Ich habe mit meiner Frau 2009 den Jakobsweg begonnen. Damals hatte ich noch nicht geplant, diesen Weg bis nach Santiago de Compostela zu gehen. Ich wandere viel mit meiner Frau in Nordhessen und irgendwann hatte ich keine Lust mehr, im Kreis zu laufen. Nach einem Gespräch mit meinem Schwager kamen wir auf die Idee von Augsburg zum Bodensee zu wandern, da mein Schwager in der Region wohnt, und uns nötigenfalls hätte einsammeln können, falls es uns doch zu schwer fallen würde, mehrere Tage am Stück zu wandern.
Inzwischen bin ich mit meiner Frau in vier Etappen von jeweils drei bis vier Wochen von Augsburg bis nach Cahors in Frankreich gelaufen. Die ersten drei Etappen mit normalen Wanderschuhen, die vierte Etappe mit Wandersandalen. Ich hatte damals am ersten Tag mit meinen neuen Wanderschuhen Probleme und als ich deswegen auf Sandalen umstieg, stellte ich schnell fest, dass mir das Wandern in den Sandalen viel leichter fiel.
Dieses Jahr begannen wir unsere Etappe wieder in Cahors, und ich hatte den Plan, nur in Wandersandalen und barfuß die ca. 400 Km bis nach St.Jean Pied de Port zu laufen.
Ich laufe in meiner Heimat viel barfuß, bin aber bisher noch nie auf die Idee gekommen, das auch mit einem ca. 10 Kg schweren Rucksack zu tun.
Wir machten es so wie immer, und planten nur das Ziel für den nächsten Tag, weil wir uns selbst keinen unnötigen Druck machen wollten und wir auch Zeit haben wollten, die Welt und die Menschen um uns wahr zu nehmen. Die Etappen waren zwischen 20 und 25 km pro Tag angedacht.
Wir starteten in Cahors im Südwesten Frankreichs, ca. 40 km von Toulouse entfernt.
Im Mittelalter vereinigten sich in Cahors die Pilgerströme nach Santiago de Compostela, die dem Tal des Lot oder des Célé gefolgt waren. Wir begannen unsere Wanderung früh morgens um 7:00 und überquerten den Lot über die Pont Valentré, eine sehr schön erhaltene mittelalterliche Brücke, ein UNESCO Weltkulturerbe.
Unser Weg führte auf dem alten Originaljakobsweg bergauf, bergab über Feld- und Waldwege. Später gingen wir auch über kleinere und größere Straßen. Wir hatten dieses Jahr Glück mit dem Wetter, nur wenige Regentage und mit zu großer Hitze hatten wir auch keine Probleme. Wir hatten wunderschöne Ausblicke, trafen interessante Menschen und sangen zu dritt in manch kleiner Kapelle.
Obwohl ich es Zuhause gewöhnt bin, kostete es mich anfangs ein wenig Überwindung, auch mal ohne Sandalen zu laufen. Aber nach und nach machte es mir immer mehr Spaß.
Ich fühlte den Boden unter meinen Sohlen, was ich als angenehm empfand. Und wenn es zu steinig, oder die Straße zu heiß wurde, hatte ich ja meine Sandalen. Die Wanderschuhe habe ich nicht vermisst.
In Moissac übernachteten wir in einem Kloster. Beim Abendessen stellte sich das Herbergsteam vor, darunter auch ein deutschsprachiger Pilger, der schon mehrfach den Jakobsweg gegangen war, unter anderem auch einmal barfuß. Als ich mich später mit ihm unterhalten wollte, war ich ein wenig enttäuscht. Ich sagte ihm, dass ich auch von Zeit zu Zeit barfuß gehe und überlege, ob ich auch mal einen ganzen Weg so gehen wolle.
Er reagierte ablehnend und beendete das Gespräch mit dem Hinweis, dass der Weg hinauf auf die Pyrenäen eine ganz andere Hausnummer sei. Ich hatte den Eindruck, dass er das Barfußlaufen als etwas ganz Besonderes ansah. Ich bin aber der Meinung, dass es das Normalste der Welt ist, stelle aber immer wieder fest, dass ich mit dieser Meinung sehr allein bin. Auch hatte ich den Eindruck, dass er so von sich eingenommen ist, dass er kein Ohr für andere mehr hatte. So verstehe ich das Wandern auf dem Jakobsweg eher nicht.
