Ein Jahr Barfuß leben. Mein Rückblick

Ein Jahr – Vier Jahreszeiten

Nun bin ich ein ganzes Jahr barfuß unterwegs und genieße in vollen Zügen die ersten sommerlichen Tage. Der erste Barfuß-Winter liegt hinter mir und damit auch viele interessante Erfahrungen. Ganz vorne liegt die Erkenntnis, dass meine Füße vielmehr aushalten, als ich ihnen jemals zugetraut hätte und dass es einfach nur toll ist, keine Schuhe mehr zu tragen.

Die Beschaffenheit meiner Füße bzw. der Fußsohlen verändert sich mit den Jahreszeiten. Im Sommer lederig, im Winter härter, im Frühjahr wieder weicher, jetzt wieder lederig. Sehr interessant! Sie haben sich entsprechend an Witterung bzw. Bodentemperatur angepasst und meinen Körper damit geschützt. Obenherum war ich immer gut eingepackt, was gerade im Winter ein kurioses Bild abgegeben hat 🙂

Barfußlaufen im Dorf

Unser Dorf ist recht beschaulich, hat etwas mehr als 2000 Einwohner. Da fällt man dann schon eher auf, als in der Großstadt, besonders wenn man wie ich, per Rad oder zu Fuß unterwegs ist. Für Einkäufe und Erledigungen suche ich hauptsächlich die regionalen Geschäfte auf. So kommt es häufig vor, dass ich mehrmals den selben Menschen begegne und erst nach dem 3. oder 4. Mal kommt der erstaunte Ausruf “Sie sind ja barfuß!”. Dann folgt meist ein kurzer Augenblick der Sprachlosigkeit, weil der so Erstaunte erst mal intensiv darüber nachdenkt, was das nun zu bedeuten hat 🙂 . Meist ergibt sich ein anregendes Gespräch und gerade die ältere Generation erzählt dann, dass man früher immer barfuß lief und dass das völlig normal gewesen sei. Aber nein, heute könne man das nicht mehr.

In diesem ganzen Jahr habe ich es noch nicht wirklich erlebt, dass jemand empört war und mir das auch unmissverständlich mitgeteilt hat. Unverständnis, ja, das kommt öfter vor. Oder der lautstarke Kommentar desjenigen: “Das könnet ich nicht” oder “da würde ich sofort krank werden”.

Krank sein war gestern

Überhaupt ist es den meisten Menschen unverständlich, dass ich nicht permanent erkältet bin oder eine Blasenentzündung habe, sondern mich bester Gesundheit erfreue. Selbst durch den Winter bin ich gesund gezogen, obwohl – oder vielleicht gerade weil – ich meist barfuß lief. Ja, meine Zehen sind auch noch alle dran 🙂

Bis jetzt gab es auch keine Schwierigkeiten mit dem barfüßigen Besuch von Lokalen oder Geschäften oder anderen Einrichtungen.

Wenn ich eingeladen bin und eine Wohnung betrete, frage ich vorher, ob es in Ordnung ist, wenn ich barfuß bleibe. Meist sind die Gastgeber erstaunt über die Frage, doch für den Fall einer Ablehnung habe ich für solche Gelegenheiten immer ein paar dünne Söckchen dabei. Ich bin da ganz flexibel und richte mich gerne nach den Wünschen der Gastgeber 😉

Adé Fußpilz

Aus vielen Gesprächen im Laufe dieses Jahres hat sich auch etwas herauskristallisiert: die Angst vor Fußpilz. Viele, die zum ersten Mal mit dem Barfußgehen konfrontiert werden, äußern diese Bedenken. Fußpilz (wie alle Pilze), liebt ein Klima von feucht, warm und dunkel. Wer also unter Fußpilz leidet, sollte seinen Füßen etwas Gutes tun, sie aus dem Schuh- und Sockengefängnis befreien und barfuß gehen, soviel wie möglich, am besten permanent. Barfußgehen ersetzt zwar nicht die Behandlung von vorhandenem Fußpilz, kann aber vorbeugend wirken und die Behandlung unterstützen. Fußpilz wird durch Mikroben verursacht, die nur dann Zugang zu unserem Körper haben, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Barfußgehen kann Dein Immunsystem stärken, ist aber kein Garant dafür, sich keinen Fußpilz einzufangen. Siehe dazu auch unseren Beitrag über Fußpilz, Nagelpilz und Dornwarzen.

Auch die zahlreichen Fußdeformierungen wie Hallux Valgus, Hammerzehen, Senkfuß, Spreizfuß etc. sind kein Grund, um aufs Barfußlaufen zu verzichten. Man verschafft sich dadurch sogar Linderung oder Besserung oder wird sogar beschwerdefrei. Inzwischen gibt es viele Beiträge im Internet zu diesem Thema.

