Barfußlaufen für den Beckenboden?
In der Reha-Klinik habe ich u.a. als Therapie die Gymnastik für den Beckenboden.
Hier geht es nicht darum, irgendwelche Übungen auf der Matte zu absolvieren. Vielmehr lernt man, den Alltag achtsamer und bewusster zu leben, so dass der Beckenboden ständig gymnastiziert wird. Das heißt, viele der – für Außenstehende – unsichtbaren Übungen werden draußen gelehrt: beim Einkaufen, an der Ampel, beim Treppensteigen, beim Gehen allgemein.
An meinem Vorfußgang wurde ich von der Therapeutin gleich als Barfußläuferin identifiziert. Gerade das Barfußlaufen entpuppt sich als sehr gute Beckenbodengymnastik. Das Abrollen über den Ballen des großen Zehs. Die Therapeutin erläutert, dass das Laufen in Schuhen die Menschen zu einer unnatürlichen Gehweise verleitet. Dadurch wird nicht nur der gesamte Bewegungsapparat falsch belastet. Auch der Beckenboden als Stützapparat kann nicht mehr seine Aufgabe ausreichend erfüllen.
Auch der schlurfende, oftmals breitbeinige Gang mit leicht nach außen gestellten Füßen bringt das Becken aus der Stabilität. Besser ist: die Füße parallel zueinander stellen und nur soweit auseinander, dass eine Ferse dazwischen Platz hat. Bei jedem Schritt über den Großzeh-Ballen abrollen und abstoßen. Wer noch nicht barfuß läuft, wird erst mal vermutlich Schwierigkeiten haben, das Gleichgewicht zu halten. Gerade für Männer – das zeigt der Kurs – eine große Überwindung. Denn der Gang wirkt doch leicht feminin, aber nur solange, bis Mann Übung darin hat 🙂
Ein gut trainierter Beckenboden hilft also nicht nur bei Inkontinenz beiderlei Geschlechter. Er verhilft außerdem zu einer aufrechten Haltung und damit Gesunderhaltung von Wirbelsäule, Gelenken und Sehnen.
Jahrgang 1966, Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Lebt seit 2015 ganzjährig barfuß. Hobbys: Wandern, Radfahren, Ideen in Projekte umwandeln. Autorin von „Garten planen wie ein Profi“ und „Zuckerfrei essen jeden Tag„. Lebt mit Wolfgang im wunderschönen Allgäu.