Lustig fand ich die Unterhaltung mit einer jungen Pilgerin beim Abendbrot. Sie fragte mich, ob ich den ganzen Weg mit Sandalen laufen wolle. Als ich sagte: „Ja und ab und zu ziehe ich sie sogar aus,“ lachte sie herzlich, und meinte: „Du bist schon ein wenig verrückt!“ Ich stimmte ihr lachend zu.
Auch war es lustig, als ich an einem sehr regnerischen Tag, an dem ich mich schnell von meinen Sandalen befreit hatte, weil es keinen Spaß macht, in nassen Sandalen zu laufen, bei unserer nachmittäglichen Pause, von einem anderen Pilger angesprochen wurde. „ Ach, du bist das, der hier barfuß läuft. Ich habe deine Spuren unterwegs im Schlamm gesehen und fotografiert.“
Bei meinen Gesprächen mit den anderen habe ich immer wieder bemerkt, dass die meisten Menschen nicht verstehen, warum ich das mache. Immer wieder wurde mir gesagt, was für einen harten Weg ich gewählt hätte. Ich bin aber nicht der Meinung. Ich versuchte immer wieder den anderen zu sagen, das mir meine Schuhe nicht drücken und es mir großen Spaß macht, so zu laufen. Dass es schön ist, den Grund zu spüren, auf dem man läuft: Gras nass oder trocken, Sand, Kieselsteine, Matsch und auch Teer (solange er nicht zu heiß ist). All das spüre ich unter meinen Fußsohlen und es ist schön, das zu spüren.
Nach ca. 400 Km habe ich mit meiner Frau glücklich St-Jean-Pied-de-Port erreicht. Ich freue mich nun auch die fünfte Etappe meines Jakobsweges geschafft zu haben. Auch freue ich mich, dass ich davon einen großen Teil barfuß gelaufen bin. Und natürlich freue ich mich schon darauf, diesen Weg weiter zu führen und irgendwann meinen Jakobsweg in Santiago de Compostela und am Cap Finisterre abzuschließen.
Und ich bin sicher, das ich mir nächstes Mal das Gewicht der normalen Wanderschuhe, die ich dieses Mal noch sicherheitshalber im Rucksack hatte, sparen werde.
Zusammenfassend glaube ich, sagen zu können: Jeder der gesunde Füße hat, kann auch längere Wanderungen ohne feste Wanderschuhe machen. Die Wege bergauf und bergab fielen mir barfuß leichter, weil ich das Gewicht meines Rucksacks besser mit den Sohlen abfangen konnte und es keinen Ruck in der Wirbelsäule gab. Für mich waren die Wandersandalen wichtig, weil es doch immer wieder Strecken gibt, die für meine Füße nicht zum Barfußlaufen geeignet sind (Heißer Teer, Feldwege mit scharfkantigen Steinen).
Man muss sich allerdings ein dickes Fell zulegen, was die Kommentare der Mitpilger betrifft, weil das Barfußlaufen nicht als normal angesehen wird. In den Augen der Anderen ist man als Barfußläufer entweder ein Held, ein Masochist oder verrückt.
Auf meiner Webseite gibt es eine Auswahl der schönsten Fotos zu sehen.
Baguette und Pilgerstab
Nun entstand das neue Buch „Baguette und Pilgerstab„, rund um ihre Erlebnisse und Begegnungen auf dem Jakobsweg durch Frankreich.
Das Buch kann per E-Mail bei Erich Dietloff oder über die Kontaktseite auf der Website von Barbara Dietloff bestellt werden und kostet 15,- Euro zzgl. Versandkosten
Hier eine Leseprobe
Ein Ruf von Cordula lässt mich aus meiner Lethargie erwachen, die mich nur noch langsam einen Fuß vor den anderen setzen lässt. „Hier oben ist es!“ höre ich, ohne etwas zu sehen. Ich nehme einfach nur Cordulas Stimme wahr und meine Füße gehen automatisch in die Richtung. Eine letzte Treppe im Fels und dann: Ein traumhaft schöner wiesenbewachsener Felsvorsprung mit einer kleinen Hütte darauf liegt vor mir und ein gigantischer Ausblick in die französischen Alpen. Ich kann nur noch stehen und staunen und dann ganz, ganz langsam auf die Hütte zugehen.
Eine junge Französin ist schon da, sie hat uns vorhin beim Brombeerenpflücken überholt. Sie erzählt, dass sie locker 40 km am Tag läuft und dass für sie der Jakobsweg eher sportliche Aspekte hat. Nun ja, für mich hat er eine ganz andere Bedeutung, nämlich dem Alltag entfliehen, zur Ruhe kommen, sich selbst und seine eigenen Grenzen besser kennen lernen. Heute war meine körperliche Grenze greifbar nah.
