln kann. Denn schließlich sind wir alle ein klein bisschen eitel und irgendwie wollen wir ja eigentlich auch irgendwann mal „ins Fernsehen“ und ein bisschen berühmt sein. Und wenn es letztlich nur eine Berühmtheit in kleinem Kreis ist, wenn man ehrlich ist. Aber egal. Es sei ihm gegönnt.
Das Problem ist nur, wie solche Sendungen normalerweise ablaufen.
Wenn man Pech hat, wird man unter „Was es nicht alles gibt“ zur kurzweiligen Unterhaltung des gemeinen Medienkonsumenten missbraucht. Ich hatte mich dazu ja schon mal geäussert.
Wenn es ein bisschen besser aber keineswegs gut läuft, geht es so ab wie neulich. Ein Schwerpunktthema der Fernsehsendung war tatsächlich die Fußgesundheit. Da leuchten die Augen des Barfüßers, und so richtig begeistert ist man, wenn er dann kommt: der 3-Minuten Schnipsel über den Ganzjahresbarfüßer. Der tatsächlich sommers wie winters barfuß läuft und sich dabei bestens fühlt. Erkältet ist er nicht mehr und der Rücken hat auch aufgehört, ihn zu ärgern. Das hört man als Barfüßer gern. Nur ist das Filmchen viel zu schnell vorbei, und es kommt zur Abmoderation. Leider. Denn was hört man da? Das mit dem Barfußlaufen sei natürlich nichts für jeden. Ein bisschen extrem. Und dann wird übergeleitet, zum Experten. Der macht es dann noch ein bisschen schlimmer. Mal mehr, mal weniger. Neulich war’s ein Orthopädischer Schuhmacher. Den fragt die Moderatorin nach Barfußschuhen. Weil barfuß ja nun mal nix für jeden sei. Klasse seien die, antwortete darauf der Experte, besonders für die Fußmuskulatur. Aber benutzen sollte man sie nur auf natürlichen Untergründen, die Dinger seien nix für den Alltag. Aha. Ja, dann reden wir also mal über diesen Alltag. Und schon geht es um „normale“ Schuhe, welche Modelle man da kaufen soll. Und im weiteren Verlauf der Sendung, wie man durch Schuhe verursachte körperliche Schäden wieder in den Griff bekommt. Stichwort Hallux Valgus. Botschaft der Sendung wieder einmal: Barfuß ist was für Extremisten, normal ist das nicht. Normal sind Schuhe, normale Schuhe. Und Fußschäden. Und dass man hin und wieder auch mal Barfußschuhe benutzen kann.
So läuft das fast jedes Mal. Barfuß ist nicht normal, das bestätigt die Meinung, die die Zuschauer sowieso schon haben. Es sollte ein Auftrittsverbot für medienbesoffene Barfüßer geben, denke ich mir dann manchmal im ersten Affekt.
Quatsch, sollte es natürlich nicht. Aber Barfußfreunde sollten wesentlich kritischer und wählerischer mit den Medien umgehen. Es geht nicht um das Ego, sondern die richtige Botschaft. Wenn das alle machten, die Medienanfragen bekommen, könnte es etwas bewirken.
Ich werde ebenfalls hin und wieder von den Medien angesprochen und bin dazu übergegangen, mich stets über Sinn und Zweck der Sendung, der Online-Konferenz oder des Artikels zu erkundigen. Ob es zentral um das Barfußgehen als natürliche und gesunde Art der Fortbewegung geht. Vielleicht auch um die Fragestellung, warum um Himmels willen Menschen sich so viel Sorgen um ihre Gesundheit machen, aber bei der Fußgesundheit eher Modediktaten folgen? Wieviel Zeit für die Diskussion eingeplant wird und ob, und wenn ja, welche Experten mitwirken sollen. Bei zweifelhaften Gestalten winke ich dann eher ab, aber mit konstruktiven Gegenvorschlägen. Sendung vom Typ Sammelsurium mit kontraproduktiven Botschaften wie neulich, lehne ich rundum ab. Fernsehsendungen waren auch schon dabei…
Deshalb mein Appell an alle, die solche Anfragen erhalten, macht es bitte genau so. Gehorcht Eurem Verstand und nicht Eurer Eitelkeit. Seid kritisch und denkt daran, dass Euer Auftritt sonst eher schadet als nützt.
