Sabrina Fox – Autorin und Künstlerin auf freiem Fuß

“Warum ich barfuß gehe“ … das werde ich immer wieder gefragt. Also: Ich gehe schon seit vielen Jahren barfuß – eben das übliche: Zuhause, auf der Wiese, gelegentlich im Wald oder beim Wandern.

Oft habe ich in den letzten Jahren entweder in meinen Büchern, auf meiner Website oder auf Facebook angeregt mal die Schuhe auszuziehen. Ich glaube, dass es wichtig ist, wenn wir die Erde, den Boden erspüren und mal alles wegnehmen, was uns von Mutter Erde trennt.

Sabrina Fox beim Wandern in den Bergen

Natürlich bin ich auch Frau und mit dem (ich befürchte fast) genetischen Schuhtick ausgestattet. Aber ich habe empfindliche Füße. Blasenpflaster waren immer in meiner Handtasche und wenn ich von den Winterschuhen mit den dicken Socken in die Riemensandalen wechselte, kamen die Blasen. Ich war deswegen auch immer auf der Suche nach den “perfekten” Schuhen, eben die welche nicht wehtun. Besonders suchte ich den perfekten Schuh für die Reise, denn wenn ich unterwegs war, nahm ich einen halben Schuhladen mit: Ballerinas, High Heels, Turnschuhe, Flipflops, Stiefel. Das war immer sehr mühsam. Dafür alleine lohnt sich das Barfußgehen schon; in meinem Koffer habe ich jetzt mehr Platz.

Erst als ich die Schuhe ganz auszog verstand ich, dass ich die „perfekten Schuhe“ immer schon hatte: Meine Füße!

Mir fiel früher oft auf, dass meine Haltung nicht ganz korrekt war. Ich fiel zu sehr nach vorne, wenn ich stand. Ich hatte auch immer Schwierigkeiten lange zu stehen. Irgendetwas stimmte an meinem Bewegungsablauf nicht.

Dann las ich im Juli 2014 das Buch von Carsten Stark: “Füße gut, alles gut” – und zog, nachdem ich die letzte Seite gelesen hatte, im Flieger sofort meine Schuhe aus. Ich war fasziniert vom Ballengang und wollte ihn unbedingt ausprobieren. Ich kaufte mir in der Ankunftshalle in der Apotheke feuchte Reinigungstücher, um mir die Füße abzuwischen, wenn ich irgendwo reintrete oder jemanden besuche … und das war es dann. Seitdem gehe ich fast alles barfuß.

Sabrina Fox geht barfuß aus dem Haus

Ich habe mir den Ballengang angewöhnt – also vorne mit dem Ballen zuerst auftreten und nicht mit der Ferse. Dadurch ist das Aufprall bei jedem Schritt im Körper sehr viel sanfter. Das hat eine Weile gedauert und war zuerst mit erstaunlichem Muskelkater verbunden. Jetzt fühle ich mich wohl damit.

Ich gehe zu 90% barfuß und ich bin in diesen zwei 1/2 Jahren drei Mal in Glasscherben getreten. Der Trick ist dabei sofort nachzusehen, wenn einem an den Fußsohlen etwas weh tut. Und dann entfernen, was stört. Man merkt beim Barfußgehen auch sofort, wenn man eine Schonhaltung einnimmt. Ich habe mir mal beim Laufen den Knöchel leicht verletzt und spürte sofort, dass mein Bewegungsapparat nicht mehr rund lief. Als ich dann für ein paar Tage Schuhe trug, da ich Schmerzen hatte und einen Puffer brauchte, spürte ich den Unterschied: Barfuß spüre ich, wenn ich eine Schonhaltung einnehme. Mit Schuhen nicht. Im Winter kann ich keinen langen Schneespaziergang machen. Neuer Schnee macht noch Spass – für eine Weile. Alter Schnee ist mir zu kalt. Da brauch ich einfach Schuhe. Und dazu sind sie ja auch da. Man braucht Schuhe wie man Handschuhe braucht: Es ist zu heiß, zu kalt oder zu gefährlich.

