Uff, schon wieder eine Steigung! Also so eine Radtour um einen See hatte ich mir dann doch ein bisschen anders vorgestellt. Gemeinhin ist die Oberfläche von Gewässern doch eher eben… Aber eben nicht die Hügel, die den Forggensee umgeben. Gut, ich hatte den Bericht von Eva zu dieser Tour gelesen, aber… Nun ist die Gegend rund um meinen Heimatort Trier auch nicht gerade flach, und die Beinchen und baren Füßchen hielten den 34 km wacker stand, zumal Eva es vorzieht, im aeroben Belastungsbereich zu fahren. Das hilft…
Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen hatte schon Traumwetter versprochen. Sonne pur, lediglich ein paar kleineren Wölkchen, nicht weiter der Rede wert. Wir stiegen auf unsere Räder, bestückt mit Barfußpedalen.
Forggensee in Sicht
Schon bald öffnete sich der Blick das erste Mal auf den Forggensee und ich hielt die Luft an. Hier hat der liebe Gott wohl irrtümlich das Paradies schon erschaffen, schoss es mir durch den Kopf. Unglaublich, die Symbiose zwischen dem in grüne Matten gebetteten See und der Kulisse der Allgäuer Alpenkette, dominiert vom 2047 m hohen Säuling, den Eva ja auch schon erklommen hat. Dass ein Mensch ohne lange Autofahrt, nur mit ein paar Pedalumdrehungen eine solche Landschaft erleben kann, musste ich erst mal verdauen. Gut, die Mosel ist auch ganz nett, aber das hier schlug dieses Gewässer dann doch um Längen. Auch den Schwarzwald, den ich bisher ebenfalls in landschaftlichen Spitzenkategorien verortet hatte.
Aber nicht nur das Panorama besticht, auch die reichlich vorhandenen Badestellen, die sich rund um den Forggensee (und nicht nur den) verteilen. Gut, heute war es dann doch etwas frisch zum Baden, so um die 18 Grad mit etwas Wind. Aber doch, man kann sich’s schon vorstellen, am und im See bei sommerlichen Temperaturen zu relaxen.
Und so führte uns die Fahrt von einem unfassbaren Höhepunkt zum nächsten, zu Panoramen, die miteinander um die Krone des ultimativ schönsten Blicks wetteiferten. The Forggenlake next top view…
Tosende Wassermassen
Natürlich hat der See auch einen Zufluss an seinem südlichen Ende. So, wie der Bodensee ja eigentlich der Rhein ist, stellt der Forggensee eine Aufweitung des Lechs dar, der sich, in flotter Strömung aus den Alpen kommend, im See erst mal eine Ruhepause gönnt. Gerade heute hat er sie sich verdient, angesichts der hochwasserbedingten tosenden Wassermassen am Lech-Kraftwerk der AÜW, etwa 1 km vor der Mündung in den See.
Ein bisschen wurde das Tempo von Eva jetzt doch angezogen. Ihre Mutter Malu wartete am Ende einer Tour in einem Ausflugslokal am See. Wir waren spät dran und Mütter lässt man besser nicht allzulange warten… Mit einer halben Stunde Verspätung erreichten wir japsend Ulli’s Café, wo Malu uns mit leicht umwölkter Miene den geschlossenen Zustand des Lokals verkündete… Nun gut, die Terrasse eines nicht weit entfernten Campinglokals war schnell erreicht und auch nicht zu verachten. Und so klang die Tour mit einem letzten Blick auf den See und süßen Verlockungen aus.
Für mich bleibt ein schwerer Brocken zu verdauen. Ich muss wieder 500km nach Hause fahren. Eva bleibt hier und genießt das vorzeitige Paradies… Nur die Winter sind a bisserl lang und kalt hier, aber mit einer ordentlichen Schippe Schnee und blauem Himmel ist wohl auch das zu verkraften, wie ich schwer vermute…
Ich bin Jahrgang 1955, Vater zweier erwachsener Töchter, und verbringe seit dem Sommer 2016 viel Zeit im traumhaft schönen Allgäu bei Füssen, wo Eva schon länger ihr Zelt aufgeschlagen hat. Hier kann ich zusammen mit ihr meiner Berg- und Radfahrleidenschaft frönen. Barfuß lebe ich seit 2012. Ich bin Autor von „Fünf Jahre barfuß„.