Und liebe Medien, wenn Ihr das hier lest: Barfußlaufen ist die normalste Sache der Welt, die dazu richtig Spaß macht. Und es ist ungemein wichtig für die Gesundheit, vor allem in der Kindheit und Jugend, wenn die Füße sich noch ausbilden. Das ist wissenschaftlich hinreichend erwiesen. Es ist nicht normal, dass der Großteil der jungen Menschen schon massive Fußschäden hat, wenn sie das zwanzigste Lebensjahr erreichen. Durch permantes Tragen von Schuhen und Überängstlichkeit, auch der Eltern. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Darüber solltet ihr berichten. Und darüber, dass man Konventionen auch einfach mal überwinden sollte, der Gesundheit zuliebe. Wir sind schon weit in der Hinsicht. Enge Korsetts, Perücken, Reifröcke, Parfümieren statt Baden, sind längst Vergangenheit, das Stilllegen der Fußmuskulatur und bleibende Fußverformungen durch schicke Schuhe leider nicht. „Form follows function“, die Form folgt der Funktion. Dieser wichtige Grundsatz wird bei Schuhen gründlich missachtet. Das muss den Menschen vermittelt werden.
Liebe Medien, macht Sendungen und Artikel, die Barfußlaufen als etwas Normales und Gesundes empfehlen. Natürlich gibt es da auch individuelle Grenzen, über die sollte man auch reden. Mit Barfußfreunden und Experten, die wirklich etwas davon verstehen und nicht aufgrund fehlender Kenntnisse und Erfahrungen gleich als Bedenkenträger auftreten. Ich geb da gerne Empfehlungen. Dann leistet ihr wirklich einen Beitrag zur Fußgesundheit.
Und dann mache auch ich gerne bei eurem Medienprojekt mit!
Ich bin Jahrgang 1955, Vater zweier erwachsener Töchter, und verbringe seit dem Sommer 2016 viel Zeit im traumhaft schönen Allgäu bei Füssen, wo Eva schon länger ihr Zelt aufgeschlagen hat. Hier kann ich zusammen mit ihr meiner Berg- und Radfahrleidenschaft frönen. Barfuß lebe ich seit 2012. Ich bin Autor von „Fünf Jahre barfuß„.
Hallo Wolfgang!
In der Tat sollte man da abwägen und nicht gleich jedem „Medienheini“ eine Zusage bekunden, das sehe ich genauso wie Du: ein Bericht darüber sollte interessant und nützlich sein, kein Lückenfüller um eine Sendung oder ein Zeitungsblatt voll zu bekommen.
Es mag sein, dass es in unserer Gesellschaft als nicht normal angesehen wird, dennoch sind meine Erfahrungen bezüglich Menschen, die mich darauf ansprachen, zu 99 % positiv. Klar, man weiß natürlich nicht, was manche dieser Leute vielleicht wirklich denken, aber ich setze jetzt mal voraus, dass sie dann der Sache auch positiv gegenüber stehen, sonst könnten sie sich die Zeit und Energie, mich anzusprechen und sich positiv darüber zu äußern, ja sparen.
Klar, wieviele Leute sprechen einen schon an? Das kommt hin und wieder mal vor, was die breite Menge dazu denkt, weiß man daher nicht, denn die 99 % beziehen sich ja nur auf die Leute, die mich darauf ansprachen. Die große Mehrheit tut es eben nicht, dennoch sagen Blicke mehr als tausend Worte und sehr oft sind es eher neugierige, nett lächelnde oder allenfalls völlig neutrale Blicke, also ein Hinschauen ohne große Änderung des Gesichtsausdrucks, seltener kommen Blicke des Unverständnisses, der Abneigung und des Gesichtverziehens, aber auch das erlebte ich selten mal.
Klar, schauen etliche Leute auch mal etwas verdutzt, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass sie es für verrückt und unnormal halten, sondern sie haben es an dafür untypischen Orten einfach noch nicht erlebt und müssen das erst mal „verarbeiten“.