Sabrina Fox barfuß im Schnee

Barfuß zu gehen ist ein unfassbares Freiheitsgefühl. Früher bevorzugte ich das Radfahren, heute das Gehen, denn so erspüre ich die unterschiedlichen Böden. Straßen sind übrigens sehr warm. Muss am Teer liegen. Manche Supermärkte eiskalt. Der Münchner Flughafen hat einen fantastischen Boden: Richtig gemütlich für die Füße. Gras, Wiese, der Boden im Nadelwald, Match – das ist natürlich großartig. Regen! Unnachahmlich fantastisch. Und saubere Füße gibt es obendrein noch. Alleine schon sich nicht zu überlegen, welche Schuhe man anzieht, wenn man schnell die Post holt oder Brot vom Bäcker ist herrlich.

Das einzige was mich am Anfang störte, war das Auffallen. Natürlich ist es praktisch wenn ich einen Vortrag halte, wenn man mich wahrnimmt – aber in meinem privaten Leben bin ich lieber Beobachter, statt Beobachtete. Und hier ist die Frage, die sich uns allen immer wieder stellt: Passe ich mich an oder erspüre ich, was ich selbst brauche? Dazu gehören gelegentlich seltsame Blicke von Anderen, aber eben auch interessante Gespräche. Was mich am meisten beeindruckt und rührt, ist die Großzügigkeit, die wir Deutschen uns angewöhnt haben. In meiner Generation durfte man als Kind nicht auf dem Rasen spielen und was die Nachbarn sagten, war das Amen in der Kirche. Jetzt sieht man mich barfuß in Restaurants, im Flugzeug, im Zug, auf der Straße, in Museen und Konzerten und niemand beschwert sich. Ich finde das toll!

Sabrina Fox barfuß beim abendlichen Stadtbummel

Beim Barfußgehen werden unsere Füße wieder wach. Unser Energiefeld das oben gut funktioniert (Augen, Ohren, Nase, Hände) wird auch unten wieder aktiviert. Wir inspirieren unseren Körper wieder überall zu spüren. Der Körper im harmonischen Ganzen und nicht abgetrennt in eine obere und eine untere Hälfte. Wir haben fast verlernt, wie es sich anfühlt, frei an den Füssen zu sein. Stellt Euch vor, wir würden immer zu enge Handschuhe tragen und dann könnten wir sie endlich ausziehen… unsere Hände würden es uns danken und unsere Füße tun das eben auch.

Bei vier, sogar drei Grad fühlen sich meine Füße noch sehr wohl. Eine halbe Stunde barfuß ist noch angenehm. Meine Augen sagten mir am Anfang häufig: „Zieh Dir Schuhe an! Da draußen ist es kalt!“ Aber was wissen die Augen schon von Kälte? Sie sitzen warm verpackt mitten im Kopf.

Meine Füße hingegen sagen nach den ersten Schritten nach draußen: „Was willst du denn? Das ist doch herrlich!“ Ich habe keine Erkältung und keine Blasenentzündung gekriegt (auf die meine Mutter am Anfang monatelang wartete. Blasenentzündungen haben etwas mit Bakterien und nichts mit kalten Füssen zu tun. Das war das Märchen dass uns erzählt worden ist, damit wir Schuhe ANziehen.)

Natürlich höre ich auf meine Füße. Wenn sie sich unwohl fühlen und es ihnen zu kalt wird, dann ziehe ich Minimal-Schuhe oder Barfußschuhe an. Ich mag da besonders die Leguano. Es geht nicht darum, dass wir stur werden – und auch das gilt es auch bei den Leuten die barfuß gehen zu vermeiden. Ich habe nicht umsonst “BodyBlessing – der liebevolle Weg zum eigenen Körper” geschrieben, um meinen Körper und seine Signale dann zu ignorieren. Also wenn meine Füße sagen, dass es ihnen zu kalt ist oder ich sehe, dass die Situation unpraktisch ist, dann ziehe ich etwas an. Ich war zum Beispiel im letzten Herbst in Südafrika und stellte zu meiner großen Überraschung fest, dass es dort auf manchen Wanderwegen mehr Glasscherben gibt als hier auf dem Oktoberfest. Und dann habe ich mir Schutz geholt. Dazu benutzte ich die Xero-Schuhe, die nur eine dünne bewegliche Sohle mit einer paar Bändern zum festhalten sind.

