Hersteller: Walk free s.r.o., Prag, Tschechien
Modell: Pura 2.0 in senfgelb
Kaufdatum: August 2024 (vom Hersteller für den Test zur Verfügung gestellt)
Preis: 179,- €
Weblink: AHINSA Shoes
Schuhtyp: Sneaker/Halbschuh
Material: 100% Vegan. Obermaterial: Veganes Nubuk CF+ (Mikrofaser). Futter: Veganes Leder CF+ UltraDry (Mikrofaser). Sohle: Lifo+
Gewicht: Paar 580g (Damen Größe 41)
Aussehen
Ahinsa Shoes ist eine seit 2015 eingetragene Marke der Firma Walk free mit Sitz in Prag (Tschechien). Nach Angabe des Herstellers unterscheiden sich sämtliche Modelle von anderen Barfußschuhen durch ihre Kombination aus 100% veganen Materialien, ethischer Handarbeit in Tschechien und Kroatien, physiotherapeutischer Entwicklung und der Möglichkeit maßgeschneiderter Anfertigungen.
Zum Lieferumfang zählen neben den Schuhen ein Paar waschbare Einlegesohlen, eine Pflegeanleitung für die Schuhe und ein Umtausch bzw. Retourenschein. Ein Umtausch soll problemlos sein, lediglich die Rücksendekosten muss man selbst tragen.
Beim Auspacken riecht es angenehm. Von der Optik her unterscheiden sich die Ahinsa Barfußschuhe kaum von anderen Halbschuhen.
Das vegane Obermaterial erinnert etwas an Nubukleder, doch fehlt dem Material etwas die Weichheit des Leders. Die Pura 2.0 sehen stilvoll aus, was sie für Büro und Stadt interessant macht.
Verarbeitung
Die Sohle ist in einem Stück und einwandfrei gegossen. Sie ist fest mit dem Schuhkörper verklebt, vereinzelt sind noch Kleberückstände sichtbar. Sohlenstärke: 3mm + 2mm Profil.
Die Nähte und Materialzuschnitte wurden tadellos verarbeitet. Der Innenbereich, Übergang von Zehenkappe zur Sohle, verläuft ohne störende Nähte oder Unebenheiten. Anders ist das im Knöchelbereich, der beidseitig extrem störende Nähte aufweist.
Stimmigkeit der Größenangabe (fällt sie größer oder kleiner aus als angegeben?)
Die Größe stimmt mit den Angaben in der Größentabelle der Produktbeschreibung überein. Ich empfehle auf jeden Fall vorab die Fußlänge auszumessen und dann die entsprechende Größe in der Tabelle auszuwählen.
Packmaß (rollbar?)
Den Ahinsa Pura 2.0 konnten wir nur unter großer Kraftanstrengung rollen. Die Sohle ist einfach nicht flexibel genug dafür. Vielleicht ändert sich das, je länger man die Schuhe trägt. Während der Testphase war dies jedoch nicht möglich. Sie lassen sich aber leicht einmal falten und ergeben bei meiner Größe (41) ein Packmaß von ca. 13x13x7cm.
Anziehbarkeit (trockene und nasse Füße; stehend oder nur im Sitzen)
Als Schnürschuh lässt sich der Pura 2.0 am besten im Sitzen anziehen. Egal ob mit trockenen oder nassen Füßen.
Barfußgefühl (Passform, Sohlenstärke, Fersensprengung etc.)
Der Ahinsa Pura 2.0 bietet einen überaus großzügig bemessenen Zehenbereich, der auf der Philosophie des Entwicklers beruht. Das ist erst mal sehr löblich, doch selbst für meine Spreizfüße (10,5cm) ist der Schuh vorne dann doch gefühlt viel zu breit. Erstaunlich, denn lt. Größentabelle in der Produktbeschreibung soll die Innensohlenbreite nur 9,9cm betragen. Tatsächlich drückt der Fuß das Material auf gut 11,5cm! auseinander. Das mag sicher angenehm sein, wenn man viele Stunden auf den Beinen stehen muss, aber beim Gehen verliert der Fuß dadurch deutlich an Halt. Außerdem verhindert dieses lockere „platschende“ Gefühl ein geschmeidiges und leises Auftreten.
