Bergerlebnisse eines Flachlandtirolers im Tannheimer Tal
„Boah, Tannheimer Tal, was mach ich hier bloß?“ schoss es mir durch den Kopf, als ich mich auf heimtückisch glattem Kies durch die flotte Strömung der Vils zum anderen Ufer balancierte, Vollbad nicht ausgeschlossen.
Der Bach hatte sich uns auf der Flucht vor der von Rand zu Rand sauber geschotterten 5km-Wanderautobahn vom Parkplatz in Tannheim rauf zum grandios von Bergen umschlossenen Naturschutzgebiet Vilsalpsee in den Weg gelegt.
Barfußlaufen im Tannheimer Tal garantiert Abenteuer
Ein vom Wanderweg abgehender, einladender Graspfad war eine zu große Versuchung, um ihr zu widerstehen. Es ist nun wirklich nicht lustig, wenn der sportliche Wert des Barfußwanderns auf Schotter von freundlich winkenden Schnecken auf der Überholspur in Frage gestellt wird. Selbst dann, wenn sich im begleitenden Gehölz hin und wieder Passagen mit abenteuerlicher „Reliefdichte“, aber eben umso größerer Barfußfreundlichkeit anbieten.
Schließlich gelang uns Beiden die Bachpassage dann doch unfallfrei. Eva fand das besonders bei mir erstaunlich ob der offenbar bei der ganzen Querung fest in den Hosentaschen verankerten Händen. Erstaunlich auch die unfallfreie anschließende Querung einer Wiese, die sich auf dem Rückweg als Bullenweide entpuppte… Schließlich steht das Barfußleben für nicht endende Abenteuer. Und dazu viel Spaß, wenn zwei Freunden die gute Laune zu keinem Zeitpunkt abhanden kommt.
Der Tag hatte am Morgen mit vielen Wolken nicht gerade viel versprochen und passte somit perfekt in diesen Frühsommer, in dem Touristen von der Aida neuerdings zu Hause abgeholt werden können. Aber das Tannheimer Tal bietet oft ganz anderes Wetter als das rund um Roßhaupten, und es enttäuschte uns nicht. Trocken war es. Die Berge waren frei von Wolken und dazu gab es Sonnenschein, der die noch reichlich auf den Höhen verteilten Schneefelder zum Leuchten brachte.
Und so war der kurze Weg, trotz aller Hindernisse, ein Landschaftserlebnis der besonderen Art, an das ich noch lange zurückdenken werde.
Genuß pur
Am See angekommen gab es dann Zeit zum Küheschmusen und zum Faulenzen auf einer Bank. Dazu gab es eine Traubenkur und obendrein den Genuss einer reichlich verschnapsten Schwarzwälder Kirschtorte auf der Terrasse des Seerestaurants. Barfußhelden verdienen sowas einfach. Punkt.
Auch die Rückkehr mittels Tannheimer Alpenexpress im jetzt doch einsetzenden Regen. Timing ist alles…
Nur eins noch: eine Eingabe werden wir machen. An die Gemeinde Tannheim. Zwecks Ergänzung eines Informationsschilds am Wanderweg. Da ist noch Platz für ein Symbol: zwei Fußabdrücke…
Ich bin Jahrgang 1955, Vater zweier erwachsener Töchter, und verbringe seit dem Sommer 2016 viel Zeit im traumhaft schönen Allgäu bei Füssen, wo Eva schon länger ihr Zelt aufgeschlagen hat. Hier kann ich zusammen mit ihr meiner Berg- und Radfahrleidenschaft frönen. Barfuß lebe ich seit 2012. Ich bin Autor von „Fünf Jahre barfuß„.