Sabrina Fox barfuß durch die Stadt

Es ist auch unpraktisch von heute auf morgen die Schuhe auszuziehen und dann barfuß einen Marathon zu laufen. Da kann man sich enorm verletzen. Unsere Füße sind in Schuhen nichts mehr gewöhnt und das dauert eben ein bißchen, bis sie sich auf die neugewonnene Freiheit eingestellt haben. Gönnen wir ihnen die Zeit der Umgewöhnung.

Gerade Frauen beschweren sich über zu kalte Füße. Unsere Füße sind kalt, weil sie der Körper nicht mehr durchblutet. Der denkt sich: „Da unten passiert nichts, die sind eingesperrt in Schuhe, da brauche ich nichts mehr machen.“ Unsere Füße – wenn sie zu oft zu kalt sind – sind quasi halb abgestorben. Wenn wir barfuß gehen, werden unsere Füße wieder bewegt und damit durchblutet sie der Körper auch schneller. Ergo: Schnell wieder warme Füße.

Mir ist klar, dass nicht alle von uns ihre Schuhe ausziehen werden oder können. Aber wenn wir unsere Füße öfter bewegen lassen, wenn wir wenigstens ein paar Barfuß-Schuhe mit beweglicher Sohle benutzen, wenn Kinder wieder mehr barfuß gehen dürfen – dann ist schon viel passiert und unser Körper wird es uns danken.

Wann trage ich Schuhe? Wenn ich mit Leuten unterwegs bin, denen es unangenehm ist, wenn ich barfuß bin. Ich frage da einfach nach. Warum sollte ich unsere gemeinsame Zeit ohne Schuhe für meine Freunde/Familie anstrengender machen?  Wenn ich ab und zu Schuhe trage, dann fällt mir kein Zacken aus der Krone. Eine gewisse Flexibiltät finde ich macht das Leben leichter. Ich trage Schuhe auf Beerdigungen und manchmal Hochzeiten. Bei Gelegenheiten eben, bei denen ich die Aufmerksamkeit von der Hauptperson/dem Hauptzweck ablenken würde. Da ich immer zusammengefaltete Ersatzschuhe in meiner Handtasche habe, ist es ein einfaches mich zu entscheiden.

Sabrina Fox

Gerade in diesem Jahr ist mir aufgefallen, dass die Leute nicht mehr sagen: „Oh Gott, Sie sind ja barfuß!“ – sondern eher: „Ach, Sie sind Barfußgängerin. Davon habe ich schon gehört.“ So ging es auch bei den Vegetariern damals los und jetzt ist das keine große Sache mehr. Das wünsche ich mir für unsere Füße und unser Wohlbefinden auch.

Herzlichst,
Sabrina

Sabrina Fox “Auf freiem Fuß” – Ein Jahr ohne Schuhe?

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28 Gedanken zu „Sabrina Fox – Autorin und Künstlerin auf freiem Fuß“

  1. Mode und Barfuß ist für einige schwer kombinierbar. Dein Beitrag ist eine tolle Inspiration Barfuß im tollen Modefummel zu gehen und dabei auf modische Schuhe zu verzichten!