Bei manchen Leuten spielt sich aber auch ein Kopfkino ab, so musste ich mal schmunzeln, als ich im Lidl war, hinter mir an der Kasse ein Paar stand, vielleicht etwas älter als ich (bin 53 Jahre alt), recht komisch schaute und als sie mich auf dem Parkplatz dann in mein Auto steigen sahen, brach bei ihnen eine Welt zusammen, was man an dem etwas erstaunten Blick sehen konnte, denn eine Limousine gehobener Mittelklasse, mit 2,8 Litern und V6-Motor, hätten sie nicht erwartet, man wird von manchen Leuten wohl in eine Schublade gesteckt und sie hätten eher einen mehrfarbigen, verspachtelten Peugeot 106 erwartet oder so ähnlich! 😀
Ich war echt amüsiert, denn ich wusste da dann GENAU, was in ihrem Kopf vorging! 😀
Wo ich gerade beim Thema „Auto“ bin und Forbi etwas dazu schrieb: barfuß Autofahren, jaja, völlig richtig, das leidige Thema, das aber auch im Winter nicht selten erwähnt wird, mich nervt es auch und die Leute beharren richtig darauf, dass es verboten sei, bis sie merken, dass ich mich mit dem Thema etwas befasse, dann kommt plötzlich der Unsicherheitsfaktor: „Echt? Ich dachte, das sei verboten“, wo man es vorher behauptet hat, als würde man nachts auf einem Gesetzbuch schlafen.
Dass die Leute meine Barfüßigkeit sehen, hält sie natürlich nicht davon ab, mir beibringen zu wollen, dass es verboten sei, barfuß Auto zu fahren, denn sie denken, dass ich zwar barfuß gehe, aber ja nicht wissen kann, wo ich es darf und wo nicht und dass es sogar Foren gibt, in denen man sich auch damit immer wieder beschäftigt, zum Teil sogar Juristen Barfüßer sind, die an diesen Foren Teil nehmen.
Dieser Irrglaube hörte ich aber auch oft von Leuten, die mich darauf ansprachen und positiv angetan waren, bis ich ihnen dann sagte, dass das Tragen von Schuhen nur für Berufskraftfahrer vorgeschrieben sei, diese müssten ein den Fuß fest umschließendes Schuhwerk tragen, also vom Lkw- bis zum Taxifahrer (Ulrich weiß das :-), an dieser Stelle mal ein Gruß von mir 😉 )
Ich stecke in den letzten Jahren viel zu oft in meinen Arbeitsschuhen, die ich auf der Arbeit eben tragen muss, sie dann aber auch privat noch trage, je nachdem, was ich zuhause noch werkele, ich muss das mal wieder ändern und werde auch gleich nachher damit anfangen, denn ich muss noch zum Lidl und Rewe.
Liebe Grüße aus dem Saarland,
Andi
Hallo Andi,
danke für Deinen Erfahrungsbericht, den die meisten Barfußfreunde sicher bestätigen können. In meinem Beitrag „Barfuß und Shifting Baselines“ habe ich eine allgemeine Analyse der Situation versucht. Bezüglich der Rolle der Medien mache ich mir darin aber keine Illusionen. Wenn man wenigstens die üblen Fälle der Berichterstattung etwas zurückdrängen könnte, wäre schon etwas gewonnen.
Liebe Grüße,
Wolfgang
Du hast völlig Recht. Entscheidend ist, dass nicht hinterher ein sog. „Experte“ alles wieder kaputt macht. Es sollte eigentlich einleuchten, dass man kein Experte für Barfüßigkeit sein kann, wenn man nicht wenigstens mit vielen Barfußgängern zu tun hat, falls man schon selbst keiner ist. Bei Gesundheitssendungen ist das regelmäßig der Fall. Woher sollte auch beispielsweise ein Orthopäde die vielen Barfußgänger kennen? Die brauchen ihn ja nicht.
Da scheint mir das Konzept der Talkshow, bei der es um den/die Barfüßer(in) als Person geht, eher zweckmäßig. Da erzählt auch keiner im Anschluss Gegenteiliges, man wechselt stattdessen zu anderen Themen. Zumindest hatte ich ein gutes Gefühl, nachdem ich in der MDR-Talkshow „Unter uns“ über meine Barfüßigkeit interviewt wurde. Es hat Spaß gemacht und ich würde es wieder tun.
Talkshows können sicher eine gute Sache sein. Nur sollte man da im Vorfeld abfragen oder anhand früherer Sendungen checken, mit wem man da eigentlich in der Runde sitzt. Wenn das nur irgendwie „absonderliche“ Menschen mit üblen Schicksalen sind, wird man wieder als Freak verbucht. Und das ist ja genau das, was wir vermeiden wollen. Vorsicht ist bei Medien immer angebracht.
„Woher sollte auch beispielsweise ein Orthopäde die vielen Barfußgänger kennen? Die brauchen ihn ja nicht.“
Sehr guter Satz! Den muss ich mir merken! Auch da haben wir es wieder mit den „Shifting Baselines“ zu tun – wenn Wolfgang den zugehörigen Artikel schon etwas weiter oben verlinkt hat.
