Minimalschuhtest Shamma Sandals Warriors

Testautor: Wolfgang Hilden

  1. Hersteller: Shamma Sandals, USA
  2. Modell: Shamma Sandals Warrior mit UltraGrip-Fußbett
  3. Kaufdatum: Juli 2019 (zur Verfügung gestellt von goFree Concepts)
  4. Preis: €94,90
  5. Weblink: Shamma Sandals*
  6. Schuhtyp: Huaraches Sandale
  7. Material: 5mm Vibram® Newflex Gummi Sohle, Nylon-Bänder mit Velours-Coating, Fußbett aus PU, insgesamt vegan
  8. Gewicht: Paar 225g (Größe 10, inkl. Powerstraps)
  9. Aussehen

Die Shamma Sandals sind im Grunde Huaraches, aber im Unterschied zu einfachen Modellen (wie der „Geniale Sandale“) mit sehr komfortabler und optimal einstellbarer Schnürung aus stabilen Nylonbändern, ohne störende Knoten auf der Sohlenunterseite. Bei Bedarf lässt sich die Schnürung durch sogenannte „Power Straps“ ergänzen, die den Fuß am Rist zusätzlich fixieren.

Shammas Warrior mit Powerstraps

Shammas Warrior mit Powerstraps von vorne

  1. Verarbeitung

Die Shammas werden in einem kleinen US-amerikanischen Betrieb einzeln in Handarbeit hergestellt. Die Verarbeitung ist sehr aufwändig, mit sauberen Nähten an den Bändern, aufgenähtem weichem Veloursbesatz, Aussparungen im Sohlenprofil für die Halterungen der Bänder auf der Unterseite sowie Klettverschlüssen.

Stegverankerung

  1. Stimmigkeit der Größenangabe (fällt er größer oder kleiner aus als angegeben?)

Das Finden der richtigen Größe ist mit der Anleitung von goFree Concepts sehr einfach und führt zu einem guten Ergebnis.

  1. Packmaß (rollbar?)

Die Shammas sind gut rollbar Bei Größe 10 ist der Durchmesser der einzelnen Rolle 7cm, die Höhe 12cm. Somit kann man sie in Rucksackaußentaschen verstauen.

Shammas Warrior Rolle

  1. Anziehbarkeit (trockene und nasse Füße; stehend oder nur im Sitzen)

Die Warriors lassen sich auch nass gut im Stehen anziehen, wenn man den Fuß von hinten in die Schnürung schiebt. Es gibt kein Schnurchaos wie bei vielen einfachen Huaraches, was mich bei meinen selbstgebastelten Exemplaren regelmäßig in den Wahnsinn trieb…

  1. Barfußgefühl (Passform, Sohlenstärke, Fersensprengung etc)

Die Warriors haben die dünnste Sohle des Shamma-Sortiments, entsprechend biegsam ist sie. Natürlich ist die Sohle mit ihren 5mm dennoch zu dick, um ein Barfußgefühl wie z:B. in den dünnsohligen Skinners zu erreichen. Die Luftigkeit und damit das Freiheitsgefühl für den Fuß ist allerdings wie bei allen Huaraches einfach toll.

Etwas zwiespältig war mein Eindruck, was den Zehensteg angeht. Der kann sehr störend sein. Man hat es nämlich bei den Shammas im Zehenbereich mit flachen Nylonbändern zu tun, die sich im Zehenzwischenraum zwar falten, aber dennoch mit den Kanten reiben. Über die sehr variable Schnürung lässt sich die Situation mit etwas Herumprobieren aber stark verbessern. Die zahlreichen Einstellmöglichkieten sind dazu sehr hilfreich.

So richtig angenehm wurde es bei mir allerdings nie. Auch nicht bei Einsatz der Power Straps. Hier spielt aber auch die Breite des Zehenzwischenraums eine große Rolle. Ich stellte bei der Gelegenheit fest, dass ich in der Beziehung sehr unterschiedliche Füße habe. Rechts ist der Zwischenraum schmal, entsprechend stört der Steg. Links ist er breit und der Steg stört fast überhaupt nicht. Versuchshalber habe ich rechts das Nylonband mit Leukoplasttape umwickelt, was auch eine Verbesserung brachte. Insgesamt gibt es aber an dieser Stelle noch Entwicklungsbedarf. Vielleicht fällt den Leuten von Shamma Sandals dazu noch etwas ein?