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  2. Hallo liebe Sabrina,
    meine Frau sagt immer wieder zu mir mit Freude, ich bin ein Alien… Im frühen Kindesalter lief ich schon immer Barfuss, Schuhe waren nicht akzeptabel. Bin 1964 geboren und war als einziger damals schon immer Barfuss in der Schule. So wie ich auch jetzt keine Schuhe anziehe, oder diese seltsamen Gesichtsmasken aufsetze. Komme mir irgendwie ein wenig als Außenseiter vor und ich freue mich das es Menschen wie dich; und auch noch viele andere gibt. Danke für deine wundervollen Beitrag!! Alles liebe, Roland

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  3. Seit Jahren Barfussgeher und -wanderer stolpere ich per Zufall hier über den Blog und Artikel. Freut mich festzustellen, dass ich nicht alleine bin (da wo ich wohne bin ich ziemlich einsam auf weiter Flur). Mittlerweile bin ich soweit wieder “Natur-Re-Integriert”, dass ich völlig problemlos deutlich mehr als eine halbe Stunde bis so -8 ℃ im knietiefen Schnee in kurzen Hosen waten kann. Alle Zehen noch dran und hatte auch noch nie eine Blasenentzündung oder ähnliches, wie manche mich ermahnt haben, dass ich das riskieren würde. 😉 – In dem Sinne “Freiheit für die Füsse”. – LG an alle hier, Roland

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  4. Hallo Frau Fox
    Ich werde dieses Jahr 63 Jahre alt. Und habe gelernt es ist nie zu spät. Ich wandere mit meiner Frau in Etappen den Jakobsweg. vor zwei Jahren passierte mir ein Missgeschick. Ich kaufte vor der Wanderung neue Wanderschuhe. Diese drückten, also ging ich die Wanderung komplett in Wandersandalen. Dabei stellte ich fest das das meinen Füßen und Mir gut tat. Daraus habe ich gelernt. Im letzten Jahr wanderte ich wieder, und nahm nur noch Wandersandalen mit. außerdem beschloß ich zu versuchen Teilstücke der Wanderung auch barfuß zu machen. Dieser Versuch brachte bei mir eine Lawine ins rollen. Gut die hälfte der Wanderung ging ich barfuss. und auch bei mir zu Hause, bin ich fast nur noch barfuss anzutreffen.
    Schwer fällt es mir immer noch mit den Raktionen der Schuhträger umzugehen. Aber meine Füße belohnen mich für Ihre wieder gewonnene Freiheit. Ich habe das Gefühl das ich seit dem die Welt viel bewusster wahrnehme. Ich glaube, das ich achtsamer mit mir und der Welt um mich herum umgehe.
    Mein größter Wunsch ist, das ich im nächsten Jahr den Jakobsweg, von der spanischen Grenze bis zum Ende barfuss gehe. Ich will damit keinem beweisen was für ein toller Kerl ich bin. Eigentlich im Gegenteil. Ich möchte zeigen das das jeder kann, wenn er nur will.
    Ich werde mich melden, wenn ich es schaffen sollte.
    Viele Grüße aus Nordhessen.

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  5. Ein wirklich schöner Beitrag.
    Das Hauptproblem der heutigen Gesellschaft ist die Annahme, dass etwas was jahrhundetelang vorgelebt wurde als normal angesehen wird und somit doch auch gesund sein muss. So sitzt der Mensch heute im 90-Grad-Winkel (Stuhl) anstatt die Entspannungshocke zu nutzen (für die meisten Menschen ist das keine Entspannung mehr). Das führt dann zu allerlei Beschwerden wie Rückenproblemen und bei beim “Stuhlgang” noch zu weit größeren Problemen bis hin zu Blindarmentzündung oder Krebs. Aber einen Toilettenhocker neben das WC zu stellen ist für viele albern.
    Das Gleiche gilt für das Gehen. In diesem Artikel wird auch vom Ballengang geredet (immerhin). Oft wird nur vom “natürlichen Gehen” gesprochen und der unwissende Leser sieht nur noch das Barfußgehen bzw. die Barfußschuhe (Material) und erkennt gar nicht, dass das vollkommen andere Gehen am wichtigsten für die Gesundheit ist.
    Nur wer diesen Zusammenhang erkennt verzichtet wirklich am Ende auf “ungesunde” Schuhe, da Ballengang in Schuhen mit unflexiblen Sohlen, Absatz und Zeheneinengung einfach nicht geht. Ein Fersengänger kann das nicht nachvollziehen. Der denkt sich vielleicht eine tolle Idee seine Füße mal an die frische Luft zu halten. Aber generell doch egal, da er im Fersengang in beliebig schlechtem Schuhwerk von barfuß bis Springerstiefel gehen kann.
    Wer nun dem Rat des Orthopäden folgt und mehr barfuß geht irrt solange wie er weiter im Fersengang geht (fast alle Menschen am Strand). Hauptaugenmerk muss auf dem Ballengang liegen, welches da es in normalen Schuhen nicht funktioniert zwangsweise zum Gehen in Barfußschuhen oder sogar ganz barfuß führt.