Als wir gerade unsere Sachen auspacken, kommt eine junge Frau herein, sie ist die Betreiberin der Wanderhütte. Sie hat mein Telefonat richtig verstanden und uns aus dem Gasthof im Dorf Essen kommen lassen, was wir uns in der vorhandenen Mikrowelle warm machen können…..und gekühltes Bier gibt es auch. Der liebe Gott hat für uns gesorgt.
Auf dem Weg aus dem Ort hinaus, mitten in einem Wohngebiet, gesellt sich ein hellbrauner struppiger Hund zu uns und läuft einfach mit aus dem Lottal hinaus bergauf. Er ist schon älter, man sieht es an der grauen Schnauze, auch scheint er auf einem Auge blind zu sein. Aber er ist noch sehr gut zu Fuß und läuft ein wenig voraus, wartet aber immer auf uns. Er geht mit bis zum nächsten Ort, wo wir einen Schweizer treffen, den wir auch schon kennen. Der Hund freut sich offensichtlich, ihn zu sehen. Aber dem Schweizer gehört der Hund auch nicht. Er berichtet nur, dass der Hund schon eine ganze Weile mit ihm zusammen läuft. Ein pilgernder Hund, wo gibt es das denn? Auf dem Jakobsweg natürlich.
Jetzt, am frühen Nachmittag, ist es so heiß, dass wir dringend noch einen Pausenplatz im Schatten brauchen. Aber da der Weg momentan nur auf der Straße entlang führt, haben wir gar keine Aussicht, etwas Passendes zu finden. Deshalb biegen wir von der Straße ab, als ein Schild zu einem Dorf weist, das man schon von der Straße aus sehen kann. Kein Mensch ist auf der Dorfstraße und wir gelangen an einen zentralen Platz, wo große Bäume Schatten spenden. Steinerne Mauern laden zum Verweilen ein. Wir setzen uns und packen unsere Vorräte aus, um endlich unsere Mittagspause zu machen. Am Fenster der gegenüberliegenden Schule beobachtet uns ein Kind hinter der Fensterscheibe. Es scheint ein Junge zu sein mit einer dicken Hornbrille auf der Nase. Wir winken und Erich schneidet Grimassen. Der Junge lacht und winkt zurück, aber herauskommen darf er wohl nicht.
Als wir fast fertig sind mit unserem Mittagessen, überquert ein älteres, sehr gut gekleidetes Paar den Platz, um zu seinem dort geparkten Auto zu gehen. Wir grüßen freundlich. Als die beiden schon in ihrem Auto sitzen, steigt der Mann plötzlich wieder aus. Er geht wieder über den Platz zurück. Nach einigen Minuten erscheint er mit einer Wasserflasche und einer Bäckertüte vor uns und schenkt uns beides mit den Worten „Buen camino“. Wir sind ganz gerührt über so viel Freundlichkeit und bedanken uns sehr. Er scheint es aber eilig zu haben, steigt in sein Auto und fährt winkend davon.
Geschafft!
Erich Dietloff ist am Ziel seiner Pilgerreise angekommen. Die 5. und damit letzte Etappe der Wanderung hat in Santiago de Compostela ihr Ziel gefunden. Dort, an der nordwestspanischen Küste ging für ihn eine Ära zu Ende, die vor 10 Jahren in Augsburg begann.
Damals pilgerte er in Begleitung seiner Frau Barbara, die unglücklicherweise die letzte Etappe nicht mitwandern konnte. Erich Dietloff hat faszinierende Bilder von dieser letzten Reise mitgebracht und seine Erlebnisse und Eindrücke in einem neuen Buch für uns festgehalten.
Das während der 4. Etappe wiederentdeckte Barfußpilgern hat er auch in der letzten Etappe weitestgehend beibehalten. Als Notschuhe dienten ihm Wandersandalen, die seine Füße vor unangenehmen Untergründen schützten.
Das neue Buch „Santiago, ich komme!“ ist direkt per Email über Erich Dietloff zu bestellen. Es kostet 8,- Euro zzgl. 2,50 Euro Versandkosten.
Bücher von Erich und Barbara Dietloff über die ersten Etappen sind:
- Auf dem Weg der Muschel, Etappe 1-3, Deutschland und die Schweiz
- Baguette und Pilgerstab, Etappe 4, Frankreich (Leseprobe)
Auch diese Bücher sind per Email bei Erich Dietloff zu bekommen, Preis je 15,- Euro zzgl. 2,50 Euro Versandkosten.
Alle von uns veröffentlichten Bücher über diese Pilgerreise findet man auch auf der Website meiner Frau.