Die insgesamt 5mm starke Sohle aus Lifo+ (deutsche Herstellung) fühlt sich durch ihre Steifigkeit unter dem Fuß deutlich dicker an und auch ein Abrollen ist nur schwer möglich. Dazu spürt man den Untergrund nicht. Das ist zwar prima für unangenehme Wegstrecken wie z.B. gesplittete Forstwege oder unsaubere Innenstädte, insgesamt hat der Schuh vom Gefühl her aber sehr wenig mit Barfuß zu tun. Daran ändert auch der fehlende Absatz nicht viel.
Sitz des Fußes im Schuh (fest, oder rutscht er?)
Da der Zehenbereich viel zu breit und dazu außerdem zu hoch ist, sitzt der Zehenbereich deutlich zu locker im Schuh. Im Fersenbereich ist noch alles ok, aber der gesamte Vorfuß fühlt sich verloren an. Beim Autofahren (Treten der Pedale) empfand ich die große Zehenbox ebenfalls als hinderlich.
Die gepolsterte Außenkante soll eigentlich den Knöchel schonen. Hier finden sich jedoch beidseitig dicke störende Nähte, außerdem ist die Aussparung für den Knöchel nicht tief genug angesetzt. Dadurch kommt es schon nach kurzer Zeit zu schmerzhaftem Druck und Reibung.
Im Vergleich der perfekt sitzende weiße BLUSUN. Beide Schuhe stehen auf gleicher Höhe nebeneinander.
Rutschfestigkeit der Sohle (vor allem auf Schlamm und Schnee, auch in steilem Gelände, längs und quer)
Der Grip der Sohle ist erstaunlich gut. Selbst auf nassen Fliesen geht man noch sicher. Das gummiartige Material scheint gut durchdacht zu sein. Das Problem sind die wirklich sehr schmalen Profilrillen (ca. 1,2mm). Hier setzen sich Erde, Sand, Steinchen, Glassplitter oder auch Schlamm hartnäckig fest. Das beeinträchtigt den Grip erheblich.
Die Rutschfestigkeit auf Schlamm ist nicht gegeben, da der Lehm die Sohle komplett zusetzt und damit eine glatte Fläche bildet. Steiles Gelände habe ich nicht getestet, da ich mich im Schuh schon in der Ebene durch die breite Zehenbox nicht so sicher fühlte.
Durchstichfestigkeit der Sohle
Die Sohle ist nicht durchstichfest. Gegen Glas und spitze Steine ist man geschützt, aber z.B. ein Reißnagel dringt in die Sohle.
Fußschweißbildung
Laut Hersteller ist das Obermaterial und Innenfutter 100% atmungsaktiv. Tatsächlich blieben die Füße selbst bei hohen Temperaturen angenehm trocken.
Thermoisolation im Winter (tauglich bis zu welcher Temperatur?)
Keine Angaben
Wasserdichtigkeit
Die Sohle ist wasserdicht. Der verklebte Übergang von Sohle zum Obermaterial sowie das Obermaterial selbst inklusive der Nähte hat sich bei Regen und in nassem Gras als wasserdicht herausgestellt. Allerdings nur bis dort, wo Zunge und Schnürsenkellöcher beginnen. Die Wasserdichtigkeit kann durch regelmäßige Imprägnierung (Wachsen) lange aufrecht erhalten werden.
Schmutzabweisende Eigenschaften
Das Obermaterial weist Schmutz relativ gut ab. Es hat einen abperlenden Effekt, auch Staub und Erde bleiben nicht gut haften. Die schmalen Rillen des Sohlenprofils setzen sich allerdings schnell mit Erde zu.
Leichtigkeit der Reinigung
Das Obermaterial des Pura 2.0 lässt sich leicht reinigen.
Die Sohle dagegen ist nur schwer auszubürsten. Ist der Schmutz trocken, klopft man die Schuhe am besten gegeneinander, bürstet den Rest ab und wischt mit einem feuchten Tuch nach.
Bei frischem Schmutz hilft jedoch nur eine grobe Bürste und warmes Wasser, evtl. mit einem milden Reinigungsmittel. Das Reinigen der Rillen ist aber echt nervig und zeitaufwändig. Dabei wird der gesamte Schuh unweigerlich nass. Allerdings trocknet das Material auch schnell wieder.
Defekte (unabhängig vom Verschleiß)
Bei der ersten Begutachtung nach dem Auspacken zeigte sich in einem der beiden Schuhe, dass die eingeklebte dünne Innensohle im Zehenbereich auf ca. 5cm Länge bereits abgelöst war. Für den Käufer ganz klar ein Reklamationsgrund. Auch im anderen Schuh war die Sohle nicht bis ganz in die Zehenspitze verklebt und löste sich zunehmend beim ersten Tragen. Als Ergebnis zieht sich die lose Sohle beim Laufen unangenehm in die Zwischenräume der Zehen.