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  6. Hallo Sabrina,

    vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mir deinen guten Rat zu Herzen nehmen.

    Die in meinem Beispiel angesprochene “Coolness” sollte im Übrigen ohnehin nur als Selbstschutzmechanismus dienen, d.h. kein als frei empfundener Selbstausdruck, sondern der notgedrungene Versuch, äußerlich beherrscht oder gelassen wirken aus Angst, die Situation nicht meistern zu können.

    Mit deinen Empfehlungen fühlt man sich aber langfristig sicherlich besser und souveräner… und das Gegenüber wird aus der Neugierhaltung “erlöst”. 🙂

    Danke!

    Liebe Grüße,
    Sebastian

    Antworten
  7. Hallo Sabrina,

    danke für deinen mutmachenden Beitrag und im Allgemeinen dafür, dem Barfußgehen öffentlich mit so tollen Berichten zu mehr Selbstverständlichkeit zu verhelfen.

    Dein Buch hat mir ebenso in der Vergangenheit bereits dabei geholfen, mich barfuß in mein Wohngebiet oder in die Innenstadt zu wagen, obwohl ich eigentlich sozialphobisch veranlagt bin und es mich immer wieder Überwindung kostete, mich auch im Alltag so zu zeigen (besonders jetzt habe ich mich noch kein Mal barfuß vor die Tür getraut, da der lange Winter mich sozusagen entwöhnt hat.)

    In deiner Aussage, dass dich am Anfang das Auffallen störte und du im privaten Leben lieber die Beobachterin anstelle der Beobachteten bist, kann ich mich von daher sehr wiedererkennen, zumal ich innerlich recht sensibel auf das Urteil von fremden Menschen reagiere (Stress+Schamgefühl) – und seien es nur mögliche abschätzige Blicke oder aber verspottendes Gekicher/kurzes getuschelte Kommentare von Jugendlichen, was ich leider neben positiven Reaktionen (von meist älteren Menschen) auch schon erlebt habe.

    Da du mittlerweile im Laufe deines Experiments sehr souverän mit dem Barfußsein im Alltag umgehst, wollte ich dich fragen, welche Strategie du persönlich für den Umgang mit potentiell unangenehmen bzw. evtl. schambesetzt empfundenen Situationen am effektivsten hältst, um die Situation zu meistern, ohne sich danach als seltsam/sonderbar zu fühlen?

    Beispiel Warteraum (z.B. Arztpraxis), also eine Situation, in der man nicht einfach so flüchten kann, ohne noch stärker aufzufallen:

    Wenn man also unterschwellig wahrnimmt, dass die Leute überrascht oder vielleicht innerlich entsetzt sehen, dass ich barfuß bin:
    Sollte man dann am besten so tun, als hätte man das nicht registriert und ab welcher Schwelle würdest du dazu übergehen, in die Offensive zu gehen und den Anlass für dein äußeres Erscheinen zu erklären?

    Oder ist es besser, so zu tun, als wäre alles im grünen Bereich, sozusagen die Irritation des Umfelds mit gespielter Coolness “blockieren” und bewusst ignorieren?