Da Orthopäden oder Fußchirurgen nur mit kranken Füßen zu tun haben, ist das ihre Realität. Da gehen die Leute nur hin, wenn sie Probleme haben und deshalb sehen diese Ärzte fast nie gesunde Füße. Also glauben sie, dass das eben so ist. Im Fernsehen werden die dann als „Experten“ verkauft und mit ihrem weißen Kittel und einem Doktortitel wirkt das natürlich viel kompetenter als ein spleeniger Barfüßer. In Wirklichkeit sind diese Leute aber genau das Gegenteil von Barfußexperten. Sie haben nicht nur wenig Erfahrung damit, sondern genau die Falsche!
Merke: Fußexperte (med.) ist nicht gleich Barfußexperte!
Hallo, liebe Barfußfreunde,
herzlichen Dank für Eure sehr hilfreichen Kommentare. Meine Hoffnung ist, dass sich die Situation mit ein bisschen mehr kritischer Distanz zu Medienanfragen verbessert. Ich hab jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass man Inhalte und Abläufe durchaus beeinflussen kann. Dann kommt es nur noch darauf an, wie man selber auftritt. Und da bin ich meistens hinterher ziemlich unzufrieden.
Was wir in den Medien unbedingt vermeiden müssen, ist der Anschein des Extremen. Stolz darauf zu verweisen, dass man z.B. den ganzen Winter über barfuß läuft, geht mächtig ins Auge. Viel besser ist zu betonen, dass wirklich fast jeder Mensch barfuß laufen kann, innerhalb der persönlichen Grenzen. Man braucht nur ein bisschen Mut, sonst nichts. Der Spaß ist garantiert.
Was ich sehr hilfreich fände, wären professionelle (!) Medienexpertinnen und Experten, die bestenfalls selbst barfuß laufen. Die Tipps für den Umgang mit Medien geben könnten und bereits stattgefundene Interviews auf Verbesserungsmöglichkeiten abklopfen. Spontan fiele mir da Sabrina Fox ein, die das Thema Barfuß in den Medien als Profi in einer ungemein sympatischen und souveränen Art vermitteln kann…
Liebe Grüße aus dem wieder verschneiten Allgäu,
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
ich habe deinen Beitrag gelesen und kann deinen Ärger sehr gut verstehen. Ich hatte noch keinen Kontakt mit den Medien. Bin aber jetzt gut informiert, wenn ich eines Tages mal schnell vor einem Zeitungsbericht, einer Radiosendung oder einer Fernsehreportage stehe.
Ich finde deine Einstellung passend. Ich möchte im Grunde mein Leben in Ruhe und Frieden leben.
Im Moment werde ich wieder vermehrt von Menschen angesprochen. Ich habe ein sehr gutes Gefühl nach einem Gespräch, wenn mich Menschen mit echtem und ehrlichen Interesse nach meiner Barfüßigkeit fragen.
Leider habe ich auch andere Menschen getroffen, bei denen ich kein gutes Gefühl hatte.
Ich vermute, dass ich nicht in ihre Schublade passe. Ihre Unsicherheit und Hilflosigkeit zwingt sie, das Gespräch rasch zu beenden. Bloß nicht viel nachfragen.
Vielleicht ist ja Barfußgehen ansteckend.
Ich möchte trotzdem am täglichen Leben teilnehmen, auch wenn ich weiß, dass ich nicht mit dem Schuh-Hauptstrom schwimme.
Ich bin bemüht ein normales Leben zu leben.
Selbstverständlich mit dieser unendlich großen Freude des Barfußseins. Ist schon ziemlich cool.
Und an Thomas: Auch ich möchte das Langstreckenlaufen nicht missen. Ich bin froh, dass ich meinen Sport weiterbetreiben kann.
Und an alle: Da haben wir uns, im wahrsten Sinne des Wortes, in etwas hingelaufen.
Liebe Grüße
Detlef
So praktiziere ich das auch, hab ein paar solche „Einladungen zur Freak-Show“ sausen gelassen und nur eine die mir seriös schien angenommen, im Rahmen einer Nachmittagssendung zum Thema Gesundheit.
Der Ablauf war abgesprochen, die Details nicht, aber es lief in etwa so wie wir – die Moderatorin und ich – es uns vorgestellt hatten. Es wurde nichts von der Aufzeichnung geschnitten, alles 1:1 gesendet.