Ich bin 1955 im Ruhrgebiet geboren. Hauptberuflich bin ich in der IT beschäftigt.
In meiner Freizeit fasziniert mich das wechselvolle Leben der Natur. Für mich ist Fotografieren nicht nur ein technischer Prozess sondern auch ein mit viel Einfühlungsvermögen und Intuition gespicktes kreatives Hobby. Auf meinen Wanderungen und in meinem Umfeld suche ich immer wieder nach interessanten Motiven und anderen Blickwinkeln. Besonders die ungewöhnlichen Perspektiven haben mir es angetan. Auch wenn das Foto am Anfang noch nicht ganz meinen Vorstellungen entspricht, kann ich oft durch Fotobearbeitung am Computer noch die Effekte herausholen, die hinterher mein Bild ausmachen.
Wer gern noch mehr Fotos von mir anschauen möchte, kann mich gern auf meiner Internetseite besuchen.
Ich starte, am März oder April 2023, von Stuttgart nach Santiago de Compostela. Ich finde keine wandern Wege ab Stuttgart, aber ich bin mir sicher das eine Stern werde die Richtung zeigen. Ich will keine Plan, keine Druck, keine Rennen, nur ich und die Natur. (sorry für die vielen Fehlern, ich bin Französin).
Salut Liliane
Pas de souci, ton allemand est assez bien! On te comprend, c’est ce qi compte! J’ai fait le chemin de St. Jacques en 1996. Je t’assure qu’il y aura une étoile qui te menera sur le bon chemin. Tu as la bonne attitude de ne pas vouloir courir, de juste se sentir bien dans la nature. Tu y arriveras. Le chemin est plein de miracles. Peut-être un des miracles, c’est le fait que je viens de lire ton commentaire. Voilà un conseil pour toi: pour la traversée de la Suisse, je te recommande de télécharger l’appli „Schweizmobil“. Là, tu trouveras des cartes excellentes, et tout gratuit! Et si tu passeras par la région de Brugg en Suisse, tu y auras la possibilité d’y rester. Ma maison est ouverte pour les pélérins.
Buen camino et bisous!
(Keine Sorge, Dein Deutsch ist nicht schlecht! Man versteht Dich und darauf kommt es an. Ich habe den Weg 1996 gemacht und ich versichere Dir, es wird einen Stern haben, der Dich auf den richtigen Weg führen wird. Du hast die richtige Einstellung, nicht rennen zu wollen und sich einfach in der Natur gut zu fühlen. Du wirst ankommen. Der Weg ist voller Wunder. Eins davon ist vielleicht, dass ich gerade Deinen Kommentar gelesen habe. Hier mein Rat für Dich: Für die Durchquerung der Schweiz, lade die APP Schweizmobil herunter. Dort findest Du hervorragende Karten und erst noch gratis. Und solltest Du die Region Brugg passieren, wirst Du auch Unterkunft erhalten: Mein Haus steht Pilger:innen offen! Buen camino und Küsschen!
Cordialement
Dorothea
Danke für diesen tollen Artikel, für diesen tollen Blog. Gleichgesinnte!
Ich bin 28 und seit ich klein bin hasse ich Schuhe und war immer froh wenn ich sie ausziehen kann, ich konnte über Steine, Schnee etc gehen und habe erst gemerkt, dass das ungewöhnlich ist als mich so manch einer darauf angesprochen hatte aber durch das viele ohne Schuhe gehen war das kein Problem auch die Steine Taten nicht weh.
Jetzt habe ich das Wandern für mich entdeckt und komme mit wanderschuhe überhaupt nicht zurecht, ich habe stets das Bedürfnis mir die Schuhe auszuziehen aber ich habe es bis jetzt bei einer längeren Wanderung nicht probiert. Ich habe mir nun barfußschuhe besorgt und werde am Freitag meine erste Wanderung 11km bsrfuss (mit barfuss Schuhe im Gepäck) probieren und bin unheimlich gespannt, ob ich dann mehr halt habe und trittsicherer bin. Mir kommen die wanderschuhe wie Klötze vor, kann Garnicht damit laufen vorallem nicht bergab. Ich würde am liebsten nur noch bsrfuss gehen in der Öffentlichkeit trage ich halt barfußschuhe 🙂 ich finde es toll, fühle mich nun nicht mehr so alleine… Wenn ich den Leuten erzähle dass ich wandern gehen will ohne Schuhe ziehen sie nur die Augenbrauen hoch
Hallo Erich,
ein sehr schöner Bericht, mit tollen Fotos,
ich hätte gedacht, das gerade beim Pilgern, Barfußwandern von den Leuten als nichts ungewöhnliches angesehen wird.