    Liebe Grüße aus Ostwestfalen,
    Sebastian

    Antworten
    • Lieber Sebastian,
      ich habe mir angewöhnt auf offensichtliche neugierige Gesichtsausdrücke zu reagieren. Also in Deinem Fall Wartezimmer: “Falls Sie sich wundern, warum ich keine Schuhe trage … Ich gehe seit xy Wochen/Monaten/Jahren barfuß.” Freundlich lächeln und FALLS jemand dann noch eine Frage hat, wird er sie stellen. Falls nicht – auch gut. Allerdings ist es mir auch schon ein Mal passiert, dass ich den Gesichtsausdruck falsch gedeutet hatte und der Person gar nicht aufgefallen war, dass ich barfuß war. Sie fand meine Jacke toll und ungewöhnlich und schaute deswegen “überrascht” 😉 – Das war auch sehr komisch.

      Zu Deinem letzten Satz und der gespielten Coolness … Ich war noch nie “cool” …lach … und deshalb stellt sich die Frage der Coolness bei mir nicht. Ich würde mich bei einem “So-tun-als-ob” nicht mehr wohl fühlen. Also alles, bei dem ich mich verstellen muss, kommt für mich nicht in Frage.
      Außerdem sind die meisten Leute neugierig. Es interessiert sie brennend, warum jemand barfuß geht in einer Situation in der “normalerweise” Schuhe getragen werden. Ich glaube je mehr wir uns mitteilen, desto besser. Wir müssen nur aufpassen, dass es weder belehrend noch unsympathisch rüberkommt. Deshalb: Lächeln, lächeln, lächeln. Und da ich das sowieso gerne tue, mache ich das gerne.

      Herzlichst,
      Sabrina

      Antworten
    • Hallo Sebastian,

      wenn ich mich hier mal einmischen darf, hier mein Tipp: Nimm dir ein gutes Buch mit zum Arzt! Darin kannst du lesen und bekommst gar nicht mit, ob dich jemand anstarrt. Am besten, das von Sabrina, weil dem Beobachter schon dessen Titel verraten wird, dass du gerne barfuß bist. Es kommt aber noch mehr dazu: Wenn du etwas liest, das dich interessiert, bist du abgelenkt und vergisst irgendwann, dass du beobachtet werden könntest. Außerdem sind deine Augen beschäftigt, sodass es zu keinem Blickkontakt kommen kann.
      Die Schwelle, ab wann man reagieren sollte ist ganz klar, wenn man angesprochen wird. Dann lächelt man und antwortet freundlich. Nicht nur auf die Frage, sondern man erzählt fröhlich vom Barfußlaufen. Da ich davon ausgehe, dass du gerne barfuß bist, solltest du auch gerne darüber reden können. Wenn einem etwas Spaß macht, dann spricht man doch auch gerne darüber. Ein geeignetes Hilfsmittel, um die Worte, die einem dann gerade nicht einfallen, zu ergänzen, ist natürlich auch der Flyer des Hobby-Barfuß-Forums. Überreicht man den, weiß das Gegenüber gleich, dass man nicht der einzige Barfüßer ist, und dass es da eine Interessengemeinschaft gibt. Das holt einen auf jeden Fall aus der Ecke der seltsamen Gestalten, man wird als Teil einer Gemeinschaft erkannt.

      Viele Grüße

      Ulrich

      Antworten
      • Hallo Ulrich,

        vielen Dank für deine konstruktive Einmischung. 😉 Deine Ideen sind ganz nützlich und hilfreich. Ein Buch habe ich ohnehin meist dabei, allerdings noch nicht das von Sabrina Fox, da ich dieses bisher nur zuhause las. 🙂

        Aufgrund meiner ausgeprägten Ängste bzw. ausgeprägten Sensibilität zähle ich auch zu jenen Typen, die trotz eines Buches als Schutzstrategie noch subtil nebenher auf jegliche Reize reagieren und somit leicht ablenkbar und zu verunsichern sind. D.h. meine Antennen sind permanent auf Empfang, das übersteigt natürlich das Thema hier.