Kinder lieben Barfußlaufen

Am nettesten – und lustigsten – reagieren Kinder, wenn sie mich barfuß sehen – zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Manchmal sind sie einen Augenblick später auch barfuß oder löchern ihre Eltern mit dem bekannten Warum trägt die Frau keine Schuhe?  Wenn Kind dann auch barfuß laufen will (was oft der Fall ist), kommen – meist unsinnige – Argumente gegen das Barfußlaufen auf den Tisch. Kennt Ihr den Satz der Kleinen “schau mal Mami, die Frau ist mit ohne Schuhe”. Einfach köstlich 🙂

Kommt es im unwegsamen Gelände zu Begegnungen, höre ich oftmals ein “Respekt, Respekt” – manchmal hält man auch Smalltalk. Dann geht es meist um faktische Fragen bzgl. Fußsohlen, Bodenbeschaffenheit oder Minimalschuhe.

Soziale Ausgrenzung?

Gleich nach der Angst um Fußpilz kommen soziale Bedenken: “Was denken die Leute über mich, wenn ich plötzlich keine Schuhe mehr trage?”. Barfußlaufen = sozialer Abstieg? Nein, keineswegs. Es ist die Freiheit JA zu sagen: zu Gesundheit, Fitness, Selbstbestimmtheit, Lebensgefühl, Jugendlichkeit (ja, auch im Alter darf man sich jung fühlen!). Bewusstes Leben, Erdverbundenheit, achtsamer Umgang mit der Seele bis hin zum Verzicht auf Enge (physisch und psychisch). Sogar Schmuck kann man an den Zehen (Ringe) und Füßen (Fußbänder) tragen, wenn man nicht darauf verzichten möchte. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Oder ein passendes Shirt tragen 🙂 :

Was sollen denn die Leute denken

Barfuß Skifahren?

Einige Male war ich beim Skilanglaufen auf der Piste rund um unser Dorf. Das erste Mal noch wie gewohnt mit dicken Socken in den Schuhen. Doch ich bekam dermaßen “Kochfüße”, das war schon nicht mehr schön. Beim nächsten Mal zog ich dünne Sneakersöckchen an, doch das war immer noch zu viel. Herrje, so was Kompliziertes 🙂 Erst als ich barfuß in die Langlaufschuhe stieg, fühlte ich mich einigermaßen wohl und die Tour wurde zu einem schönen Erlebnis.

eva loipe

Nie mehr mit normalen Schuhen

Das Barfußlaufen gehört jetzt zu mir wie mein Name. Ich wüsste keinen Grund, warum ich nochmal irgendwann einfach so Schuhe tragen sollte.

Es gibt nach wie vor Gelegenheiten, bei denen ich auf Gymastikschlappen oder die Leguano zurückgreife. Das sind in erster Linie unbarmherzige, lange Schotterwege oder die ausgedehnten Geröllwege ohne Ausweichmöglichkeit in den Bergen (oberhalb der Baumgrenze). Ebenso die mit Brombeerranken übersäten Waldgebiete abseits von Wegen begehe ich lieber mit Notschuhen. Im Herbst habe ich mir auf einer meiner Exkursionen eine solche dornige Brombeerranke durch den Zehenzwischenraum gezogen – autsch – nein, das brauch ich nicht mehr 🙂

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Gemeine Schotterwege

Meistens kann man auch an Schotterwegen entlang rechts oder links auf dem schmalen Grünstreifen gehen – nur wenn der gänzlich fehlt, weil der Schotter vielleicht im Sonderangebot war, erreiche ich meine persönliche Barfußschmerzgrenze. Das kommt allerdings wirklich selten vor.

Wenn ich mit beschuhten Wanderern unterwegs bin und im Tempo mithalten will, greife ich aus Sicherheitsgründen schneller zu den Minimalschuhen, als wenn ich allein wäre und mir aufmerksam meinen Weg suchen könnte.

Hier auf dem Weg von der Tirolerhütte runter zur Fallmühle – ein Schotterweg, der rechts und links gesäumt ist von kurzem stacheligen Gras, Dornen und Disteln. Meine Begleiterinnen schon in weiter Ferne, zog ich hier die Leguano an, um aufzuholen.

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Barfuß Radfahren

Mein Highlight hingegen ist das barfuß Radfahren. Es gibt keinen Grund, dies nicht zu tun. Das Beste daran ist, dass meine Füße und Beine überhaupt nicht mehr ermüden. Gerade bei den sommerlichen Temperaturen! Da macht eher mein Po schlapp oder die Handgelenke rufen nach einer Pause 🙂 Barfuß Radfahren mit der Moto Pedale ein schönes Erlebnis.

Eva fährt mit dem Mountainbike einen Forstweg entlang

Barfuß Joggen?