Wer will kann gucken, ab Minute 13 ca:
https://drive.google.com/file/d/15XPDc0yW9e5W8ujbiQYFxM-3vTLDi_MO/view
Bisher gabs 3 Wiederholungen davon im ORF, ein paar Tage danach werde ich gelegentlich von Leuten die mich wiedererkennen angesprochen, aber bis dato ausschließlich anerkennend.
Bin berufstätig, lebe vom Verkauf an die Elektronikindustrie, fahr zu Kunden und Lieferanten (barfuß natürlich) und kann/mag es mir nicht leisten, als Freak dargestellt zu werden. Auf der letzten Electronica Messe in München – vor Pandemie – bat mich der CEO einer japanischen (!) Herstellerfirma, ihn am nächsten Tag beim gemeinsamen Mittagessen mehr davon übers Barfußleben zu erzählen.
Es war, ist und bleibt mir eine Herzensangelegenheit, Barfüßigkeit seriös darzustellen und vorzuleben.
Moin Wolfgang, so geht es doch zu fast allen Themen in den Medien. Gefragt ist der Skandal, oder wenigstens ein „kuck dir mal den Irren an“. Sachliche Info langweilt doch immens…
Und je scheinbar ungewöhnlicher jemand ist, um so mehr wird ein Bohei darum gemacht. Selbst Profis sind nicht davor gefeit, daß „das Fernsehen“ sie entweder auf die Rolle nimmt, als Bescheuerte darstellt oder einen Filmbericht derart wüst zusammenschneidet daß von der eigentlichen Aussagen der Betroffenen nichts übrigbleibt oder in einer Talkshow mit einer Auswahl besonders dämlicher Mitgäste ans Messer liefert. Davon kann sogar Carsten Stark ein Lied singen:
in dem „roten Sofa“ des ndr hatte er ungefähr zwei Minuten Redezeit, in der natürlich auch er nichts wirklich Erklärendes zusammenbringen konnte, insbesondere, da er auch noch ständig von dämlichen Fragen des Moderators unterbrochen wurde und das Interview gipfelte dann in der Frage, warum er keine Birkenstockschuhe trägt. Und in einer Talkshow hatte man ihn u.a. mit Till Schweiger zusammengsperrt, der ein verhalten an den Tag legte für das sich sogar Zwölfjährige fremdgeschämt hätten – natürlich hat er auch da sein Anliegen nicht anbringen können.
Ich wurde mal angefragt bei einem Beitrag zum Nacktwandern mitzuwirken. Als ich den Beitrag dann gesehen hatte war ich heilfroh, rechtzeitig NEIN gesagt zu haben. Auch da waren die lieben Menschen, die einfach nur erklären wollten wie schön sich die Natur ohne Klamotten erleben läßt am Ende bestenfalls noch als Deppen davon gekommen.
Wenn wir heute etwas in unserem Sinne bewegen möchten, dann ist es genau richtig so wie Ihr es macht, auf einer eigenen Internetseite, oder indem wir ein Buch schreiben. Damit erreichen wir dann auch die Menschen die ernsthaft an unseren Ideen, Vorstellungen usw. interessiert sind. Von den Leuten die sich bei Bier und Chips durch die Programme zappen werden wir ohnehin niemals jemanden zum Nachdenken – geschweige denn Mitmachen bringen, es sei denn man könnte irgendwas gewinnen. Sonst würden ja auch 80% der deutschen Bevölkerung täglich frisch und gesund kochen bei all den Kochschows.
Deshalb für Deine Absage an all diesen Quatsch bei große Zehen nach oben!!
Liebe Grüße
Thomas
Sendungen über „hauptberufliche extrembarfüßer“ sind in der tat manchmal ein wenig „cringe“, zumal wenn jeglicher bezug zum alltag normaler leute fehlt.
Als interessanter empfinde ich die medienbeiträge, in denen das barfußlaufen nicht das hauptthema ist, sondern leute vorgestellt werden, die interessante dinge tun, sei es in kunst, musik, forschung, sport, der vorstellung interessanter landschaften, der ausübung von berufen, dem umgang mit tieren und pflanzen, das tägliche familienleben zwischen eltern und kindern oder was auch immer. Leute, die dabei ganz selbstverständlich barfuß sind und das auch nicht verstecken, aber auch kein großes aufhebens darum machen, weil es für sie alltägliches leben ist. Die es nicht zur mission machen und auch nicht zum alleinstellungsmerkmal.