        Dennoch danke für deine Empfehlungen. Ich sollte mir vor allem passende Antwortmöglichkeiten für Situationen zurechtlegen, bei denen ich angesprochen werden könnte.
        Die Idee mit dem Flyer ist sehr gut, aus genau den von dir genannten Gründen. Denn in meiner Wohnumgebung gibt es sonst niemanden weit und breit, der sich bisher gewagt hat, in der Öffentlichkeit barfuß zu gehen (abgesehen von der Innenstadt, wo ich letztes Jahr tatsächlich mal Zeuge wurde).
        Von daher könnte der Flyer erste Irritationen auflösen und selbsterklärend wirken.

        Beste Grüße,
        Sebastian

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  8. Hallo Sabrina,
    ein toller Beitrag von Dir !
    Ich habe mir letztes Jahr Dein Buch Body Blessing gekauft und es hat mir gut gefallen.
    Dein neues Barfußbuch werde ich mir auch zulegen 😉

    Liebe Grüße aus Mittelhessen
    C-P

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  9. Liebe Sabrina,
    von uns beiden einen ganz herzlichen Dank für Deinen tollen Gastbeitrag und Deine interessanten Antworten auf unsere vielen Fragen.
    Wir wünschen Dir viel Erfolg und viel Freude für Deine Projekte!
    Liebe Grüße,
    Eva und Wolfgang

    Antworten
    • Liebe Eva,
      ich mache viel mit Musik. Gerade eine Projekt das „Lieder zum Aufwachen“ heißt. Da geht es um Mantren, die Verhaltensweisen ansprechen, die man mehr in seinem Leben haben möchte. Zum Beispiel: „Ich bin heute mutig“. Und dann gebe ich dieses Jahr viele Workshops zum Thema „Wie sage ich es?“ – also eine gesunde Art der Kommunikation. Natürlich werde ich – wie wir alle – von Leuten auf mein “unten ohne” angesprochen. Und da gibt es dann immer ein paar Informationen dazu – aber immer nur soviel wie gefragt wird.
      Herzlichst,
      Sabrina

      Antworten
    • Liebe Eva,
      wenn ich Vorträge halte, erkläre ich immer kurz vorher, warum ich barfuß gehe. Weil die Leute sonst die ganze Zeit darüber nachdenken „Warum hat die Frau keine Schuhe an?“ und sich dann nicht aufs Thema konzentrieren können. Ich bin überhaupt der Meinung, dass wir Barfußgeher gut daran tun, uns gelegentlich zu erklären. Das hilft beim Verständnis.
      Herzlichst,
      Eva

      Antworten
  10. Liebe Sabrina,
    vielleicht hast Du unseren Beitrag über die Minimalschuhe gesehen und auch die Diskussion darüber im Hobby-Barfuß-Forum. Viele haben mit dem Begriff Barfußschuhe ein Problem, mit dem diese Minimalschuhe beworben werden. Siehst Du das persönlich als Gefahr oder eher als Chance für das Barfußlaufen?
    Liebe Grüße,
    Wolfgang

    Antworten
    • Lieber Wolfgang,
      ich habe die Diskussion nicht mitbekommen. Manche „Barfußschuhe“ sind ja auch keine. Es geht wahrscheinlich darum, dass man zwar einen Schuh tragen kann, aber zumindest dem Fuß ein Gefühl von Barfuß gibt – also bewegliche, dünne Sohle und Platz ohne Reibung. Es werden die Leute angeregt über Schuhe nachzudenken. Und viele, die sich barfuß nicht trauen, benutzen wenigstens eine andere Art von Schuhen. Und das ist ja schon mal was…

      Es ist eher unwahrscheinlich, dass die meisten Menschen barfuß gehen (möglich, aber unwahrscheinlich) – und deshalb braucht es Alternativen für diejenigen, die sich eben das komplette Barfußgehen nicht zutrauen.
      Herzlichst,
      Sabrina