Shammas warrior Zehensteg

Sandalentypisch gibt es ein weiteres Problem: Geht man etwas unachtsam auf steinigem Untergrund, geraten schnell kleine Steinchen zwischen Fuß und Sohle, die man dann erst mal wieder loswerden muss, bevor man weitergeht.

  1. Sitz des Fußes im Schuh (fest, oder rutscht er?)

Der Sitz ist sowohl bei trockenen als auch nassen Füßen sehr gut, so lange man sich in ebenem Gelände befindet und man nicht auf extrem schlammigen Untergrund gerät. Schlamm auf der Innensohle reduziert den Grip im Schuh auf nahezu Null.

Im stark geneigten Gelände ist der Sitz bergauf und bergab sehr gut. Beim Queren von steileren Hängen ist er teilweise unbefriedigend und in schwierigem Gelände nicht sicher genug. Hier helfen dann allerdings die zusätzlich verfügbaren Power Straps, die den Halt in den Warriors entscheidend verbessern.

Shammas Warrior im Hang

  1. Rutschfestigkeit der Sohle (vor allem auf Schlamm und Schnee, auch in steilem Gelände, längs und quer)

Die Shamma Sandals gibt es in verschiedenen Ausführungen. Die Warriors wurden für das Gelände konzipiert. Die Rutschfestigkeit ist dank der Vibram-Sohle mit gezackten 2mm Profilstegen sehr gut, auch auf schlammigen Untergründen oder Schnee.

Shammas Warrior Profil

  1. Durchstichfestigkeit der Sohle

Einem aus einem Brett ragenden dicken Nagel wird die Sohle eher nicht widerstehen, wohl aber Glasscherben und Reißzwecken. Wenn man da ganz sicher gehen will, gibt es die Warriors auch mit einer 8mm-Sohle. Dann heißen sie „Mountain Goats“ und haben dann natürlich mit Barfußlaufen etwas weniger zu tun.

  1. Fußschweißbildung

Dank der extremen Luftigkeit ist Fußschweiß kein Problem, auch nicht an der Fußsohle. Die Warriors gibt es übrigens auch mit Lederfußbett, das sicher sehr angenehm ist. Da ich hauptsächlich im Gelände unterwegs bin, bevorzuge ich wegen der Pflegeleichtigkeit das Ultragrip-Fußbett.

  1. Thermoisolation im Winter (tauglich bis zu welcher Temperatur?)

Hier haben wir natürlich die Schwachstelle aller Sandalen. Die Shammas sind entsprechend auch eher für die warme Jahreszeit gedacht. Auf kalten Böden und festem Schnee schützen sie die Fußsohlen in einem gewissen Maß vor Auskühlung. Lockerer Schnee gerät aber sofort auf die Fußoberseite und zwischen Sohle und Fuß und kühlt so die Füße extrem schnell ab. 

Shammas im lockeren Schnee

  1. Wasserdichtigkeit

Die Shamma Sandals sind natürlich nicht wasserdicht.

  1. Schmutzabweisende Eigenschaften

Die Warriors sind nicht sonderlich schmutzabweisend. Staub und Erde gerät leicht in die feinen Ritzen von Nylonbändern und Sohle und setzt sich dort fest.

  1. Leichtigkeit der Reinigung

Die Warriors lassen sich unter fließendem Wasser mit einer Bürste sehr leicht reinigen.

  1. Defekte (unabhängig vom Verschleiß)

Bisher gab es keine Defekte.

  1. Verschleiß (welche Teile, in welcher Zeit?)

Bisher war ich mit den Shammas hauptsächlich im Geröll und auf Splitt unterwegs. Trotz dieser fordernden Untergründe ist bisher kaum Verschleiß festzustellen.

  1. Fazit

Die Shamma Warriors sind die Luxusausführung einer Huaraches Sandale mit einem gut durchdachten Konzept und stabilen Materialien. Sie zeichnen sich aus durch die Huaraches-typische Luftigkeit, kombiniert mit einer durch Klettbänder erreichten extrem leichten Verstellbarkeit für perfekten Sitz und Halt. Die zusätzlich verfügbaren Power Straps erhöhen die Eignung für schwieriges Gelände. Die Vibram-Sohle sorgt dazu für sehr guten Grip. Der ebenfalls Huaraches-typische Zehensteg ist allerdings nicht für jeden angenehm. Von Vorteil ist ein großer Zehenabstand. Wintertauglich sind die Shamma Warriors wohl eher nicht, dafür aber ideal für den sommerlichen Einsatz, wo man in geschlossenen Minimalschuhen doch sehr mit Fußschweiß zu kämpfen hat.