Liebe Grüße von Mittelhessen nach Nordhessen
C-P
Leider ist das nicht mehr unbedingt so.
Die Idee Jakobsweg ist inzwischen auch ein Geschäftsmodell geworden.
Es gibt Tourismuspilger ( 3 Wochen Jakobsweg all inclusive mit leichtem Gepäck)
Es gibt die Sportpilger ( möglichst schnell den Weg hinter sich bringen)
…
Und es gibt zum Glück auch noch richtige Pilger.
Damit meine ich Menschen, die es riskieren mit sich selber alleine klar zu kommen.
Damit meine ich Menschen, die es riskieren nicht alles schon geplant zu haben.
Damit meine ich Menschen, die bereit sind sich in frage zu stellen und sich zu ändern.
….
Um diese Menschen kennen zu lernen lohnt es sich, sich auf den Weg zu machen.
Ich bin bisher nur im Haus, und in der direkten Umgebung barfuß gelaufen.
Ich glaube eine Lektion, die ich auf dem diesjährigen Weg gelernt habe.
Stehe zu Dir und Deinen Bedürfnissen, auch wenn andere sie nicht verstehen.
Hallo Erich
Das war schön zu lesen – ich bin 1996 allein von Le Puy in einem Stück (also, präzise, in 52 Etappen) nach Santiago gepilgert. Das war lange vor meiner Barfusszeit. Vieles, was Du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor, obwohl es schon lange her ist. Auch ich könnte ein Buch über meine Erlebnisse und Erfahrungen schreiben und ich wäre ohne Jakobsweg nicht die, die ich heute bin. Unterwegs habe ich in Spanien einen Belgier getroffen, der aus Belgien barfuss gepilgert ist. Er hatte sehr sehr leichtes Gepäck und ging kleine Etappen, nie mehr als 20 Km am Tag. Er sagte mir, das sei für seine Füsse besser. Damals habe ich ihn irgendwie bewundert, nicht aber belächelt. Nur konnte ich nicht nachvollziehen, warum er so kleine Etappen ging! Nun, da ich seit anderthalb Jahren barfuss lebe, wandere und auch bereits ein 150-Km-Trekking hinter mir habe, kann ich diesen Pilger sehr gut verstehen! Meiner Meinung nach kann man barfüssig sehr gut langstreckenwandern, sofern man sich Zeit nimmt. Und wie Du halte ich es für vernünftig, ein Paar Sandalen dabei zu haben. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das Rucksackgewicht leicht sein muss, denn das belastet die Füsse weniger. So habe ich es in den letzten Jahren kontinuierlich runtergeschraubt, samt Verpflegung für mich und den Hund für 7 Tage, Hängematte, Isomatte, Schlafsack, Tarp und 3 Liter Wasser brachte er nur noch 13 Kg. auf die Waage !
Nun, „buon camino“ und liebe Grüsse
Dorothea
Mein Rucksack wiegt nur ca. 10Kg, aber ich kann mich gut an einen schwereren Rucksack erinnern. Unsere Hündin „Mona“ hat uns bis zum Genfer See begleitet. Nun ist Sie 11 Jahre alt, und zu solch langen Wanderungen nicht mehr in der Lage. Auch was die Länge der Etappen angeht gebe ich Dir Recht, aber mir geht es beim Wandern nicht darum möglichst schnell von A nach B zu kommen.
Ich möchte Zeit haben die vielen kleinen und großen Dinge zu sehen, denen ich begegne. Ich möchte auch einfach mal nur stehen bleiben, um zu sehen wie schön diese Welt ist, oder ein schönes Gespräch führen.
Ich werde meinen Weg 2019 weiter laufen. Und ich werde wieder, wie bei jeder Teilstrecke neue Erfahrungen machen. Da ich dann nicht mehr arbeiten muss, werde ich versuchen den Weg dann komplett bis Santjago (Finestere) zu laufen.
Auch habe ich mich entschlossen nicht den Camino del France sondern den Camino del Nore zu laufen.
Der Camino del Nore soll einsamer, landschaftlich schöner und körperlich anspruchsvoller sein. Was für mich alles Gründe sind diesen zu gehen.
Außerdem habe ich in diesem Jahr endgültig Feuer gefangen. Meine festen Wanderschuhe bleiben zu Hause, und meine Wandersandalen werde ich wirklich nur noch raus holen, wenn ich barfuß nicht mehr weiter komme.