Barfuß Städte erleben – PRAG (Praha)/ Tschechien

BARFUSSEIGNUNG

1. Untergründe der Innenstadt

Note: 2
(perfekt: 1, überwiegend angenehm: 2, Mix angenehm/unangenehm: 3, eher unangenehm: 4, meist unangenehm: 5)

Die „goldene Stadt“ Prag (tschechisch: Praha) ist die Hauptstadt der Tschechischen Republik und hat eine lange und sehr bedeutsame geschichtliche und kulturelle Vergangenheit. Es war königliche und kaiserliche Residenz sowie Standort der ältesten Universität Mitteleuropas. Das historische Zentrum ist UNESCO Welterbestätte und wegen seines weltbekannten Stadtbilds und der historischen und vielfältigen Bausubstanz mit kleinen Gassen, großen und kleinen Plätzen sowie beeindruckenden Prunkstraßen bei Touristen überaus beliebt. Die Altstadt (Staré Město) und die Josefsstadt (Josefov) befinden sich östlich der Moldau (Vltava). Auf der westlichen Seite befinden sich der Stadtteil Hradschin (Hradčany) mit der Prager Burg (Pražský hrad) und dem Veitsdom (Katedrála sv. Víta) sowie die Kleinseite (Malá Strana) zwischen Burgberg und Moldau. Die beiden Seiten sind durch die mittelalterliche Karlsbrücke (Karlův most) miteinander verbunden. Für einen Besuch von Prag sollte man sich mehrere Tage Zeit nehmen, so ungemein viel gibt es hier zu sehen und zu fühlen.

Ich kenne Prag von mehreren kürzeren Aufenthalten von wenigen Tagen, bei zweien davon konnte ich die Stadt auch barfuß erleben.

Die historischen Stadtteile sind teilweise autofrei und fast durchweg mit Pflaster aller Arten und teilweise historischen Gehwegplatten belegt.

Luftbild vom Altstädterring

Auch die mit Autos befahrenen Straßen sind meist angenehm gepflastert, hier z.B. in der prächtigen Josefsstadt.

Josephstadt mit großen Jugendstilhäusern

Eine sehr alte, entsprechend holprige und für die Füße eher unangenehme Pflasterung gibt es im Goldenen Gässchen (Zlatá ulička) innerhalb der Prager Burg (siehe weiter unten, Besonderheiten).

Goldenes Gässchen

Auch anderswo gibt es auf dem Burgberg älteres, sehr unebenes Pflaster. Es ist aber dennoch barfuß noch gut begehbar, weil die Steine auf der Oberfläche und den Kanten abgelaufen und entsprechend gerundet sind. Natürlich auch eine Frage der Barfußübung.

Veitsdom mit Pflaster im Vordergrund

Auch neue oder erneuerte Pflasterungen sind oft sehr barfußfreundlich, weil ebenfalls Steine mit gerundeten oder wenigstens gebrochenen Kanten zum Einsatz kommen.

Segway auf dem Altstadtring
Auf dem Weg zum Altstadtring in der Nacht mit Pflaster im Vordergrund
auf der Karlsbrücke

Sehr oft findet man in der Altstadt Pflasterungen mit geometrischen Mustern wie links und rechts im nächsten Bild. Dabei werden kleinere Pflastersteine benutzt, die zum Glück immer noch sehr angenehm zu begehen sind, ganz anders als die scharfkantigen Granitsteine, die man leider so gerne bei deutschen Altstadtsanierungen einsetzt und die Barfußeinsteiger an ihre Grenzen bringen können.

Fußgängerzone Richtung Karlbrücke mit Pflaster

Eine Besonderheit sind große, bis zu 2m lange „Gredplatten“ aus Granit mit unregelmäßigen und sehr wohltuenden Oberflächen. Man findet sie z.B. auf dem Wenzelsplatz und auch außerhalb des Zentrums. In Berlin werden sie als „Schweinebäuche“ bezeichnet. Auf dem nachstehenden Foto sind sie als Randsteine des Bürgersteigs eingesetzt.

Gredplatten als Randsteine des Bürgersteigs.

Insgesamt habe ich die Untergründe des historischen Prager Zentrums als weitgehend angenehm und als auf jeden Fall sehr interessant empfunden. Das Laufen ohne Schuhe bereichert in Prag das Erlebnis der wirklich sehens- und fühlenswerten Stadt.