Die Ergebnisse im Überblick

Möglicher Einsatzbereich

Theater Büro Freizeit Wandern leichtes Gelände Wandern schweres Gelände

O

++

+

O

Ergebnisse in den einzelnen Kategorien

Material

+

Verarbeitung

++

Stimmigkeit der Größenangabe größer (>) oder kleiner (<) als angegeben, oder stimmt die Größe (<>)?

<>

Packmaß (rollbar?)

+

Anziehbarkeit (trockene und nasse Füße; stehend oder nur im Sitzen)

+

Barfußgefühl (Passform, Sohlenstärke, Fersensprengung etc)

++

Sitz des Fußes im Schuh (fest, oder rutscht er?)

+

Rutschfestigkeit der Sohle (vor allem auf Schlamm und Schnee, auch in steilem Gelände, längs und quer)

+

Durchstichfestigkeit der Sohle

++

Fußschweißbildung

++

Thermoisolation im Winter unter 0°C

– –

Wasserdichtigkeit

– –

Schmutzabweisende Eigenschaften

Leichtigkeit der Reinigung

++

Defekte (unabhängig vom Verschleiß)

++

Verschleiß

++

++ =sehr gut, + gut, O = befriedigend, – = ausreichend, – – = mangelhaft

Mehr zu den Shammas:

shammas

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13 Gedanken zu „Minimalschuhtest Shamma Sandals Warriors“

  1. Hallo Wolfgang,

    die Worriors sind soeben eingetroffen 🙂 Mir ist sofort aufgefallen, dass auf der Unterseite de Befestigungen stark hervorstehen. Sind auch am Fuß spürbar. Hast du Erfahrung damit, ob sich das nach ein paar mal tragen ‘glättet?’ Ich wage garnicht, sie zu Hause auf dem Parkett Probe zu tragen.

    Vielleicht kannst du dazu ja etwas sagen.

    Danke vorab und lieben Gruß
    Sascha

    Antworten
    • Hallo Sascha,

      bei meinen Warriors sorgen die Aussparungen im Sohlenprofil dafür, dass die Befestigung für den Zehensteg nur einen Millimeter heraussteht. Ähnlich ist es bei den zwei anderen. Ist das bei Dir anders? Ich spüre sie beim Laufen überhaupt nicht. Da ich sie wegen meiner Aversion gegen Zehenstege nicht oft nutze, sind sie auch noch nicht stark abgelaufen. Damit sollten sich Deine Warriors auch sofort gut anfühlen. Auf dem Parkett kannst Du das aber schon testen, da passiert doch nichts.

      Liebe Grüße,
      Wolfgang

      Antworten
      • Guter Bericht, deckt sich 1:1 mit meinen Erfahrungen, was Zehensteg, Geländetauglichkeit und Halt bei Nässe angeht.
        Da ich in einer schotterverseuchten Gegend lebe, werden Sandalen von mir gern auf diesen Mergel-Schotterwegen getragen, auch wenn ich z B. den Hund ausführe. Bei mir sind schon zwei Mal die Plastikteile zerbrochen, welche den Zehensteg in der Sohle halten. Sehr unangenehm, wenn das mitten in einem steilen, schotterigen Abstieg passiert! Man kann das zwar ersetzen, was aber 10$ kostet und man muss die Riemen neu fädeln.
        Für mich sind die Warriors daher nichts mehr, trotz sehr gutem Bodengefühl und trotz Ersetzbarkeit des Teils. Die Dinger taugen nichts, wenn sie auf Mergelschotter getragen werden.

        Antworten
  2. Servus,

    ich habe mir vor 6 Wochen diese Sandalen gekauft, nach dem ich 2 Wochen vorher anfing Barfuß zu gehen.
    Auch heute habe ich sie an gehabt und finde sie besser als jeder geschlossenen Schuh.
    Sollte es richtig Kälte und Schnee geben, werde natürlich meine Füße schützen mit entsprechendem Schuhwerk.
    Leider kann ich nur in meine Freizeit Barfuß gehen, weil ich als LKW – Fahrer im Baustellenverkehr nicht auf die Schuhe verzichten kann und darf.
    Dafür ist die Freude größer, wenn ich endlich die Schuhe ausziehen kann(darf).