Gegen Ende des Winters habe ich mit dem Laufen (leichter Jog) begonnen. Hierbei trage ich lieber Leguano, nachdem ich mir einige Male doch recht weh getan habe. Ich konnte nicht so schnell auf spitze Steinchen reagieren, wie ich die Füße setzte. Auf dem Laufband schaffe ich mit den Leguano etwa sechs Kilometer, bevor komischerweise die Ballen anfangen zu kribbeln (unangenehm). Seit ich jedoch leichte Laufschuhe trage, kann ich größere Distanzen zurücklegen. Barfuß auf dem Laufband – hab ich probiert. Klappt aber nur etwa zwei Kilometer. Da Joggen nicht so sehr meins ist, habe ich damit wieder aufgehört 😉 Wenn Du daran interessiert bist, barfuß zu joggen, kann ich Dir den Artikel von Thomas empfehlen, der barfuß joggt und Marathon läuft.

Soweit zu meinen persönlichen Erfahrungen. Meine Wirbelsäule ist vom Hals bis zum Steiß entspannt, auch die Hüfte sagt kein Wort mehr auf längeren Touren. Ich fühle mich locker und leicht, habe einen beschwingten Gang. Ich brauche nicht mehr soviel Kleidung tragen, da der Stoffwechsel gut in Schwung ist. Und natürlich keine Socken mehr waschen 🙂

Ich wünsche Dir einen schönen Barfuß-Sommer!

Eva

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5 Gedanken zu „Ein Jahr Barfuß leben. Mein Rückblick“

  1. Servus an alle Barfüßer,

    mittlerweile bin ich auch schon seit einem Jahr barfuß unterwegs.

    Es war es ein Ereignisvolles und schönes Jahr für mich und mein Körper hat sich in der Tat verändert. Äußerlich nicht so, innerlich aber umso mehr.

    Kann also, alles was die Eva beschrieben hat zu 100% unterschreiben!

    Bis heute besitze ich keine Minimalschuhe, lediglich meine Shamma´s ziehe ich je nach Lust & Laune oder im Bedarfsfall an.

    Wenn ich geschlossene Schuhe anziehen muss, wie auf der Arbeit, dann bin ich total unglücklich und gar teilweise gereizt.

    Selbst auf der Arbeit habe seit Mai noch keine socken angezogen und bei längeren Fahrten (ab 30 Min) fahre ich bis zur Baustelle barfuß.

    Wenn mich unsere Fuhrparkleiter auf dem Hof mit der Shamma´s sieht, fragt mich immer, wieso ich Schuhe anhabe, wenn ich Barfüßer bin?

    Antwort; wegen UVV auf dem Firmengelände!

    Auf der Weihnachtsfeier ende November werde definitiv Barfuß sein.
    Ich habe eh nur 1500 Meter Fußweg bis dahin und die kann man auch locker auch bei 0°C bewältigen.

    Übrigens, ich genieße es regelrecht bei Regen Barfuß zu sein.

    Es sieht für die anderen etwas seltsam an, Barfuß und mit Regenschirm unterwegs zu sein, mir ist es aber egal was die sich denken.

    Würden sie auch so denken wie ich, wären sie auch Barfuß unterwegs und das mit 99% iger Sicherheit. Das weiß ich von den vielen Begegnungen mit verschiedenen Leuten aus verschiedenen Berufsfeldern.

    Sie wollen aber lieber Zivilisationskonform sein!

    Lieber die krummen und kranken Füße in schöne schuhe stecken als öfters ohne Schuhe zu gehen, dafür aber mit gerade Zehen und Gesunde Füße.

    Ich bleibe auf jeden Fall bei meine Barfüßigkeit!

    In diesem Sinne, euch eine schöne Herbstzeit und bleibt Gesund & Barfuß!

    Grüße aus dem Hunsrück

    Florin

    Antworten
      • Hallo Eva Marie,
        Ich bin jetzt seit 5 Jahren Tag für tag barfuß unterwegs. Schuhe trage ich nur noch in der Arbeit
        Bei mir war die Psyche der Auslöser, bzw .nach einem Aufenthalt in einer Psychosomatischen ( 2017) Klinik. Ich bin genauso wie du sehr gerne im Regen unterwegs. Aber ich liebe auch den Herbst und das Frühjahr. Krank sein, Depression sind für mich kein Thema mehr.
        Barfuß zu sein ist für mich Selbstbewusstsein, Freiheit, Gesundheit, Glück und Wohlbefinden.

        Antworten
        • Hallo Jürgen,
          herzlich Willkommen bei uns im Barfussblog.
          Es freut mich, dass das Barfußgehen zu Deiner Gesundung beigetragen hat und es Dir auch weiterhin Spaß bereitet.
          Mit dieser Erfahrung stehst Du nicht alleine da 🙂
          Schöne Grüße aus dem Allgäu
          Eva

          Antworten

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