      Antworten
  11. Liebe Sabrina,
    Du bist Medienfrau, tauchst auch oft in den Medien auf. Kommen die Medien auf Dich zu und was ist ihre Motivation. Sehen sie Dich als interessanten Sonderling oder als Vorreiterin einer neuen Gesundheitsbewegung? Gibt es einen Unterschied zwischen den privaten und den öffentlichen Sendern? Was würdest Du anderen Barfüßern raten, wenn sie von den Medien angesprochen oder eingeladen werden? Worauf sollten sie unbedingt achten und was sollten sie meiden?
    Liebe Grüße
    Eva

    Antworten
    • Liebe Eva,
      Vorreiter werden immer als Sonderlinge angesehen. Das liegt in der Natur des Ungewöhnlichen. Ich bin vielleicht öffentlich ein Vorreiter, aber vor mir gab es viele, die das Wort Vorreiter eher verdienen als ich. Am Anfang wurde ich wegen meines Buches eingeladen, dann natürlich auch weil es etwas Ungewöhnliches ist. Je mehr mitmachen, desto leichter verlieren wir den Sonderling-Status. Und je selbstverständlicher wir auftreten, je positiver und vor allen Dingen nicht belehrend, desto angenehmer wird der Zustand des Barfußgehens von der Öffentlichkeit gesehen. Wenn jemand von der Presse angesprochen wird, ist es ganz praktisch mit einer Portion Humor dranzugehen und die Informationen leicht und in knappen Sätzen einzufügen. Ich habe mir da ein paar Sätze angewöhnt, wie z.B. „Wir brauchen Schuhe wie wir Handschuhe brauchen: Es ist zu kalt, zu heiß oder zu gefährlich.“ Und ganz wichtig: Gepflegte Füße. Wenn sich der Betrachter mit Grauen abwendet (ich bin da sehr empfindlich), dann haben wir selbst unseren Füßen war genügend Freiheit gegeben, aber sie nicht genug gepflegt. Es geht nicht darum, das unsere Füße „schön“ sein müssen – gesunde Füße sind immer schön – sondern eher darum, dass unsere Nägel nicht so aussehen, als wäre man mal kurz mit der Heckenschere drüber gegangen. Medien haben oft eine bestimmte Vorstellung wie ein Bericht aussehen soll. Also sie wollen nicht nur die Vorteile, sondern eben auch die Probleme zeigen. Das empfinden sie aus ausgewogen. Die gibt es aber kaum und das irritiert sie. Da muss man als interviewte Person etwas aufpassen …
      Herzlichst,
      Sabrina

      Antworten
  12. Hallo Sabrina.
    Ähnlich wie wir, empfindest Du die Situation in Deutschland als sehr offen und tolerant, was das Barfußlaufen angeht. Nun kommst Du ja viel in der Welt herum. Wie hast Du das in anderen Ländern erlebt? Gab es irgendwo besonders barfußfreundliche bzw. -feindliche Reaktionen und wie bist Du damit umgegangen?
    Liebe Grüße,
    Wolfgang

    Antworten
    • Hallo Wolfgang,
      nach knapp drei Jahren barfuß ist dieser Zustand für mich natürlich selbstverständlicher geworden und ich mache mir nicht mehr so viele Gedanken darüber. In meinem Buch „Auf freiem Fuß“ beschreibe ich ja mein erstes Jahr barfuß eben auch um Leute, die sich vielleicht nicht trauen, das Gefühl zu geben sie sind quasi mit mir barfuß gegangen. Bei meinem ersten Jahr war das Barfußgehen noch ein kleines Abenteuer (lacht). Jedes Land reagiert ein bisschen anders. Die Kalifornier zum Beispiel, die oft auf der Straße grüßen und jemanden auf einen witzigen Mantel oder irgendwas Auffälliges ansprechen, haben kein Wort über meine Füße verloren. So, als ob sie es nicht sehen würden. Die Holländer waren sehr entspannt. Ebenso die Schweizer. In New York fand man es witzig. Viele sind einfach überrascht. Barfußfeindliche Reaktionen habe ich nirgends erlebt.
      Herzlichst,
      Sabrina

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