    Und ja, ich lasse es langsam angehen, d.h ich komme Täglich Barfuß nach Hause auf eine Distanz von 1000 Meter.
    Im Frühjahr werde ich dann langsam die Strecke “verlängern”.

    Gruß an alle Barfuß geher und Läufer!

    Antworten
  3. Hallo Wolfgang,
    vielen Dank für den informativen Testbericht. Auch mir erscheint diese Sohle mit ihren 5 mm recht dick. Meine Huaraches von Chala mit ihren 3,6 mm Stärke (Classic dünn, Lederauflage) halte ich da für einen besseren Kompromiss. Aber ich gebe Dir ja so recht: Das Gepfriemel mit deren Schnürung ist wirklich nervig.
    Aber auch der breite Zehen-Steg der von Dir getesteten Shamma Sandals Warrior sind wahrhaftig nicht das gelbe vom Ei. Da gibt es von anderen Herstellern bereits bessere Ansätze. Dennoch ist eine interessante Variante.

    Ich komme mit meiner Frau Sabine gerade von einem meiner regelmäßigen Barfuß-Dauerläufen zurück. Es ist schier unglaublich, wie energetisierend sich die Reize über die nackte Fußsohle im Vergleich mit Barfußschuhen auf den ganzen Körper auswirkt. Fazit: So oft und so lange wie möglich barfuß!

    Liebe Grüße von Thomas (und Sabine)

    Antworten
    • Hallo Thomas,
      ein Teil der 5mm wird für das Profil (2mm) benötigt. Durch die tiefen Profilschlitze ist die Sohle sehr biegsam und vor allem geländegängig.
      Aber Du hast natürlich recht: kein noch so minimalsitischer Schuh kann das Barfußlaufen ersetzen.
      Liebe Grüße, auch an Sabine,
      Wolfgang

      Antworten
  4. Danke für den interessanten Test. M.E. geht nichts über das reine Barfusslaufen. Aber bei Schotterstrecken sind die Sandalen ja wirklich eine Alternative. Den Preis finde ich allerdings ambitioniert.
    Gruss von Michael.

    Antworten
    • Beim Preis muss man immer berücksichtigen, was man eigentlich unterstützen will. Handwerksbetriebe in Deutschland oder den USA können nicht das Lohnniveau fernöstlicher Massenbetriebe unterbieten. Wir haben uns derart daran gewöhnt, dass unglaublich billige Arbeitskräfte in unglaublicher Armut die ebenso unglaublich niedrigen Preise ermöglichen, die wir offenbar inzwischen für das Maß aller Dinge halten. Die Shammas werden in den USA gefertigt, in einem kleinen Handwerksbetrieb. Und von Erwachsenen… Da sind fernöstliche Wunderpreise dann eher unrealistisch.
      Gruß von Wolfgang

      Antworten
  5. Diese Art von Sandalen (Huaraches) habe ich seit Jahren im Einsatz zum Wandern. Und zwar genau wegen der Nässe. Wenn man mehrere Tag geht, und es regnet, und man nächtigt im Zelt, dann werden andere Schuhe nicht trocken, und fangen an zu stinken. Und zwar dauerhaft, sobald sie nur etwas nass wieder werden.

    Die Huaraches dagegen trocknen schnell, der Fuss noch schneller. Ein trainierter Fuss (Kneipp – Tautreten !) fühlt sich dann sehr wohl. Kälte lässt sich bis ca. 0°C ertragen, wenn kein Wind geht. Dieser kann sehr unangenehm werden, wenn weniger als 10°C herrschen. Windschutz ist es als, welcher benötigt wird. Hier experimentiere ich schon seit einiger Zeit, mit guten Zwischenergebnissen. (Socken helfen nichts, schaden nur.)

    Antworten
  6. Ein Lederfussbett ist für diese Art von Sandalen nur optisch nett. Die Funktion leidet stark, denn bei Nässe rutschen die Sandalen sehr viel stärker, als wenn man direkt auf dem Vibramgummi geht.

    Antworten

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