Verschleiß (welche Teile, in welcher Zeit?)
Der Hersteller verspricht hohe Langlebigkeit und geringe Abnutzung der Materialien. Während des Testzeitraumes konnte ich tatsächlich keinerlei Verschleiß feststellen.
Allerdings zeigten sich bereits an der Sohle nach dem ersten Tragen und anschließenden Abwaschen leichte Verfärbungen. Sie ließen sich nicht gänzlich entfernen.
Fazit
Positiv ist auf jeden Fall das Materialkonzept, die Herstellung unter Einbindung regionaler Rohstoffe und die Fertigung in Familienbetrieben. Auch die sehr gute Verarbeitung der Nähte ist hervorzuheben sowie die gute Rutschfestigkeit der Sohle.
Der Schuh sieht wirklich schick aus, die Optik passt zu Büro und formellen Anlässen. Mit 5 verfügbaren Farben und Größen von 37-46 ist der Schuh gut aufgestellt.
Auch die Informationen auf der Shopseite, ein schneller Versand und unproblematischer Umtausch sowie der nette Kontakt sind überaus kundenfreundlich.
Dennoch bin ich von dem Modell bzw. der Fertigung nicht wirklich überzeugt.
Das Problem mit der unzureichend verklebten Innensohle hatten wir schon einmal (siehe Explorer von Magical Shoes). Hier fehlt die Qualitätskontrolle, bevor der Schuh in den Verkauf geht.
Das Konzept mit der doch sehr großen Zehenbox ist für mich nicht stimmig. Sogar Wolfgang passt mit Schuhgröße 44 in die Zehenbox meines Modells für Damengröße 41. Es wäre vorteilhafter, wenigstens 2, besser 3 Breiten anzubieten: schmal, normal, breit (extra schmal und extra breit gibt es ja schon bei anderen Modellen von Ahinsa Shoes).
Insgesamt empfinde ich die Sohle als zu steif für einen Barfußschuh. Der Fuß kann sich dadurch nicht genügend bewegen (aufwölben). Außerdem verliert sich der Fuß in der überbreiten Zehenbox, im hinteren Bereich sitzt er dagegen gut.
Der Tragekomfort wird zudem durch die Polsterung im Knöchelbereich beeinträchtigt. Zum einen ist sie nicht tief genug ausgeschnitten, zum anderen drücken und reiben die beidseitigen Nähte sehr unangenehm am Knöchel.
Nicht so ganz optimal ist auch das Sohlenprofil. Trotz guter Rutschfestigkeit sind die Rillen viel zu eng. Sie setzen sich schnell zu und lassen sich nur mühevoll reinigen. Außerdem zeigen sich nach der Reinigung Verfärbungen, die sich nicht leicht entfernen lassen.
Insgesamt bleibt der Pura 2.0 angesichts des doch sehr hohen Preises für einen Barfußschuh deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Die Ergebnisse im Überblick
Zur Übersicht aller Minimalschuhtestberichte
Jahrgang 1966, Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Lebt seit 2015 ganzjährig barfuß. Hobbys: Wandern, Radfahren, Ideen in Projekte umwandeln. Autorin von „Garten planen wie ein Profi“ und „Zuckerfrei essen jeden Tag„. Lebt mit Wolfgang im wunderschönen Allgäu.
Hallo Ihr Barfüßler,
ich freue mich von Euch zu lesen, habe schon sehr viel von Euch lernen dürfen!
Ich kann den Test sehr gut nachvollziehen und auch verstehen. Seit dieses Jahr im Frühjahr bin ich nur noch in Barfussschuhen/Minimalschuhen unterwegs. Es hat sich inzwischen sehr viel bei mir verändert. Ich habe auch festgestellt, wenn ich in die Pilze gehe (ich gehe meist in recht unwegsames Gelände) bemerke ich keinerlei umknicken mehr. Die Füße schmiegen sich an den Untergrund. Am liebsten laufe ich mit Leguanos (habe ein Outlet in der Nähe, da kann ich bequem vor Ort den Sitz prüfen), sind leicht zu reinigen, rutschen nicht auf dem Untergrund – und ich laufe sehr sicher. (bin aber auch erst 73 J.:-))