Im bereich kunst und musik kommen wir manchmal schon in die nähe; es gibt einige personen in verschiedenen musiksparten, die meistens oder auch nur manchmal barfuß auftreten und bei deren auftritten das auch nicht besonders thematisiert wird, es ist eben nur ein etwas unkonventioneller aspekt der persönlichkeit, ähnlich einer nicht ganz alltäglichen frisur.
So kommt barfußsein aus der freak- und exotenecke raus. Würde ich mir übrigens auch in filmen/fernsehserien wünschen. Leute, die barfuß gehen, auch außerhalb ihrer wohnung, die aber deshalb nicht alien, vampir oder völlig der zivilisation entrückt sind ….
Moin tiptoe,
Sandy Shaw ist sicher den meisten Menschen, die sich überhaupt an sie erinnern ( ;o) ) nicht durch Ihr Lied, sondern durch ihren Barfußauftritt beim Grandprixdelauswusw im Gedächtnis geblieben.
Aber ob von all denen deshalb jemand seine Schuhe in die Ecke hängte?
Natürlich wünschen wir uns, daß andere Menschen unsere guten Erfahrungen und Gefühle auch erleben dürfen, bei mir neben dem Barfußlaufen auch das Langstreckenlaufen, daß mich zu einem völlig anderen, gesünderen Menschen gemacht hat.
Und es ist auch gut, darüber zu berichten.
Aber nicht mit dem Ziel, andere zu überzeugen sondern Erfahrungen mitzuteilen.
Überzeugen müssen sich die Menschen dann schon selbst.
Und da heute täglich verlangt wird irgendetwas neues zu glauben, es aber noch keine elektrischen Mönche gibt die das für uns tun könnten, sind wir doch alle eigentlich auch so schon ziemlich beschäftig.
Und wer will, findet schon ganz allein Evas und Wolfgangs Seite
Oder?
Meist beginnen derartige Berichte schon mit leicht grenzdebiler Musik…Da tappen dann meist ein, zwei Barfüßer bei Musik die an Inspektor Clouseau Filme erinnert (ich liebe Ihn) durch die Stadt oder Wald, dann komnt das obligatorische Interview, bei dem sich der, die oder mehrere Barfüßige Personen erklären, meist rechtfertigen, zwischendurch der wichtige Experte, der das alles ja theoretisch gesund findet, aber praktisch für nahezu undurchführbar hält. Dann werden meist andere Personen befragt was sie davon halten, zum Schluss sieht man sie dann bei obengenannter Musik entschwinden… Was bleibt hängen? Das sind Leute, leicht plemplem, beißen nicht, daher ungefährlich…
Tausendmal gesehen, erst letztens im SWR, tausendmal für doof befunden…Chance vertan..Scheit übrigens ein eher süddeutsches Phänomen zu sein. Im Norden finden sich solche Berichte eher selten bis überhaupt nicht…
Gruß aus dem Norden
Daniel
Ja aber permanentes Barfußlaufen ist doch nicht gesund! Dafür ist der menschliche Körper einfach nicht gemacht. Oder er hat’s verlernt. Das ist ja auch gar nicht natürlich. Die Urmenschen in der Steinzeit hatten schließlich noch keinen Asphalt und keine Glasscherben. Und Barfußschuhe sind auch ganz ungesund, weil die Gelenke darunter leiden. Denn schließlich sind die ja ganz schlecht gedämpft… *augenroll*
Alles Zitate, die ich schon von …ähm, ich nenne es mal „Medizinischem Personal“ gehört habe. Das ist genau so schlimm wie die derartigen Medienberichte. Wahrscheinlich bedingt sich beides gegenseitig?! Ich weiß jedenfalls genau, wovon Du sprichst, Wolfgang, und ich fühle mit Dir! Wahrscheinlich habe ich sogar die gleiche Sendung gesehen – zumindest teilweise, denn ich kann mir sowas nicht mehr ansehen.
Zum Glück gibt es aber auch noch sinnvolle und schön gemachte Berichte über Barfüßer, die sympatisch rüberkommen und nicht als Freaks vorgeführt werden. Aber solche Sammelsuriensendungen mit zig halbherzig rercherchierten Randthemen und einem „Fußexperten“, der aber vom Barfußgehen so wenig Ahnung hat, wie eine Ameise vom Bierbrauen, sind leider so überflüssig wie verbreitet. Genau wie die immer gleichen (und falschen) Artikel über „Barfuß und Autofahren“, die jedes Jahr im Frühling wieder hochpoppen. Die regen mich genau so auf. Es geht sicher bald wieder los… *augenroll*