2. Verhalten der Bevölkerung bei Begegnung mit Barfußläufern?

Note: 3
(immer freundlich: 1, oft freundlich: 2, meist neutral: 3, öfter ablehnende Blicke: 4, ablehnende Blicke und manchmal feindliche Bemerkungen: 5)

In Prag sind die Menschen offenbar mit etwas Anderem beschäftigt, als sich darum zu kümmern, was andere an ihren Füßen tragen. Ich kann mich jedenfalls an keine einzige Reaktion erinnern, weder in die eine noch in die andere Richtung.

3. Sieht man andere Barfußläufer?

Note: ?
(täglich: 1, alle paar Tage: 2, alle paar Wochen: 3, alle paar Monate: 4, ganz selten oder nie: 5)

Um das zu beurteilen, muss man hier leben. Außer meiner charmanten Begleitung habe ich jedenfalls auf all meinen Besuchen der Stadt niemand sonst ohne Schuhe gesehen. Viele können es nicht sein. Allerdings sollen in Prag mehrere Menschen barfuß leben.

Barfüßerin auf der Karlsbrücke

4. Sauberkeit der Innenstadt

Note: 1
(blitzsauber: 1, wenig Unrat: 2, mäßige Verschmutzung: 3, etwas unangenehm: 4, oft unangenehm: 5)

Die Stadt kam mir sehr sauber vor, auch Glasscherben habe ich nicht entdecken können. Auch am Bahnhof und auf dem Weg zur Altstadt gibt es keine Probleme.

Sauberer Bahnhof
(Foto: Dorothea Burkhard)
Sauber auch VOR dem Hauptbahnhof
(Foto: Dorothea Burkhard)
Interessante Bodenbeläge zwischen Hauptbahnhof und der Altstadt
(Foto: Dorothea Burkhard)

5. Verletzungsgefahr in der Innenstadt

(abgesehen von Volksfesten mit den üblichen Scherben)

Note: 2
(Kein Risiko: 1, selten, wenige Stellen: 2, hin und wieder, aber vermeidbar: 3, man muss öfter mal etwas aufpassen: 4, es besteht fast überall fortwährend Verletzungsgefahr (viele Scherben etc): 5)

Das Verletzungsrisiko schien mir minimal zu sein, angesichts der Sauberkeit der Stadt. Etwas aufpassen muss man auf den Abschnitten mit unregelmäßigen Pflaster- und Plattenbelägen und abseits der Haupttouristenpfade, wo heraustehende Kanten und evtl. defekte Stellen wie auf dem nachstehenden Bild etwas Achtsamkeit erfordern.

6. Gibt es Einrichtungen oder Restaurants der Stadt (Museen, Restaurants etc.), wo es barfuß ab und zu oder regelmäßig Probleme gibt?

Note: 1
(nein: 1, ganz vereinzelt und nicht immer (willkürliche Personalentscheidungen einzelner Mitarbeiter): 2, wenige, aber regelmäßig (generelles Barfußverbot): 3, häufig, aber dort nicht regelmäßig (willkürliche Personalentscheidungen): 4, häufig und regelmäßig (Barfußverbote): 5)

Bei meinen beiden Barfußaufenthalten hatte ich nirgendwo ein Problem, weder in Hotels und Restaurants, noch in Sehenswürdigkeiten wie der Prager Burg, wo immerhin der Staatspräsident residiert und Wachen an den Toren stehen. In einer Hauptstadt mit 1,3 Mio Einwohnern und jährlich 5 Mio Touristen ist man offenbar sehr großzügig und tolerant und sicher auch mit Wichtigerem befasst, als sich über einen Mitmenschen ohne Schuhe zu wundern, geschweige denn aufzuregen. Natürlich bin ich auch hier nicht ganz sicher, dafür fehlt mir der Überblick. Kommentare, besonders von tschechischer Seite, sind daher herzlich willkommen.

BESONDERHEITEN

Bereiche der Stadt, die wegen der Untergründe besonders empfehlenswert sind:

Alter Jüdischer Friedhof

Der mit einer Mauer umgebene mittelalterliche Alte jüdische Friedhof in derJosefsstadt ist mit seinen über 12.000 Grabsteinen überaus eindrucksvoll und durch seinen natürlichen Untergrund auch barfuß ein Erlebnis. Man wird ohne Schuhe problemlos eingelassen, dafür ist eine Kopfbedeckung Pflicht. Sie wird aber für den Besuch zur Verfügung gestellt.

Jüdischer Friedhof
Goldenes Gässchen

Das bereits erwähnte Goldene Gässchen befindet sich etwas versteckt innerhalb des Geländes der Prager Burg. Das Pflaster ist sehr alt, sehr unregelmäßig und holprig. Nicht unbedingt angenehm und für Barfußeinsteiger ein wenig fordernd, aber dennoch barfuß ein Erlebnis. Hauptsächlich kommt man aber hierher, um die vielen kleinen Häuser aus dem 16. Jahrhundert anzuschauen und die Souvenirläden und Cafés zu besuchen. Sie geben einen Eindruck davon, wie die Goldschmiede und arme Menschen lebten. Franz Kafka wohnte hier für kurze Zeit. Tagsüber wird Eintritt verlangt, abends ist es kostenlos. Natürlich sind dann auch die Häuser geschlossen.

2. Barfußparadiese in der unmittelbaren Umgebung

Laurenziberg

Ein schönes Ausflugsziel ist der Park Petřínské sady auf dem Laurenziberg (Petřín) südlich der Prager Burg, auf den man zum Preis eines Straßenbahntickets auch mit einer Standseilbahn fahren kann. Die meisten Wege sind asphaltiert, nur im Wald gibt es andere Untergründe. Doch meist kann man leicht auf Rasenflächen ausweichen. Es gibt einen Aussichtsturm, ein Restaurant, einen Rosengarten und immer wieder schöne Ausblicke auf die Altstadt, wenn man einen ausgiebigen Spaziergang unternimmt.

Standseilbahn auf den Laurenziberg
(Foto: Dorothea Burkhard)
Nebozizek-Park auf dem Laurenziberg
(Foto: Dorothea Burkhard)
Aussichtsturm, Pavillons und Rosengarten auf dem Laurenziberg
(Foto: Dorothea Burkhard)
Rosengarten auf dem Laurenziberg
(Foto: Dorothea Burkhard)
Aussicht von dem Laurenziberg auf Prag mit der Karlsbrücke
(Foto: Dorothea Burkhard)

Mit Ergänzungen von:

Angela Reiser: Beurteilung Barfußfreundlichkeit Goldenes Gässchen

Dorothea Burkhard: Barfußfreundlichkeit und Sauberkeit Hauptbahnhof; Kapitel über den Laurenziberg

ÜBERSICHT (Noten)

Untergründe

2

Reaktionen

3

Andere Barfußläufer

?

Sauberkeit

1

Verletzungsgefahr

2

Probleme

1

1 Gedanke zu „Barfuß Städte erleben – PRAG (Praha)/ Tschechien“

  1. Ich war schon mehrere Male barfuss in Prag und kann den Bericht in allen Belangen bestätigen: die interessanten Untergründe, die Sauberkeit, dass man nirgendwo belangt wird (weder in Museen noch in Kirchen), dass es den Leuten egal ist, was man an den Füssen trägt, dass man weder in Läden noch in Restaurants Probleme hat (wobei sowas ja bekanntlich immer abhängig von den Personen ist, die gerade Dienst haben). Von Tschechischen Freunden weiss ich, dass es in Prag mehrere barfüssig lebende Menschen gibt, gesehen habe ich jedoch keinen von ihnen.
    Ein schönes Ausflugsziel ist der Park Petrinské Sady südlich der Prager Burg. Die Wege sind zwar gekiest, aber ich bib gut klargekommen, zumal man ja leicht auf Rasenflächen ausweichen kann. Es gibt einen Aussichtsturm, ein Restaurant, einen Rosengarten und immer wieder schöne Ausblicke auf die Altstadt, wenn man einen ausgiebigen Spaziergang unternimmt.
    Übrigens ist auch der Hauptbahnhof durchwegs sauber und auch dort wird man nicht belangt. Auch der Weg zwischen Hauptbahnhof und Altstadt ist problemlos!

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